NOLA Knights: His to Defend. Rhenna Morgan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rhenna Morgan
Издательство: Bookwire
Серия: Haven Brotherhood Spin-off
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864954863
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neben ihr lachte Emerson.

      Zweimal Gelächter, ein Lächeln und freches Benehmen ihres Sohnes und etwas, was sie nur als ernsthafte sexuelle Anspielung ihres todbringenden Bosses verstehen konnte – das alles vor acht Uhr morgens. Bei dem Tempo würde sie vor Mittag Wein und ein Nickerchen brauchen.

      Emerson beugte sich weit genug vor, um Sergei ansehen zu können. „Wieso Englisch als Hauptfach?“

      „Weil ich Literatur mag.“

      „Hmm, das macht Sinn.“ Mit einem Nicken lehnte sich ihr Sohn wieder zurück. „Mom mag sie auch. Ganz besonders das Zitat: Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung und sterben mit dem gleichen Lied in ihrem Herzen. Deswegen hat sie mir den Namen Emerson gegeben.“

      Sergei hob den Blick, bis er auf die Rückenlehne des Sitzes vor Emerson sah. „Dieses Zitat stammt von Henry David Thoreau.“

      „Das stimmt, aber sie sagte, Henry und David wären zu schlicht und Thoreau wäre als Vorname scheußlich, also hat sie den Namen von Thoreaus Mentor Emerson genommen.“

      Ein Ausdruck, den sie nie zuvor gesehen hatte, zeigte sich auf Sergeis Gesicht. „Sie sind eine faszinierende Frau, Ms. Labadie.“

      „Dorothy sagt immer, sie sei anstrengend“, entgegnete Emerson.

      Nun verwandelte sich ihr Sohn auch noch in eine wahre Plaudertasche.

      Mit Sergei Petrovyh.

      Was zum Geier war hier los?

      Sergeis Lippen bewegten sich nicht, aber wie er sie musterte, bevor er seinen Blick wieder zur Windschutzscheibe richtete, zeigte Evie deutlich, dass er innerlich lachte. „Daran zweifle ich keinen Moment.“

      Die restliche Fahrt verging in Stille, bis auf das kaum wahrnehmbare Dröhnen der Autoreifen auf der Fahrbahn und das Rattern der vorbeifahrenden Saint-Charles-Straßenbahn.

      Es war seltsam, in diesem Teil der Stadt zu leben. Während in den Vierteln, in denen sie aufgewachsen war, immer irgendeine Art von Lärm oder Aktivität herrschte, wirkten die Reihen von Villen aus dem 19. Jahrhundert mit ihren schmiedeeisernen Zäunen und den riesigen Bäumen, die dichte Schatten auf die Straßen warfen, stets friedlich und ruhig. Als würde die Pracht der ehemaligen Plantagen, die sich einst über das gesamte Gebiet erstreckt hatten, die Menschen, die nun auf diesem Grund und Boden lebten, wie in einem sanften Bann halten.

      Die prestigeträchtige Fassade von Emersons neuer Schule kam in Sichtweite. Der große Vorhof war von einem drei Meter hohen Eisenzaun umgeben und die davorstehende Reihe Eichen wirkten, als würde sie die Schule vor dem Rest der Welt beschützen. Das breite Flügeltor stand offen und Mikey fuhr in den Kreisverkehr mit seinen perfekt gestutzten Hecken.

      Die Architektur war wunderschön, eine Mischung aus altenglischem Charme und Südstaatenflair. Das Erdgeschoss war u-förmig und besaß überdachte Terrassen mit weißen Säulen. Die beiden darüberliegenden Stockwerke waren aus hellen Ziegelsteinen und mit rotbraunen Fensterläden versehen. Sogar Emerson, der an dem Tag, an dem sie ihn eingeschrieben hatte, jedes Details in sich aufgesaugt hatte, schien abermals wie gebannt davon zu sein. Sein Blick klebte förmlich an der Engelsstatue, die mit weit geöffneten Armen einladend über dem Haupteingang thronte.

      Bevor Evette etwas sagen konnte, um ihren Sohn aus seiner Faszination für den Engel zu holen, war Roman bereits ausgestiegen und öffnete die Hintertür.

      Emersons Blick glitt zu den Schülern, die sich langsam auf den Weg in das Gebäude machten, wobei die große Mehrheit davon eifrig den offensichtlichen Neuankömmling in der ausgefallenen Karre musterten. Bevor Emerson aus seinem Sitz rutschte und zwei Schritte von der Tür weggegangen war, war Sergei bereits ausgestiegen und bot Evie hilfreich seine Hand an.

