Die Edda (Deutsche Ausgabe). Karl Simrock. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Simrock
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788075836816
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Für Andre als für dich:

       Sitzt der Schuh nicht, ist krumm der Schaft,

       Wünscht man dir alles Uebel.

      128

      Das rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre,

       Wohl dir, wenn du sie merkst.

       Wo Noth du findest, deren nimm dich an;

       Doch gieb dem Feind nicht Frieden.

      129

      Das rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre,

       Wohl dir, wenn du sie merkst.

       Dich soll Andrer Unglück nicht freuen;

       Ihren Vortheil laß dir gefallen.

      130

      Das rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre,

       Wohl dir, wenn du sie merkst.

       Nicht aufschaun sollst du im Schlachtgetöse:

       Ebern ähnlich wurden oft Erdenkinder;

       So aber zwingt dich kein Zauber.

      131

      Willst du ein gutes Weib zu deinem Willen bereden

       Und Freude bei ihr finden,

       So verheiß ihr Holdes und halt es treulich:

       Des Guten wird die Maid nicht müde.

      132

      Sei vorsichtig, doch seis nicht allzusehr,

       Am meisten seis beim Meth

       Und bei des Andern Weib; auch wahre dich

       Zum dritten vor der Diebe List.

      133

      Mit Schimpf und Hohn verspotte nicht

       Den Fremden noch den Fahrenden.

       Selten weiß der zu Hause sitzt

       Wie edel ist, der einkehrt.

      134

      Laster und Tugenden liegen den Menschen

       In der Brust beieinander.

       Kein Mensch ist so gut, daß nichts ihm mangle,

       Noch so böse, daß er zu nichts nützt.

      135

      Haarlosen Redner verhöhne nicht:

       Oft ist gut was der Greis spricht.

       Aus welker Haut kommt oft weiser Rath;

       Hängt ihm die Hülle gleich,

       Schrinden ihn auch Schrammen,

       Der unter Wichten wankt.

      136

      Das rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre,

       Wohl dir, wenn du sie merkst.

       Den Wandrer fahr nicht an, noch weis ihm die Thür:

       Gieb dem Gehrenden gern.

      137

      Stark wär der Riegel, der sich rücken sollte

       Allen aufzuthun.

       Gieb einen Scherf; dieß Geschlecht sonst wünscht

       Dir alles Unheil an.

      138

      Dieß rath ich, Loddfafnir, vernimm die Lehre,

       Wohl dir, wenn du sie merkst:

       Wo Ael getrunken wird, ruf die Erdkraft an:

       Erde trinkt und wird nicht trunken.

       Feuer hebt Krankheit, Eiche Verhärtung,

       Aehre Vergiftung,

       Der Hausgeist häuslichen Hader.

       Mond mindert Tobsucht,

       Hundbiß heilt Hundshaar,

       Rune Beredung;

       Die Erde nehme Naß auf.

      Odhins Runenlied.

       139 (1)

      Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum

       Neun lange Nächte,

       Vom Sper verwundet, dem Odhin geweiht,

       Mir selber ich selbst,

       Am Ast des Baums, dem man nicht ansehn kann

       Aus welcher Wurzel er sproß.

       140 (2)

      Sie boten mir nicht Brot noch Meth;

       Da neigt' ich mich nieder

       Aus Runen sinnend, lernte sie seufzend:

       Endlich fiel ich zur Erde.

       141 (3)

      Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn

       Bölthorns, des Vaters Bestlas,

       Und trank einen Trunk des theuern Meths

       Aus Odhrörir geschöpft. 57

      142 (4)

      Zu gedeihen begann ich und begann zu denken,

       Wuchs und fühlte mich wohl.

       Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort,

       Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.

      143 (5)

      Runen wirst du finden und Rathstäbe,

       Sehr starke Stäbe,

       Sehr mächtige Stäbe.

       Erzredner ersann sie, Götter schufen sie,

       Sie ritzte der hehrste der Herscher.

      144 (6)

      Odhin den Asen, den Alfen Dain,

       Dwalin den Zwergen,

       Alswidr aber den Riesen; einige schnitt ich selbst.

       145 (7)

      Weist du zu ritzen? weist du zu errathen?

       Weist du zu finden? weist zu erforschen?

       Weist du zu bitten? weist Opfer zu bieten?

       Weist du wie man senden, weist wie man tilgen soll?

       146 (8)

      Beßer nicht gebetet als zu viel geboten:

       Die Gabe will stäts Vergeltung.

       Beßer nichts gesendet als zu viel getilgt;

       So ritzt' es Thundr zur Richtschnur den Völkern.

       Dahin entwich er, von wannen er ausging.

       147 (9)

      Lieder kenn ich, die kann die Königin nicht

       Und keines Menschen Kind.

       Hülfe verheißt mir eins, denn helfen mag es

       In Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.

      148 (10)

      Ein andres weiß ich, des Alle bedürfen,

       Die heilkundig heißen.

      149 (11)

      Ein drittes weiß ich, des ich bedarf

       Meine Feinde zu feßeln.

       Die Spitze stumpf ich dem Widersacher;

       Mich verwunden nicht Waffen noch Listen.

       150 (12)

      Ein viertes weiß ich, wenn der Feind mir schlägt

       In Bande die Bogen der Glieder,

       So bald ich es singe so bin ich ledig,

       Von den Füßen fällt mir die Feßel,