152 Nec sibi exemplo sunt u. s. w., und nicht, sich selbst betrachtend, sehen sie, worauf die wahre Freundschaft beruhe; denn Niemand liebt sich selbst wegen des Nutzens, sondern um seiner selbst willen.
153 Aristotel. Nicom. IX. 4, 6: έστι γὰρ ο φίλος άλλος αυτός. 9, 10: έτερος γὰρ αυτὸς ο φίλος εστί. Magn. Moral. 2, 10. p. 71, 20. Sylb. όταν βουλώμεθα σφόδρα φίλον ειπει̃ν, μία μὲν ψυξὴ η εμὴ καὶ η τούτου. Cicer. Offic. I. 17, 56: efficiturque id, quod Pythagoras volt in amicitia, ut unis fiat ex pluribus, wo man Beier p. 133 sq. nachsehe. Vgl. Lael. 7, 23. 25, 92.
154 Dieselben Worte finden sich schon Kap. 18, §. 65.
155 Aristotel. Nicom. VIII. 1, 1: έστι γὰρ (η φιλία) αρετή τις ὴ μετ' αρετη̃ς.
156 D. h. zu dem höchsten Gute der Natur, wie gleich darauf gesagt wird. Es ist die auf Vernünftigkeit und Sittlichkeit beruhende Glückseligkeit des Lebens darunter zu verstehen.
157 in amicis et diligendis et colendis. M. Seyffert und Andere wollen gegen die Handschriften deligendis statt diligendis lesen, da der Zusammenhang der ganzen Stelle den Begriff der Wahl verlangt. Diese Aenderung ist, wie ich glaube, unnöthig, da die Alten das Wort diligere sowol in der Bedeutung lieben als auch in der Bedeutung wählen gebraucht zu haben scheinen. Wenigstens wird an unzähligen Stellen der Alten in den besten Handschriften diligere in der Bedeutung wählen gelesen. An unserer Stelle wird nicht bloß durch den Zusammenhang, sondern auch durch das trennende et - et einer Verwechslung der Bedeutungen vorgebeugt. Aber höchst auffallend ist der Zusatz colendis, da im Vorhergehenden nur von der Vorsicht in der Zahl der Freunde die Rede war. Seyffert nimmt daher richtig an, daß Lälius unvermerkt ein neues Moment in seinen ursprünglichen Gedanken aufnehme, indem er mit der leichtfertigen Wahl der Freunde eine andere, sich hieran knüpfende Leichtfertigkeit, die unbedeutender Ursachen wegen Freundschaften aufgibt, verbinde.
158 acta agimus. Der Sinn des Sprüchwortes ist: Wir thun nachher, was wir hätten vorher thun sollen. Gethanes ist das, was später nicht zu ändern ist. Terent. Phorm. II. 3, 72: Actum agam, ubi illinc rediero. Seyffert vergleicht unser Sprüchwort: »Vorgethan und nachgedacht hat Manchen in groß Leid gebracht«.
159 So namentlich von den Epikureern, die das höchste Gut in die Lust setzten, die Tugend aber als Dienerin der Lust betrachteten.
160 Wie die Cyniker (die Anhänger des Antisthenes, eines Schülers des Sokrates, die die Tugend in die Unabhängigkeit von den äußeren Dingen setzten und in ihrem Streben nach einem natürlichen Leben so weit gingen, daß sie allen äußeren Anstand verletzten und sich dadurch die Verachtung der Vernünftigen zuzogen.
161 qui suum negotium gerunt otiosi, die für sich leben, nur ihre Privatangelegenheiten besorgen, im Gegensatze zu den Staatsmännern. Cicer. Offic. I. 9, 29: Sunt etiam, qui aut studio rei familiaris tuendae aut odio quodam hominum suum se negotium agere dicant. Xenoph. Comment. II. 9, 1: τὰ εαυτου̃ πράττειν.
162 Timon, ein im Alterthum berüchtigter Menschenhasser ( osor hominum, μισάνθρωπος), der zur Zeit des Sokrates lebte. Vgl. Cicer. Tusc. IV. 11, 25 und 27.
163 Vgl. Cicer. Offic. III. 20, 65[?] sq.
164 Ueber Archytas s. zu Cato Maj. 12, 39.
165 Una illa subeunda est offensio, dieß ist die scharfsinnige, mit Recht von Madvig ( Opusc. II. p. 285 sq.), Halm und Anderen gebilligte Muthmaßung des Facciolati statt des handschriftlichen sublevanda, das Seyffert zu vertheidigen sich vergeblich abmüht. Er übersetzt die Stelle: Ein Grund des Anstoßes muß völlig hinweggeräumt (kassirt) werden. Aber wie in aller Welt kann sublevare in der Bedeutung »völlig hinwegräumen« aufgefaßt werden? Auch das vorhergehende elevare erklärt er ganz unrichtig durch minuere, efficere, ut minus gravis sit offensio; elevare hat vielmehr die Bedeutung beseitigen, die er dem Verb sublevare beigelegt hat.
166 S. oben Kap. 23, §. 86.
167 Nämlich Terentius. S. zu Cat. Maj. 18, 65. Die hier angeführte Stelle ist Andria I. 1, 41.
168 Das Wort Willfährigkeit ( obsequium) ist hier nicht wie kurz zuvor in durchaus schlechtem Sinne aufgefaßt, sondern, wie Seyffert bemerkt, als vocabulum medium in dein Sinne von: Streben sich gefällig zu zeigen.
169 comes virtutum comitas assit nach G. Lachmeyer's Vermuthung. Die besten Handschriften haben comes veritas * * assit. Klotz, Madvig, Seyffert, Halm lesen bloß comitas assit , was nur die Erfurter Handschrift, und zwar oberhalb der Zeile, hat. Mit Recht wird der Gedanke, der in dieser Lesart in obsequio autem – comitas assit ausgedrückt ist, von Wunder in den Lectt. Cod. Erf. p. CCXII. für ungereimt erklärt und mit Unrecht von Seyffert vertheidigt.
170 ad voluptatem. Diese Lesart, die auch Seyffert wiederhergestellt hat, bieten die besten Handschriften; andere Handschriften haben ad voluntatem, was von Halm und den meisten Herausgebern aufgenommen worden ist, doch gewiß mit Unrecht. Denn die Schmeichelei sucht ja gerade das aus, was dem Anderen angenehm ist und ihm Vergnügen macht. Ad voluntatem loqui entspricht, wie Seyffert richtig bemerkt, ganz dem Griechischen πρὸς ηδονὴν λέγειν (nach dem Munde reden), das Demosthenes sehr häufig von den Athenischen Rednern gebraucht, die dem Volke schmeicheln und ihm nicht die Wahrheit sagen. Allerdings gibt auch die Redensart ad voluntatem loqui (vgl. 25, 93. 26, 98.) einen sehr guten Sinn; aber dieß darf uns nicht bestimmen die Lesart der besten Handschriften, die gleichfalls einen sehr richtigen Sinn hat, zu verwerfen.
171 Terent. Eun. II. 2, 21. Ueber Terentius s. zu Cato M. 18, 65.