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Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Edition Aufatmen
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783417229998
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sein.

      Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

      Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichte Gebet und verantwortliche Taten wartet und antwortet.5

      Was für ein Trost inmitten unseres Ringens um gute Entscheidungen!

image Thomas Härry
(*1965) wohnt mit seiner Frau in Rombach bei Aarau und hat drei erwachsene Töchter. Er arbeitet als Dozent und Referent für Theologie, Führung und Gemeindeaufbau am TDS Aarau (Höhere Fachschule für Theologie, Diakonie und Soziales) sowie als Autor und Geistlicher Begleiter von Führungskräften.

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      STEFFEN TIEMANN

      Der Wald – Mein Freund und Lehrmeister

      Bäume gehören für mich zu den inspirierendsten Geschöpfen auf unserer Erde. Ich liebe sie seit meiner Kindheit. Geboren im Ruhrgebiet, wo es fast nur Häuser und Asphalt gab, zog ich mit acht Jahren in die Eifel. Hier lag der Wald vor der Haustür. Er bot uns Kindern unerschöpfliche Möglichkeiten zum Entdecken und Spielen. Ich liebte es, mit meinen Freunden durch den Wald zu stromern, den harzigen Duft der Kiefern einzuatmen, die Rinde von Birken und Buchen zu spüren und auf den dicken Ästen alter Eichen herumzuklettern.

      Auch später blieb ich dem Wald freundschaftlich verbunden. Immer wieder war er mir Rückzugsort und Inspirationsquelle. Mein erstes echtes Gebet habe ich in der Einsamkeit des Waldes gesprochen. Es war ein zaghaftes Rufen zu einem mir fremden Gott, der hinter der wunderschönen Schöpfung stecken muss, und es war der Beginn meiner Gottesbeziehung.

      Viele Menschen sagen: »Im Wald fühle ich mich Gott näher als in der Kirche.« Es ist schade, wenn man mit so einem Satz Gottesdienst und Natur gegeneinander ausspielt. Doch bei aller Liebe zum Gottesdienst muss ich sagen: Die intensivsten geistlichen Erfahrungen in meinem Leben habe ich tatsächlich bei einsamen Wanderungen im Wald gemacht. Nirgendwo wird mir Gottes Gegenwart so bewusst wie zwischen meinen großen Mitgeschöpfen. Nirgendwo fällt mir das Beten leichter als hier, und auch das Schweigen und das Hören auf Gottes Stimme. Unter den Bäumen kann meine Seele entspannen und still werden. Langsam wie eine Schnecke fährt sie ihre Fühler aus und wird sensibel für die tiefere Realität hinter dem Vordergründigen. Der Wald lässt mich geistlich wach werden.

      Im Wald entsteht ein Freiraum für Kreativität. Die Gedanken dürfen hier unbekümmert spielen. Während du läufst, kannst du allen Einfällen und Impulsen freien Lauf lassen, ohne Druck und ohne Zensur. Die Bäume, die dich umgeben, hören deinen wirren Gedanken zu und widersprechen nur selten. Und so können sie sich allmählich klären. Zahllose Predigtideen sind auf diese Weise entstanden. Wenn ich jemandem einen homiletischen Rat geben und den auf einen Satz beschränken sollte, so hieße der: Geh mit dem Bibeltext in den Wald!

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      Vor einigen Monaten gab es einen Einschnitt in meinem Leben. Nach 19 Jahren Pfarrdienst in einer wunderbaren Gemeinde an der Mosel übernahm ich eine neue Pfarrstelle in Bonn. Der Wechsel war richtig und an der Zeit, doch er war – und ist – herausfordernd. In der alten Gemeinde war ich Routinier, kannte jeden und wusste Bescheid. Nun bin ich plötzlich wieder Anfänger, stehe bei Null. Mühsam versuche ich, mir unbekannte Namen zu merken, Zusammenhänge zu verstehen und Orientierung zu gewinnen. Zudem sind wir familiär für eine Weile auseinandergerissen. Während meine Frau und unser Sohn noch an der Mosel leben, hocke ich die Woche über meist allein im großen Pfarrhaus. Das ist alles nicht einfach. Doch auch in dieser Situation tut mir der Wald gut.

