„Tut mir leid, William. Ich habe dir so oft vergeben, aber irgendwann ist Schluss. Ich kann das nicht mehr. Miss Elias hat recht. Entweder ich bekomme das, was ich fordere, oder wir klären das vor Gericht.“
Jones und Prescott sehen sich an, wenden sich von uns ab und flüstern sich gegenseitig etwas zu. Plötzlich setzt sich Prescott gerade hin, ballt die Hand zur Faust und reißt die Augen auf. Jones tätschelt seinen Arm, woraufhin sich Prescott wieder nach vorn beugt. Sie flüstern wieder miteinander und ich nehme ein leises „Das werde ich nicht zulassen“ wahr.
Wir werden zu keiner Übereinkunft kommen. Ich sehe uns schon vor dem Richter stehen. Falls es dazu kommen sollte, wäre es sogar möglich, dass Mrs. Jones mehr bekommt als das, was wir jetzt beanspruchen. Ich weiß, dass er ungefähr vierzig Millionen Dollar bei verschiedenen Banken und mehrere Aktienanteile an diversen Firmen hat. Außerdem hat er hier in Houston ein Penthouse, das Haus in den Hamptons und ein großes Ferienhaus in Florida. Sollte der Richter ihr die Hälfte zusprechen, dann würde ich mit meinen dreißig Prozent Honorar ein hübsches Sümmchen bekommen. Dann könnte ich damit ein kleines Haus in San Antonio kaufen und einrichten, damit meine Mutter dort leben kann.
Ich schaue auf die Uhr. Je länger die zwei sich unterhalten, desto ungeduldiger werde ich. Mit den Fingernägeln trommele ich auf der Tischplatte herum.
„Also gut, Eva.“ Jones dreht sich zu uns herum. „So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Wir sehen uns vor Gericht wieder.“ Diese Aussage von Jones scheint seinem Anwalt nicht besonders zu gefallen, denn er lässt den Kopf sinken. Er hat wohl auf eine außergerichtliche Einigung gehofft. Für ein paar Sekunden hält Jones den Blickkontakt zu seiner Frau. Doch ihre Miene bleibt steinhart, woraufhin er aufsteht und den Raum verlässt.
„Na dann, Herrschaften“, verkündet Prescott. „Ich werde schnellstmöglich einen Termin bei Gericht beantragen.“ Er steht auf, packt seine Unterlagen ein und kommt um den Tisch herum. Als er neben mir steht, erhebe ich mich und reiche ihm die Hand.
„Ich freue mich schon darauf, Sie vor Gericht zu erleben, Frau Kollegin. Mir wurde schon berichtet, dass Sie nicht gerne verlieren, und ehrlich gesagt freue ich mich darauf, der Erste zu sein, der Sie in die Knie zwingen wird.“
„Freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Kollege.“
Prescott verlässt den Raum und Eva steht auf. Sie stellt sich neben mich. „Danke für Ihren Einsatz.“
Sie wirkt erleichtert, dennoch sehe ich die Tränen in ihren Augen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, eine Ehe, die so lange gehalten hat, mit einem Schnips zu beenden.
Kapitel 3
Christopher
Es gibt eine Menge Dating-Seiten im Netz, aber keine „Finde eine Ehefrau“-Agentur. So ein verdammter Mist. Wenn ich mich auf die Kreise fokussiere, in denen ich mich bewege und meine Abende verbringe, werde ich keine Frau zum Heiraten finden. Und unter den jungen Damen, die zur Gesellschaft meiner Eltern gehören, sowieso nicht. Die sind mir zu eingebildet und total verwöhnt. Zwei Mal habe ich den Fehler gemacht und mich auf ein kleines Abenteuer mit einer dieser verwöhnten Gören eingelassen.
Eine davon war die Tochter eines Immobilien-Tycoons. Nachdem wir miteinander gefickt hatten, sagte ich ihr, dass es kein zweites Date geben werde. Daraufhin warf sie mit sämtlichen Gegenständen nach mir, die sie im Hotelzimmer fand.
Die andere habe ich in mein Penthouse mitgenommen. Wir haben uns die Seele aus dem Leib gefickt. Danach meinte sie, irgendwelche Besitzansprüche an mich stellen zu können, weil ich den Fehler gemacht habe, sie mit nach Hause zu nehmen. Als ich ihr klarmachte, dass sie für mich nur ein One-Night-Stand war, trat sie mir in die Eier, sodass ich dachte, ich würde nie wieder einen hochbekommen.
Aus diesen Gründen halte ich mich von diesen wohlhabenden Frauen fern.