      Evette legte ihre Stirn in Falten und sah ihn an. „Was haben Sie vor?“

      Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite und tat ganz unschuldig. „Ich fahre meine Angestellte und ihren Sohn an seinem ersten Tag zur Schule und zeige Interesse an meinem Viertel. Was sollte ich sonst tun?“

      Sie zeigte ihm ihre eigene Version von einer arrogant hochgezogenen Augenbraue, ignorierte seine ausgestreckte Hand und bahnte sich den Weg aus der Limousine. „Das kaufe ich Ihnen nicht ab.“ Sie richtete sich auf und marschierte zu Emerson, der mit Roman am Rand der Einfahrt stand. „Ein Mann wie sie tut nichts, ohne mehr als einen Grund zu haben. Ich habe nur noch nicht alle davon herausgefunden.“

      Sie hatte es eigentlich leise sagen wollen, doch ihre Worte mussten wohl so deutlich gewesen sein, dass sowohl Roman als auch Emerson ihre Gesichter abwandten.

      Allerdings erst, nachdem sie deren Grinsen gesehen hatte.

      Zu viel Testosteron. Daran musste es wohl liegen.

      Notiz an mich: Stell mehr Frauen ein.

      Schließlich hatte Sergei gesagt, dass sie jetzt das Sagen hätte. Sie könnte genauso gut den Vorteil nutzen und nur noch weibliches Personal einstellen, um das hormonelle Gleichgewicht herzustellen.

      Der Rest der Schule war ebenso fabelhaft wie das Äußere. Marmorböden, gewölbte Kathedralen-Decken in der Kapelle mit außergewöhnlich detaillierten Formen sowie Statuen, die geschmackvoll inmitten einer sorgfältigen Gartengestaltung platziert worden waren. Kurz gesagt – viel Geschichte und ein Haufen alter Reichtum.

      Mit Emerson an ihrer Seite ging sie auf den Empfang zu. Während sie versuchte, so zu tun, als ob Sergei und seine Männer gar nicht anwesend wären, musste sie sich eingestehen, dass deren undurchdringliche Anwesenheit ihren Nerven einen Extraschub Mut verlieh. „Hallo, ich bin Evette Labadie und das ist mein Sohn Emerson.“

      Eine Frau in einem dunkelblauen klassischen Anzug kam aus ihrem Eckbüro. „Ms. Labadie, wie schön, Sie zu sehen.“

      Interessant. Evie hatte diese Frau noch nie zuvor gesehen; sie hätte auf keinen Fall jemanden mit so beneidenswertem erdbeerblondem Haar vergessen. Hätte ihr Haar diese Farbe, hätte sie mit Sicherheit mehr damit gemacht, als es einfach nur hochzustecken. Ja, es wirkte edel, aber die Frisur war eher etwas für Abendkleider und Cocktailpartys.

      Evie streckte ihre Hand aus. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.“

      Die Frau schüttelte sie – nicht zu lasch und auch nicht zu männlich. Was angenehm war, weil Evie beides hasste. „Ich bin Dekanin Benedict, aber Sie können mich gerne Caroline nennen. Wir sind so froh, dass Emerson unsere Schule besucht.“ Sie blickte auf die Bürotür hinter ihr und ihr Lächeln wurde breiter. „Und das ist Emersons Klassenlehrerin, Maddie Smith.“

      In einem Wirbel aus Händeschütteln und Begrüßungen wurden sie und Emerson durch die Tür in Richtung seines Klassenzimmers geschoben. Sergei und seine Männer folgten ihnen nicht, und seltsamerweise war sie davon ein wenig enttäuscht.

      Ms. Smith erwies sich als eine kluge, energische Frau, die offensichtlich gern mit Kindern arbeitete.

      Emerson war höflich, aber zurückhaltend, und all der lässige Humor, den er auf der Fahrt hierher gezeigt hatte, war nun wieder unter der Maske verborgen, die er in den letzten zwei Jahren aufgehabt hatte.

      Mit einem kurzen Winken, von dem sie hoffte, dass es ihn nicht zu sehr in Verlegenheit brachte, verabschiedete sich Evie von der Lehrerin und betrat erneut den ruhig gewordenen Flur. Ihre hellblauen Sneaker quietschten auf dem Marmorboden, als sie zurück zu den Büros ging, und zum ersten Mal, seit Sergei ihr an diesem Morgen über den Weg gelaufen war, beruhigte sich der Rhythmus ihres Herzschlages etwas.

      Einstand geschafft.

      Wenn sie es jetzt noch hinkriegen würde, ihre Sorgen um ihn auf ein Minimum zu reduzieren, bis sie ihn am Nachmittag wieder abholen würde …

      Der Gedanke brach ab, als sie durch die breiten Fenster, die das Hauptbüro umgaben, Sergei erblickte. Die Dekanin, die beiden Damen, die den Empfang besetzten, und ein Mann in Sicherheitsuniform bildeten einen losen Kreis um ihn herum.