KAIJU WINTER. Jake Bible. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jake Bible
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351905
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wundern sich über die plötzliche aggressive Haltung. Hal wirft sein Klemmbrett auf die Stufen seines Busses und greift nach seiner Waffe. Er betrachtet Lu und Bolton noch für ein paar Sekunden und kommt dann auf sie zu.

      »Am besten bleiben Sie da, wo Sie sind, Marshal«, ruft nun eine Stimme von oben.

      Hal blickt hoch und das Erste, was er sieht, ist ein auf ihn gerichtetes M-4. Als Nächstes sieht er einen grinsenden Soldaten. Schließlich senkt der Soldat den Karabiner wieder und zwinkert Hal zu. »Buh.«

      »Was zum Teufel?«, ruft Hal, dreht sich um und schaut zu den anderen Bussen. Soldaten sind jetzt auf allen Bussen außer auf Lus aufgetaucht. »LU!«

      Lu dreht sich um, sieht Hal an und beginnt dann zu lachen. »Sorry, Hal. Ich konnte einfach nicht widerstehen.«

      Sie winkt den Marshals zu und alle kommen jetzt auf sie zugelaufen. Die Gesichtsausdrücke variieren von Verwirrung bis Wut. Hal sieht eindeutig wütend aus.

      »Jungs, das hier ist Sergeant Connor Bolton«, erklärt Lu. »Bolton, das sind Hal Stacks, James Talley, Steven LeDeaux und Tony Whipple. Bolton und ich kennen uns schon sehr lange.«

      »Highschool-Abschlussball», bestätigt Bolton. »Ich war ihr Erster.«

      »Halt dein verdammtes Maul«, fährt Lu ihn an und verpasst Bolton einen Hieb gegen die Schulter. »Warst du gar nicht!«

      »War ich nicht?«, fragt Bolton ehrlich überrascht. »Heilige Scheiße, Lu, wann hast du denn mit dem Sex angefangen?«

      »Geht dich einen verdammten Scheißdreck an«, meint Lu und sieht die anderen Marshals an. »Bolton und seine Männer brauchen eine Mitfahrgelegenheit nach Seattle.«

      »Seid ihr ein Sonderkommando oder so was in der Art?«, fragt Tony.

      »Wenn ich das beantworte, werde ich dich leider umlegen müssen«, gibt Bolton zurück. »Nein, ich mach nur Spaß. Ich würde dich natürlich bloß verwunden.«

      Die anderen Marshals lachen allerdings nicht über seinen Witz.

      »Wir müssen jetzt weiter«, antwortet Lu. »Müssen wir uns eigentlich auch bei den richtigen Checkpoint-Wachposten melden?«

      »Nein, ist schon alles geregelt«, sagt Bolton. »Willst du einen Mann pro Bus oder hast du in einem Bus Platz für uns alle?«

      »Wird leider einer pro Bus sein müssen«, antwortet Lu. »Es ist ziemlich eng da drin.«

      »Alles klar«, meint Bolton nickend und gibt seinen Männern entsprechende Befehle.

      Die anderen vier Soldaten klettern jetzt vom Dach der ihnen zugewiesenen Busse, hängen sich die Karabiner über die Schultern und steigen ein.

      »Meine Jungs werden sich die ganze Fahrt über nicht einmischen«, meint Bolton. »So, als wären sie gar nicht da. Aber falls du Hilfe brauchst, musst du's natürlich nur sagen.«

      Die Marshals sehen Lu daraufhin an.

      »Was denn?«, fragt sie. »Lasst uns endlich losfahren.«

      Sie gehen zu ihren Bussen, steigen ein, und schon bald ist der Konvoi auf der Zufahrtsrampe und dann auf der I-90 nach Coeur d'Alene unterwegs.

      »Wer ist dieser Typ?«, fragt Muldoon, als Bolton sich neben Lu in den Bus setzt. »Kommen die Marshals nicht klar und müssen jetzt schon die National Guard zur Hilfe rufen?«

      »Ja, ganz genau, Muldoon«, antwortet Lu. »Sie sind wirklich sehr clever.«

      Von hinten im Bus kommt dreckiges Gelächter von Lowell und ein paar anderen Gefangenen.

      »Ich tippe mal darauf, dass das ein Insiderwitz ist«, erwidert Bolton.

      »Nur ein paar Scherze«, lächelt Lu. »Stimmt's, Muldoon?«

      »Ja, klar«, brummt dieser.

      Der Bus ruckelt und rattert, und alle suchen nach einem Halt, um nicht aus den Sitzen zu rutschen.