Da ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit habe, bis Luke erscheint, klicke ich auf eine dieser Dating-Seiten, um mich dort mal umzusehen. Jedoch sind das Seiten, die nicht für mich geeignet sind. Lauter junge Frauen, die auf der Suche nach dem richtigen Partner fürs Leben sind. Also gehe ich wieder auf Google und tippe Frauen in Houston ein. Unter anderem finde ich eine Seite, die Dream Girls Houston heißt. Was das wohl sein mag?
Ich klicke die Seite an. Wow! Ein Escort-Service. Lauter junge Frauen, einige davon in sexy Klamotten und andere in heißer Unterwäsche. In der Navigationsleiste kann man sich aussuchen, was man haben möchte. Ich klicke darauf und das Menü erscheint. Nun hat man die Auswahl. Von asiatischen über russischen Frauen und Latinas bis hin zu VIP-Escorts. Natürlich kommen nur VIPs für mich infrage. Ein neues Fenster erscheint, in dem unter anderem gefragt wird, ob man sich für einen Mann mit Klasse und Geschmack hält. Na klar tue ich das. Ich scrolle weiter und sehe mir die diversen Schönheiten an. Oh Mann! Eine schöner als die andere. Wie soll sich ein Mann da bloß entscheiden?
Als ich weiterscrolle, stoße ich auf die Anmerkung, was VIP-Escort bedeutet. Hier steht: Bei der Begleitperson sind Sie in den sicheren Händen sorgfältig ausgewählter Frauen, die Ihnen das Gefühl geben, ein König zu sein. Sie sind romantischer und intimer in ihren Dienstleistungen.
Ich denke, das entspricht genau meiner Vorstellung von einem tollen und aufregenden Abend. Eine der Damen ist mir schon ins Auge gesprungen. Ihr Name ist Dana, sie ist fünfundzwanzig Jahre alt, blond, hat volle Brüste und ist verdammt sexy. Beim Weitersuchen entdecke ich noch eine weitere. Sie heißt Alicia, ist dunkelhaarig, hat nicht ganz so üppige Brüste, ist aber genauso heiß wie Dana.
Da ich heute Abend sowieso nichts vorhabe, wähle ich die Nummer der Agentur, um zu erfahren, ob eine dieser beiden Damen heute Zeit für mich hätte. Nach dem fünften oder sechsten Klingeln ertönt eine weibliche Stimme.
„Dream Girls Houston Escort Service. Was kann ich für Sie tun?“
„Hallo. Ich …“ Für ein paar Sekunden stoppe ich und räuspere mich. „Ich interessiere mich für Ihre Dienste.“
„Natürlich, Sir. Haben Sie schon mal einen Escort-Service in Anspruch genommen?“
„Nein, das ist mein erstes Mal.“ Ich stehe auf, gehe um den Tisch herum zum Spiegel, der an einer Wand hängt, und betrachte mein Spiegelbild. Mein Freund wird in einer halben Stunde hier sein und ich telefoniere mit einem Escort-Service. Warum tue ich das? Es geht nur um Sex, deswegen.
„Darf ich Sie mit unserem Service vertraut machen?“
„Ich bitte darum.“
Die Dame am Telefon beginnt, mich über den Buchungsablauf aufzuklären. Man kann die Agentur per Telefon oder E-Mail kontaktieren, wenn man sich für eine der Damen entschieden hat. Von der Begleitung zu einem geschäftlichen Event oder einem Abendessen bis hin zur Buchung für einen aufregenden Abend mit sexuellem Kontakt ist alles drin. Das hört sich doch toll an. Sie weist mich darauf hin, dass die Damen entscheiden, wie weit sie während des Dates im Hotelzimmer gehen wollen, und dass jede einzelne ein Notrufsystem hat, um den hauseigenen Securitydienst zu rufen, sollte der Mann gewalttätig werden. Zu Beginn wird sie von einem Mitarbeiter begleitet, der sich dezent im Hintergrund hält und später in der Lobby wartet, um sicherzugehen, dass die Dame nicht in Gefahr gerät. Sollte sich die Dame wohlfühlen, ist sie auch bereit, diesen Mann ein weiteres Mal zu treffen, und dies auch ohne Security. Sollte beim vierten Date alles reibungslos klappen, wird man als VIP-Kunde geführt und hat das Privileg, die Telefonnummer der auserwählten Dame zu bekommen, um sie direkt zu kontaktieren und nicht über die Agentur zu gehen.
„Sind Sie geschäftlich hier, Mr. …“
„Palmer.