KAIJU WINTER. Jake Bible. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jake Bible
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351905
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ruft Mikellson über die Geräusche des Erdbebens hinweg.

      Kapitel 2

      »Wir müssen sofort jemanden hinschicken!«, ruft Dr. Probst vor Dr. Alexander Bartollis Schreibtisch. Klein, wie sie ist, schlank, dunkelhaarig und mit hellbraunen Augen sieht Dr. Probst alles andere als einschüchternd aus, aber der Ton ihrer Stimme macht ihren Vorgesetzten trotz allem in Sekundenschnelle nervös. »Wir haben einen ganzen Tag lang nichts mehr von Allison oder Bob gehört!«

      »Das liegt wahrscheinlich nur an den Empfangsstörungen durch den Vulkan«, antwortet Dr. Bartolli und versucht, sie mit einer lockeren Handbewegung wegzuscheuchen, aber das lässt das Feuer in ihren Augen nur noch mehr auflodern.

       »Funktionieren die Sensoren denn?«

      »Nein«, antwortet Dr. Probst sofort. »Aber …«

      »Haben Sie schon versucht, mit den Behörden vor Ort Kontakt aufzunehmen?«

      »Es gibt dort keine Behörden vor Ort, und das wissen Sie auch!«, sagt Dr. Probst wütend. »Die gesamte Gegend ist bereits nach Mobile oder Galveston oder einem anderen dieser Orte evakuiert worden. Allison und Bob sind ganz alleine da draußen und es hörte sich nicht so an, als ob der Funkkontakt durch simple Frequenzstörungen ausgefallen ist. Ich habe gehört …«

      »Wie jemand schrie, ja, das sagten Sie bereits«, erwidert Dr. Bartolli seufzend. »Und ich muss auch das wieder einer Frequenzstörung zuschreiben. Es war vermutlich einfach nur ein statisches Quietschen, das Sie gehört haben. Bei dem Stress, unter dem wir zurzeit alle stehen, ist das auch kein Wunder.«

      Dr. Probst muss ihre ganze Willenskraft dazu aufwenden, nicht über den Schreibtisch zu springen und dem Mann eine Ohrfeige zu verpassen.

      »Wenn wir bis morgen nichts von ihnen gehört haben, rufen Sie jemanden an und veranlassen eine Suche«, verkündet Dr. Probst. »Ansonsten werde ich mich selbst auf den Weg dorthin machen.«

      »Und wie? Vielleicht mit Ihrem geheimen Spionageflugzeug?«, entgegnet Dr. Bartolli lachend. »Machen Sie einfach Ihre Arbeit, Cheryl. Lassen Sie sich das Militär um die Leute draußen vor Ort kümmern. Ich werde ganz nach Vorschrift eine Meldung einreichen, aber ich werde keine extra Anrufe deshalb machen. Ich gehe jede Wette ein, dass wir schon bald von den beiden hören werden, nämlich sobald sie ein funktionierendes Telefon gefunden haben.«

      »Gut«, sagt Dr. Probst knapp, dreht sich abrupt um und stürmt aus dem Büro.

      Dr. Bartolli sieht ihr kopfschüttelnd hinterher und widmet sich dann wieder der Arbeit auf seinem Schreibtisch. Er nimmt sich vor, nachher eine Meldung zu machen. Oder gleich am nächsten Morgen. Na ja, irgendwann morgen auf jeden Fall.

      ***

      US-Marshal Lucinda »Lu« Morgan presst gerade ihre Hand gegen die Seite des Busses, als die Welt um sie herum zu beben beginnt. Ihre von einer Sonnenbrille bedeckten Augen suchen die Gegend ab und sehen, wie die anderen US-Marshals sich ebenfalls an den vier Bussen abstützen, auf deren Seitenflächen »Federal Bureau of Prisons« steht. Die Erde bebt gute zwei Minuten lang, bevor sie sich langsam wieder beruhigt.

      »Hal! Alles Okay bei dir?«, ruft Lu einem kleinen Muskelpaket von Mann auf der anderen Seite der Tankstelle zu.

      »Ich bin okay!«, antwortet US-Marshal Hal Stacks. »Und du?«

      »Nur etwas wackelig auf den Beinen«, antwortet Lu. »Talley?«

      »Alles prima«, antwortet US-Marshal James Talley vom Bus hinter dem von Hal. Talley, groß, schlaksig und mit tiefschwarzer Haut, rückt sich die Sonnenbrille zurecht, nimmt dann den Benzinschlauch aus dem Tank und hängt ihn wieder an die Pumpe zurück. »Ich bin abfahrbereit.«

      »Super«, meint Lu. »Stevie?«

      »Alles Eins A, Lu«, antwortet US-Marshal Steven LeDeaux vom Bus direkt hinter dem von Lu. Mit seinen dürren Beinen, über denen ein riesiger Bierbauch hängt, sieht Stevie aus, als würde er dank seines ungleichgewichtigen Körpers jeden Moment vornüberfallen. So manch ein flüchtender Sträfling hatte schon den Fehler begangen, die Geschwindigkeit dieser dürren Beine gewaltig zu unterschätzen.

