Wie heißt das Weib, die nicht weinen will
Und himmelan werfen des Hauptes Schleier?
Sage das Eine noch, nicht eher schläfst du.
Wala.
17
Du bist nicht Wegtam, wie erst ich wähnte,
Odhin bist du der Allerschaffer.
Odhin.
18
Du bist keine Wala, kein wißendes Weib,
Vielmehr bist du dreier Thursen Mutter.
Wala.
19
Heim reit nun, Odhin, und rühme dich:
Kein Mann kommt mehr mich zu besuchen
Bis los und ledig Loki der Bande wird
Und der Götter Dämmerung verderbend einbricht.
6. Hâvamâl
. Des Hohen Lied.
1
Der Ausgänge halber bevor du eingehst
Stelle dich sicher,
Denn ungewiss ist, wo Widersacher
Im Hause halten.
2
Heil dem Geber! der Gast ist gekommen:
Wo soll er sitzen?
Athemlos ist, der unterwegs
Sein Geschäft besorgen soll.
3
Wärme wünscht der vom Wege kommt
Mit erkaltetem Knie;
Mit Kost und Kleidern erquicke den Wandrer,
Der über Felsen fuhr.
4
Waßer bedarf, der Bewirthung sucht,
Ein Handtuch und holde Nöthigung.
Mit guter Begegnung erlangt man vom Gaste
Wort und Wiedervergeltung.
5
Witz bedarf man auf weiter Reise;
Daheim hat man Nachsicht.
Zum Augengespött wird der Unwißende,
Der bei Sinnigen sitzt.
6
Doch steife sich Niemand auf seinen Verstand,
Acht hab er immer.
Wer klug und wortkarg zum Wirthe kommt
Schadet sich selten:
Denn festern Freund als kluge Vorsicht
Mag der Mann nicht haben.
7
Vorsichtiger Mann, der zum Male kommt,
Schweigt lauschend still.
Mit Ohren horcht er, mit Augen späht er
Und forscht zuvor verständig.
8
Selig ist, der sich erwirbt
Lob und guten Leumund.
Unser Eigentum ist doch ungewiss
In des Andern Brust.
9
Selig ist, wer selbst sich mag
Im Leben löblich rathen,
Denn übler Rath wird oft dem Mann
Aus des Andern Brust.
10
Nicht beßre Bürde bringt man auf Reisen
Als Wißen und Weisheit.
So frommt das Gold in der Fremde nicht,
In der Noth ist nichts so nütze.
11
Nicht üblern Begleiter giebt es auf Reisen
Als Betrunkenheit ist,
Und nicht so gut als Mancher glaubt
Ist Ael den Erdensöhnen,
Denn um so minder je mehr man trinkt
Hat man seiner Sinne Macht.
12
Der Vergeßenheit Reiher überrauscht Gelage
Und stiehlt die Besinnung.
Des Vogels Gefieder besing auch Mich
In Gunlöds Haus und Gehege.
13
Trunken ward ich und übertrunken
In des schlauen Fialars Felsen.
Trunk mag taugen, wenn man ungetrübt
Sich den Sinn bewahrt.
14
Schweigsam und vorsichtig sei des Fürsten Sohn
Und kühn im Kampf.
Heiter und wohlgemuth erweise sich Jeder
Bis zum Todestag.
15
Der unwerthe Mann meint ewig zu leben,
Wenn er vor Gefechten flieht.
Das Alter gönnt ihm doch endlich nicht Frieden,
Obwohl der Sper ihn spart.
16
Der Tölpel glotzt, wenn er zum Gastmal kommt,
Murmelnd sitzt er und mault.
Hat er sein Theil getrunken hernach,
So sieht man welchen Sinns er ist.
17
Der weiß allein, der weit gereist ist,
Und Vieles hat erfahren,
Welches Witzes jeglicher waltet,
Wofern ihm selbst der Sinn nicht fehlt.
18
Lange zum Becher nur, doch leer ihn mit Maß,
Sprich gut oder schweig.
Niemand wird es ein Laster nennen,
Wenn du früh zur Ruhe fährst.
19
Der gierige Schlemmer, vergißt er der Tischzucht
Schlingt sich schwere Krankheit an;
Oft wirkt Verspottung, wenn er zu Weisen kommt,
Thörichtem Mann sein Magen.
20
Selbst Heerden wißen, wann zur Heimkehr Zeit ist
Und gehn vom Grase willig;
Der Unkluge kennt allein nicht
Seines Magens Maß.
21
Der Armselige, Uebelgesinnte
Hohnlacht über Alles
Und weiß doch selbst nicht was er wißen sollte,
Daß er nicht fehlerfrei ist.
22
Unweiser Mann durchwacht die Nächte
Und sorgt um alle Sachen;
Matt nur ist er, wenn der Morgen kommt,
Der Jammer