Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Hans
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831552
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zu geschehen schien. Jedem von ihnen hatte er große Aufgaben übertragen, die nicht nur Arbeit, sondern auch Ehre und Macht brachten.

      Als dann der Tod des Kaisers wirklich eintrat, konnte er es wagen, im Einverständnis mit ihnen jenen ungeheuren Betrug zu unternehmen … der Hauptstadt … ja der ganzen Welt den toten Kaiser als lebendig … als genesen zu zeigen. Dadurch aber hatte er sie noch viel fester an seine eigene Person gefesselt. Die Männer, die jetzt mit ihm zu Rate saßen, waren ihm mit Leib und Seele ergeben.

      »Wie weit sind die Truppenbewegungen an der russischen Grenze durchgeführt?« wandte der Regent sich an den Generalstabschef.

      »Sie sind noch nicht weit gediehen. Die Umgruppierung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, weil sie verschleiert durchgeführt werden muß. Sie könnte schneller vonstatten gehen, wenn ich die Vollmacht bekäme, die Verkehrsmittel zu beschlagnahmen. Die Militärschiffe können die Massen nicht so schnell bewältigen.«

      Der Schanti wehrte ab.

      »Unmöglich! Jede auffällige Maßnahme muß unterbleiben. Es genügt, wenn zuerst die Truppen in Jünnan und Kwangsi ausgewechselt werden. Die anderen Bewegungen können später erfolgen. Die Magazinbestände an den Westgrenzen sind voll aufgefüllt?«

      »Es ist geschehen, Herr.«

      Der Generalstabschef sprach weiter:

      »Leider ist es noch nicht gelungen, hinter das Geheimnis der Kompagnieschiffe zu kommen. Unsere Agenten brachten uns die Nachricht, daß Kreuzer mit Streuvorrichtungen ausgerüstet werden, von deren Zweck man noch keine Kenntnis hat.«

      Die Falten auf der Stirn des Regenten vertieften sich.

      »Der Ingenieur Isenbrandt! … Er ist das Haupt unserer Gegner. Alle technischen Teufeleien kommen von ihm! … Jetzt ist es zu spät. Längst hätte er unschädlich gemacht werden müssen.

      Geht es einmal vom Ili los, muß Wierny das erste Ziel sein … Nein! … Wierny muß früher fallen. Den Schiedsspruch beantworten wir sofort mit dem Aufstand der russischen Kirgisen. Wie weit ist er vorbereitet?«

      Der Generalstabschef antwortete:

      »Es bedarf nur eines Funkens, um ihn auflodern zu lassen. Unsere Emissäre haben die Kirgisen fest in der Hand. Die Irredenta arbeitet gut. Die Sprengung am Terekdamm zeigt, wessen die kirgisischen Brüder fähig sind.«

      Die Linke des Regenten ballte sich zusammen.

      »Die Schmelzarbeit war schlecht! Sie ist die Scherereien nicht wert, die wir jetzt darum haben …

      Man verlangt von uns Entschuldigung und Wiedergutmachung. Wir behandeln die Angelegenheit dilatorisch. Ich habe antworten lassen, daß unser Recht, in unserem Gebiet zu schmelzen, unzweifelhaft ist.

      Da man uns von der Errichtung des Ilidammes bei Terek offiziell nicht benachrichtigt hat, konnten wir ihn als nicht existierend betrachten. Damit entfällt für uns die Pflicht, allen Schaden zu ersetzen. Ohne den Dammbruch wäre die Katastrophe nicht so bedeutend gewesen …«

      Ein grimmiges Lächeln huschte über die Züge des Schanti.

      »… Unsere Schmelzarbeiten werden jetzt in einem Maße fortgesetzt, daß der Wiederaufbau des Dammes nur mit größten Schwierigkeiten vonstatten gehen könnte.

      Aber vielleicht wird die Kompagnie ihn … er war ja nur ein wohlüberlegtes Abwehrmittel dieses Isenbrandt … gar nicht wieder aufbauen … da sie ihn bei einem für sie günstigen Schiedsspruch nicht mehr braucht.

      Das Schiedsgericht … das will über unser altes Recht urteilen! … Und wird es vergewaltigen … allen geschichtlichen Tatsachen zum Hohn.

      Uns gehört das Ilital! Zu uns gehört es nach Bevölkerung und Geschichte! In feierlichen Verträgen bestätigte Rußland vor 130 Jahren diese unsere Rechte, die es ein Jahrzehnt vergewaltigt hatte.

      Als damals die kurze Herrschaft des Jakub Beg Kaschgarien von uns riß, raubte uns Rußland das Ilidreieck. Ein verräterischer Gesandter Tschung Hu ließ das teure Pfand in den Krallen der Feinde … cajoled amid the Capuan delights of Livadia … Ein anderer, besserer, Marquis Tseng, brachte es im Frieden von Petersburg zum Mutterland zurück.

      Vergeblich hatten die Russen geschworen, daß das Wasser der Newa eher aufwärts fließen würde. Sie mußten es doch zurückgeben. Unser ist das Land, und unser wird es bleiben!

      Wir werden es festhalten! Allen Schiedssprüchen zum Trotz … und wenn die Götter es wollen, auch alles Land uns vereinigen, in dem unsere Brüder wohnen … Unsere Brüder, die zu uns wollen.

      Das war das Ziel des kaiserlichen Herrn … das sollte sein großes Werk krönen. In seinem Namen rufe ich euch zur Tat. Alles, was sich dem entgegenstellt, muß beseitigt werden. Der Kämpfer im Westen darf hinter sich keine Feinde haben.«

      Der Gouverneur von Jünnan gab seinen Bericht:

      »Alle wichtigen Plätze des Südens sind mit Regimentern aus dem Norden belegt. Jeder Versuch eines republikanischen Aufstandes wird scheitern. Die Führer werden ständig beobachtet. Wenn nötig, können sie sofort ergriffen werden. Die Umstellung der Fabriken ist bis aufs kleinste vorbereitet. Die Ausrüstung der Häfen ist vollendet.«

      Der Regent fragte weiter. Jeder war seiner Aufgabe nachgekommen. Es fehlte nichts, als der Tag.

      Ein Dutzend Augenpaare ruhten fragend auf dem Regenten. Der Schanti sprach:

      »Sie wissen, daß alle Völker der Welt einen tiefen Haß gegen die weißen Barbaren im Herzen tragen, daß ihre Sympathien aus unserer Seite sind.

      Überall hat sich der Weiße hingesetzt als … Herr. Überall hat er sich Land und Rechte angemaßt. Überall erntet er von der Arbeit der anderen.

      Unser Beispiel hat gewirkt. Unser kaiserlicher Herr machte das Land von seinen Blutsaugern frei. Andere werden dem Beispiele folgen.

      Der Streit zwischen den Abendländischen und uns geht die ganze Welt an. Was daraus folgt, wird sich bald zeigen. Im Kampf werden wir nicht allein stehen.

      Die schwarze Rasse hat eine alte Rechnung mit den weißen Barbaren … in Amerika und in Afrika. Sie werden nicht die Hand dazu bieten, den Europäern Kriegsmaterial zu liefern, wie es zweifellos die ganze weiße Welt tun will …

      Betreiben Sie ihre Rüstungen und Vorbereitungen so, daß zum 6. Juli … erfolgen kann, was will.«

      Der Rat war auseinandergegangen. Der Regent saß allein in seinem Zimmer, als ihm Collin Cameron gemeldet wurde. Der Schanti blickte auf ein vor ihm liegendes Aktenstück, das die Telegramme Camerons enthielt.

      »Ich habe gesehen, daß Sie die Aufgabe in den Staaten gelöst haben.«

      »Es ist geglückt, Hoheit … besser als ich zu hoffen wagte. Sogar ein Teil der Führer hat sich bereitfinden lassen, auf meine Vorschläge einzugehen. Es hat viel Mühe gekostet und … viel Geld.«

      »Das ist ohne Bedeutung … Einen Rechenschaftsbericht verlange ich nicht von Ihnen … am 6. Juli! … Werden Sie drüben sein? … Ich lege Wert darauf … Haben Sie sonst noch etwas Wichtiges zu dieser Angelegenheit zu sagen?«

      »Ja, Eure Hoheit! Es gab Verräter … Unser Plan in seiner ersten Form hatte feindliche Mitwisser …

      »Wieviel?«

      »Ich weiß es nicht. Einer der gefährlichsten … einer der mir persönlich eifrig nachgestellt hat … der zweifellos meine Vermittlertätigkeit ausgespürt hat … ist in China gefangen.«

      »Wer ist das?«

      »Es ist der Freund Isenbrandts, der amerikanische Vertreter der Chikago-Preß, Wellington Fox.«

      »Wie wurde er gefangen?«

      »Er kam in der Maske eines russischen Teehändlers von Kjachta nach Urga. Wollte dort eine Familie befreien, die der Gouverneur von Kaschgar wegen Konspiration mit der Kompagnie verhaftet hatte. Ich habe alle Personen der größeren Sicherheit halber nach