      »Weißt du überhaupt, was das bedeutet, Stevie?«, erkundigt sich Lu lachend.

      »Keinen blassen Schimmer«, antwortet Stevie grinsend. »Ist bloß etwas, das meine Tante Jessie immer gesagt hat.«

      Lu dreht sich um und sieht zu dem Bus, der vor ihrem steht. »Tony? Alles klar?«

      »Alles Okay, Boss«, antwortet US-Marshal Anthony Whipple. Tony ist der Jüngste unter den Marshals und sieht mit seinen blonden Haaren, den blauen Augen und der glatten Haut eher wie ein erfolgreicher Quarterback aus. Er schiebt seine Sonnenbrille hinunter und zwinkert Lu zu.

      Sie schiebt ihre Sonnenbrille ebenfalls runter und starrt zurück, während der Winterwind um die Tankstelle peitscht und die Asche und den Schnee durcheinanderwirbelt, der mittlerweile ganz Salt Lake City bedeckt. Tony zwinkert erneut, schiebt seine Brille wieder hoch, zieht dann den Benzinschlauch vom Bus und hängt ihn wieder an die Pumpe zurück. Lu hört daraufhin ein lautes Klicken und macht dasselbe mit ihrem Schlauch, bevor sie ihre Jacke enger um sich zieht und zu dem kleinen Geschäft der Tankstelle geht.

      »Wo befinden sich die Toiletten?«, fragt Lu.

      Der Kassierer zeigt nach hinten, wobei er wütend auf die Straße vor seiner Tankstelle starrt. Dutzende von Autos stehen an der Straße, wo National Guard Soldaten mit M-16s in der Hand vor dem Eingang der Tankstelle patrouillieren und den Zugang zu dem wertvollen Benzin blockieren.

      »Sind Sie da draußen mal langsam fertig?«, fragt der Kassierer wütend. »Ich muss die ganzen Leute auch noch tanken lassen, damit ich hier bald wegkann.«

      »Wir haben für fast tausend Dollar getankt«, meint Lu daraufhin. »Das sollte Sie doch eigentlich entschädigen.«

      »Es geht mir nicht ums Geld, Lady«, murrt der Kassierer. »Es geht ums Leben.«

      Lu verdreht die Augen, geht zur Damentoilette und knipst dort das schwache Licht an. Dann verriegelt sie die Tür und macht ihre Jeans auf, nimmt vorsichtig ihre Pistole aus dem Halfter und legt diese auf das kleine Waschbecken neben der Toilette. Dann erledigt sie ihr Geschäft und geht anschließend zum Händewaschen vor den Spiegel.

      Groß und rothaarig wie ihre Mutter und eine natürliche Schönheit, hätte sie, genau wie ihre Mutter ein Model sein können – nur ist ihre offensichtlich schon einmal gebrochene Nase schief zusammengewachsen, und Lu hat sich die Karriereleiter zu ihrem Posten in der Denver-Abteilung der US-Marshals hochkämpfen müssen. Niemand nimmt in ihrem Berufsfeld eine Frau mit ihrem Aussehen ernst. Sofort wird dann nämlich angenommen, dass sie eine Lesbe mit Lippenstift ist, die nur angeheuert worden ist, um der Frauenquote gerecht zu werden. Umso mehr weiß sie es zu schätzen, dass sie sich ihre Crew selbst hatte aussuchen dürfen, als sie den Auftrag erhalten hatte, fünfzig der gefährlichsten Bundesgefangenen vom Hochsicherheitstrakt in Florence, Colorado, quer durch den Westen nach Seattle zu transportieren.

      Das Wissen, das die anderen Marshals sie respektieren und ihr vertrauen, hilft ihr angesichts der Tatsache, dass die auf die fünf Busse verteilten fünfzig Männer keinerlei Problem damit hätten, ihr sofort den Kopf abzuschlagen und in ihren Halsstumpf zu scheißen.

      Sie bindet sich ihren Pferdeschwanz neu und holt dann einmal tief Luft. Nun ist sie bereit, wieder hinauszugehen und sich auf den Weg nach Coeur d'Alene zu machen.

      »Wo ich gerade daran denke«, sagt sie lachend, denn in dem Moment, als sie die Damentoilette verlässt, klingelt ihr Handy. Sie nimmt es von ihrem Gürtel und ihr Herz schlägt ihr sofort bis hoch in die Kehle, als sie die Nummer sieht. »Mom? Mom, was ist passiert? Ist etwas mit Kyle? Ist er verletzt? Wieso rufst du mich auf dieser Nummer an?«

      »Immer mit der Ruhe, Sweetheart«, antwortet Terri. »Kyle geht's gut. Wir hatten zwar gerade ein Erdbeben, das uns etwas nervös gemacht hat, aber wir sind beide okay.«

      »Ihr