Fliod, Sprund und Wif, Feima, Ristil.
Von den Beiden entsprang der Bauern Geschlecht.
23
Weiter ging Rigr gerades Weges;
Kam er zum Saal mit südlichem Thor.
Angelehnt wars, mit leuchtendem Ring.
24
Er trat hinein, bestreut war der Estrich.
Die Eheleute saßen und sahen sich an,
Vater und Mutter an den Fingern spielend.
25
Der Hausherr saß die Sehne zu winden,
Den Bogen zu spannen, Pfeile zu schäften;
Dieweil die Hausfrau die Hände besah,
Die Falten ebnete, am Aermel zupfte.
26
Im Schleier saß sie ein Geschmeid an der Brust,
Die Schleppe wallend am blauen Gewand;
Die Braue glänzender, die Brust weißer,
Lichter der Nacken als leuchtender Schnee.
27
Rigr wuste dem Paare zu rathen,
Zu beiden saß er der Bank inmitten,
Die Eheleute zur Linken und Rechten.
28
Da brachte die Mutter geblümtes Gebild
Von schimmerndem Lein, den Tisch zu spreiten.
Linde Semmel legte sie dann
Von weißem Weizen gewandt auf das Linnen.
29
Setzte nun silberne Schüßeln auf
Mit Speck und Wildbrät und gesottnen Vögeln;
In kostbaren Kelchen und Kannen war Wein:
Sie tranken und sprachen bis der Abend sank.
30
Rigr stand auf, das Bett war bereit.
Da blieb er drauf drei Nächte lang:
Dann ging er und wanderte des Weges inmitten.
Darnach vergingen der Monden neun.
31
Die Mutter gebar und barg in Seide
Ein Kind, das genetzt und genannt ward Jarl. Licht war die Locke und leuchtend die Wange, Die Augen scharf wie Schlangen blicken.
32
Daheim erwuchs in der Halle der Jarl:
Den Schild lernt' er schütteln, Sehnen winden,
Bogen spannen und Pfeile schäften,
Spieße werfen, Lanzen schießen,
Hunde hetzen, Hengste reiten,
Schwerter schwingen, den Sund durchschwimmen.
33
Aus dem Walde kam der rasche Rigr gegangen,
Rigr gegangen ihn Runen zu lehren,
Nannte mit dem eignen Namen den Sohn,
Hieß ihn zu Erb und Eigen besitzen
Erb und Eigen und Ahnenschlößer.
34
Da ritt er dannen auf dunkelm Pfade
Durch feuchtes Gebirg bis vor die Halle.
Da schwang er die Lanze, den Lindenschild,
Spornte das Ross und zog das Schwert.
Kampf ward erweckt, die Wiese geröthet,
Der Feind gefällt, erfochten das Land.
35
Nun saß er und herschte in achtzehn Höfen,
Vertheilte die Schätze, Alle beschenkend
Mit Schmuck und Geschmeide und schlanken Pferden.
Er spendete Ringe, hieb Spangen entzwei.
36
Da fuhren Edle auf feuchten Wegen,
Kamen zur Halle vom Hersir bewohnt.
Entgegen ging ihm die Gürtelschlanke,
Adliche, artliche, Erna geheißen.
37
Sie freiten und führten dem Fürsten sie heim,
Des Jarls Verlobte ging sie im Linnen.
Sie wohnten beisammen und waren sich hold,
Führten fort den Stamm froh bis ins Alter.
38
Bur war der älteste, Barn der andere,
Jod und Adal, Arfi, Mögr,
Nidr und Nidjungr; Spielen geneigt
Sonr und Swein, sie schwammen und würfelten;
Kundr hieß Einer, Konur der jüngste.
39
Da wuchsen auf des Edeln Söhne,
Zähmten Hengste, zierten Schilde,
Schälten den Eschenschaft, schliffen Pfeile.
40
Konur der junge kannte Runen,
Zeitrunen und Zukunftrunen;
Zumal vermocht er Menschen zu bergen,
Schwerter zu stumpfen, die See zu stillen.
41
Vögel verstand er, wuste Feuer zu löschen,
Den Sinn zu beschwichtigen, Sorgen zu heilen.
Auch hatt er zumal acht Männer Stärke.
42
Er stritt mit Rigr, dem Jarl, in Runen,
In allerlei Wißen erwarb er den Sieg.
Da ward ihm gewährt, da war ihm gegönnt,
Selbst Rigr zu heißen und runenkundig.
43
Jung Konur ritt durch Rohr und Wald,
Warf das Geschoß und stellte nach Vögeln.
44
Da sang vom einsamen Ast die Krähe:
»Was willst du, Fürstensohn, Vögel beizen?
Dir ziemte beßer — —
Hengste reiten und Heere fällen!
45
»Dan hat und Danpr nicht schönere Hallen,
Erb und Eigen nicht reicher als Ihr.
Doch können sie wohl auf Kielen reiten,
Schwerter prüfen und Wunden hauen.
(Schluß scheint zu fehlen.)
16. Hyndluliod
. Das Hyndlalied.
Freyja.
1
Wache, Maid der Maide, meine Freundin, erwache!
Hyndla, Schwester, Höhlenbewohnerin.
Nacht ists und Nebel; reiten wir nun
Wallhall zu, geweihten Stätten.