      »Die Erdbeben kommen immer schneller hintereinander«, sagt Bolton beunruhigt. »Hoffentlich schaffen wir's bis Seattle, bevor alles in die Brüche geht.«

      »Meinen Sie nicht eher, bevor er ausbricht?«, sagt Muldoon hämisch. »Das ist es nämlich, was Vulkane tun: Sie brechen aus.«

      »Er ist tatsächlich clever.« Bolton nickt Muldoon zu. »Jawohl, Officer, genau das machen Vulkane. Ich habe aber eher von unserem Land geredet. Es wird alles noch viel schlimmer werden, bevor es wieder aufwärtsgeht.«

      Nach einer Erklärung suchend sieht Lu Bolton an, aber der Sergeant schüttelt nur stumm den Kopf.

      ***

      »Scheiße«, schreit Stephie, als sie vor sich in der Straße einen kleinen Riss aufbrechen sieht. Der Bus vor ihr bremst, und der gesamte Konvoi von Champion kommt mit quietschenden Bremsen zum Stehen.

      »Eric, sag doch was«, ruft Stephie in ihr Funkgerät. »Ist die Straße vor dir sehr beschädigt? Stoppen wir deshalb?«

      »Nein, Sheriff, die Straße ist in Ordnung«, antwortet Mikellson. »Aber du wirst nie erraten, wessen Auto kaputtgegangen ist und gerade den Highway blockiert.«

      »Du machst Witze«, knurrt Stephie, während sie das Lenkrad herumreißt und ihren Streifenwagen an den Bussen vorbei zu Mikellson lenkt.

      Mit der Hand an der Waffe steigt der Deputy aus seinem Wagen und geht langsam auf das Auto zu, das die Straße blockiert. Die Kühlerhaube ist geöffnet und Linder steht den Motor anstarrend da, während um sie herum weiterhin Asche herunterregnet.

      »Haben Sie vielleicht vergessen, den Luftfilter auszutauschen?«, fragt Mikellson grinsend.

      »Nein, Deputy, das habe ich nicht«, antwortet Linder. »Der neue, den ich installiert habe, muss defekt gewesen sein.«

      »Tatsächlich?«, fragt Stephie, als sie hinter Mikellson auftaucht. Ihre Hand liegt auf der Waffe.

      Linder sieht die beiden an und runzelt die Stirn.

      »Gibt es ein Problem, Sheriff?«, fragt er. »Das ist eine recht aggressive Körpersprache.«

      »Wie wär's, wenn wir den ganzen Bullshit lassen und einfach ehrlich miteinander sind?«, erkundigt sich Stephie. »Ich weiß genau, wer Sie sind, Agent Linder. Und nach meinem Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten weiß er jetzt auch, wo Sie sind, und weshalb Sie Ihren Posten verlassen haben, um bis nach Champion zu fahren. Das war's, Tobias.«

      Linder sieht die Frau ein paar Sekunden lang an und schüttelt dann den Kopf.

      »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagt Linder unnatürlich ruhig. »Wir arbeiten schließlich beide für das Rechtsystem, und Sie hätten mir mehr Respekt zeigen sollen.«

      Im Nu verändern sich sowohl der Klang seiner Stimme als auch seine Körpersprache. Der aalglatte FBI Agent, den er bislang verkörpert hatte, ist plötzlich wie weggewischt und der Jäger, den Mikellson sofort bemerkt hat, kommt wieder zum Vorschein.

      »Alles funktioniert nur durch Respekt«, sagt Linder. »Respekt vor der Autorität, vor älteren Menschen, der Familie, Respekt vor der eigenen Verwandtschaft und Respekt vor Gott. Respekt! Ohne ihn sind wir nur Tiere, die sich im Matsch suhlen.«

      »Sheriff?«, fragt Mikellson. »Was nun?«

      »Bleib locker, Eric«, erwidert Stephie und geht am Deputy vorbei und auf Linder zu. »Ich bin mir nicht ganz sicher, was Sie da von sich geben, aber ich denke, Sie zeigen mir besser mal Ihre Hände. Sie können den Rest des Weges gerne bei mir hinten im Streifenwagen mitfahren.«

      Linder lacht und schaut zu den Winterwolken hoch. Er blinzelt wegen der herunterrieselnden Asche und schließt dann die Augen.

      »Sie war die ganze Zeit bei Ihnen, oder?«, sagt Linder leise mit noch immer geschlossenen Augen. »Ihr habt den Jungen in eurem lesbischen Liebesnest versteckt – ist das Ganze so abgelaufen? Habt ihr zwei Missgeburten ihn dazu gezwungen, euch dabei zuzugucken?