      Einer der vielen Gründe, weshalb ich mich auf diese Gemeinde beworben habe, ist nämlich ihre fantastische Lage. Sie liegt genau an der Grenze zwischen Stadt und Wald. Gleich hinter der Kirche erstreckt sich der Kottenforst, ein riesiges Waldgebiet, in dem man stundenlang laufen kann. Mit wenigen Schritten kann ich in die Stille des Waldes eintauchen. Hier komme ich innerlich zur Ruhe. Hier kann ich die täglich neuen Eindrücke verarbeiten, aufkommende Fragen vor Gott durchdenken und Frust bei ihm abladen. So wendet sich der Fokus ab von den Problemen, hin zum Vater und Schöpfer aller Dinge. Im Wald finde ich meine Balance wieder.

      Und noch etwas geschieht an diesem Ort: Wenn ich durch den Forst laufe und die Bäume betrachte, werden sie mir zu Lehrmeistern. Schon in der Bibel werden uns hier und da Bäume als Vorbilder präsentiert, von denen wir lernen können. Was lehren mich also diese prächtigen Geschöpfe?

      Geduld und Widerständigkeit

      Bäume lehren mich Geduld. Die alten Eichen und Buchen im Kottenforst strahlen Ruhe aus. Alles Hektische ist ihnen fremd. Tolkien hat in seinem Fantasy-Roman »Der Herr der Ringe« die Figuren der »Ents« geschaffen. Es sind baumartige Riesen, unerträglich langsam und gemächlich, aber enorm stark. Damit hat er treffend den Charakter der Bäume skizziert. In aller Ruhe stehen sie da, wachsen ganz allmählich und erreichen doch auf diese Weise eine gigantische Größe.

      So gerne würde ich in der neuen Gemeinde Dinge verändern: Mehr Angebote für Kinder und Jugendliche. Erneuerung der Liturgie. Neue Gottesdienstformen. Den Mitarbeiterkreis vergrößern. Ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit. So viele offene Türen sind da! So vieles, was passieren könnte und müsste! Die Bäume flüstern mir zu: Lass dir Zeit! Du kannst die Gemeinde nicht von heute auf morgen verändern. Geistliche Entwicklungen brauchen einen langen Atem. Glaube, Liebe und Hoffnung wachsen wie die Bäume. »Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt« (Hebräer 10,36; LUT), sagt uns schon die Bibel und unterstreicht damit die Botschaft des Waldes.

      Die Bäume lehren mich Widerständigkeit. Wenn man bei Wind durch den Wald geht, sieht man, wie oben die Kronen der Bäume hin- und herschwanken. Die Kraft des Windes biegt, aber bricht sie nicht – wenn sie gesund sind. Unser Alltag ist meist ziemlich windig. Unterschiedliche Kräfte wirken auf uns ein. Chefs, Kolleginnen, Kunden machen Druck. In der Gemeinde ist es nicht viel anders. Menschen wollen ihre Interessen durchsetzen, beanspruchen deine Unterstützung oder beschweren sich über Missstände. Der Wind weht dir scharf um die Ohren.

      Von meinem Naturell her bin ich ein Harmoniemensch. Konflikte mag ich überhaupt nicht und gebe deshalb manchmal zu schnell nach. Bei den Bäumen lerne ich, was Widerständigkeit ist. Es meint keine Sturheit; kein starres Beharren auf Positionen. Zuhören und Verständnis zeigen ist wichtig, Beweglichkeit ist nötig und manchmal ist das Nachgeben richtig. Wir alle machen ja Fehler, brauchen die Bereitschaft zur Korrektur und müssen Kompromisse finden. Aber wir sollten uns nie von den Agenden anderer Leute treiben lassen, von ihren Erwartungen verbiegen lassen oder vor ihren Forderungen einknicken. Es gehört zum Erwachsenwerden im Glauben, dass »wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen« (Epheser 4,14; LUT), sondern standhaft bleiben – wie die Bäume.

      Verwurzelung und Großzügigkeit

      Standhaft können die Bäume aber nur sein, weil sie Wurzeln haben. Das ist die dritte Lektion, die mich unsere großen Mitgeschöpfe lehren. Ein Freund von mir ist Förster. Bei einem Waldspaziergang sagte er mir einmal: So groß wie die Krone der Bäume oben ist, so groß sind auch die Wurzeln unten. Ein riesiges Geflecht von Wurzelwerk, verborgen in der Erde. Wurzeln, die sich tief in den Boden strecken, immer weiter vordringen und die so dem Baum Halt und Nahrung geben. Und die Bäume erinnern mich: Auch du brauchst Wurzeln! Auch du lebst aus verborgenen Quellen!

      Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt