Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711447680
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ihre gestohlenen Pferde in einem guten Zustand erhalten wollten und ihnen eine lange Reise bevorstand, ehe sie auf ihrem eigenen Gebiete anlangten. Bei uns war der Fall anders. Wir hatten nur vierzig Meilen zurückzulegen, die wir zu Pferde machen konnten, und brauchten uns ausserdem nicht darum zu kümmern, was später aus den Thieren wurde. Wir schonten daher ihre Beine nicht, und die muthigen, wohlgenährten Rosse, die zwei Monate ohne Arbeit geweidet hatten, trugen uns schnell genug vorwärts. Sie schienen nicht einmal müde zu seyn, als wir an dem Ufer eines kleinen Flusses Halt machten, um sie zu tränken und verschnauben zu lassen, obschon wir einen scharfen Ritt von achtundzwanzig Meilen gemacht hatten.

      Gegen eilf Uhr langten wir auf dem Bereiche des felsigen Grundes an. Hier ruhten wir drei Stunden und nahmen ein Mahl ein, dessen wir sehr bedurften, da wir seit unserer Abreise von dem Schooner nichts als Beeren und Schlehen genossen hatten. Ueber dem Verscharren unserer Effecten hatten wir nämlich ganz vergessen, uns mit Mundvorrath vorzusehen.

      Unsere Flucht, oder vielmehr unsere Reise verlief ohne irgend einen merkwürdigen Vorfall. Wie wir erwartet hatten, kamen wir anderthalb Tage vor den Umbiquas auf dem Posten an und waren jetzt natürlich auf ihren Empfang vorbereitet. Die Weiber, die Kinder und alle werthvollen Gegenstände waren bereits nebst reichlichem Wasservorrath in das Bootshaus geschafft, um für den Fall vorgesehen zu seyn, dass der Feind es in Brand zu stecken versuchte. Die Nähe eines feindlichen Kriegshaufens war nämlich schon ein paar Tage zuvor entdeckt worden, denn als drei Kinder nach einer unfern gelegenen Bay hinuntergingen, um einige junge Seehunde zu fangen, bemerkten sie vier an einem Felsen befestigte Kanoes, während ein wenig weiter oben zwei junge Männer bei einem Feuer sassen und ganz gemächlich einen jungen Seehund brieten. Natürlich kehrten die Kinder wieder um, und die drei alten Männer, welche in dem Posten geblieben waren, zogen aus, um sich die Scalpe der ebenberührten Fremden zu holen. Bei unserer Ankunft waren sie noch nicht zurückgekehrt; aber am Abend ruderten sie mit den Scalpen der beiden Umbiquas, welche sie überrascht hatten, und mit den Kanoes den Fluss herauf, um Letztere in dem Magazine zu verschliessen.

      Unsere Stellung war in der That kräftig zu nennen. Im Norden hatten wir einen grossen, reissenden Fluss, im Süden einen vierzig Fuss breiten und zehn Fuss tiefen Graben, der das Gebäude von einem schönen freien Grunde, ohne Busch, Baum oder Hinterhalt — schied; die beiden Flügel waren durch kleine, zwanzig Fuss hohe Ziegelthürme geschützt, in denen sich Schiessscharten befanden, während die Thüren zehn Fuss über dem Boden erhaben und die Leitern natürlich aufgezogen waren. Der einzige andere Zugang, der in der That auch der hauptsächlichste war, führte nach dem Flusse, war also nur durch Schwimmen zu erreichen. Das Fort selbst bestand aus Mauersteinen und Ziegeln, und die dicke, mit Kupfer beschlagene Bohlenthüre konnte wohl für lange Zeit der Gewalt der Aexte oder des Feuers Trotz bieten. Unsere einzige Besorgniss betraf die leicht entzündliche Eigenschaft des Daches, das nur mit Fichtenschindeln bedeckt war. Gegen einen hiedurch möglichen Zufall sicherten wir uns jedoch, indem wir Wasser nach den oberen Räumen brachten; auch konnten wir, wenn es nöthig wurde, zu jeder Zeit Löcher in das Dach hauen, um unsere Feuerlöschanstalt zu erleichtern. Inzwischen bedeckten wir aber diejenigen Theile, welche am meisten ausgesetzt waren, mit einer Thonverkleidung.

      Wir waren nur unserer zehn, darunter sieben mit Gewehren bewaffnete gute Schützen. Ausserdem hatten wir auch sechs Weiber und neun Kinder, Knaben und Mädchen bei uns, denen im Falle eines nächtlichen Angriffs verschiedene Posten angewiesen waren. Die sechs Krieger, die ausgezogen waren, um aus der Ansiedelung Feuerwaffen zu holen, wurden in kurzer Zeit zurückerwartet; bis dahin brauchten wir nur vorsichtig zu seyn, des Feindes zu harren, und sogar seinen ersten Angriff ohne Benützung unserer Gewehre hingehen zu lassen, damit er über unsere Kraft im Ungewissen bliebe.

      Einer der Alten, ein verschmitzter Bursche, der seiner Zeit als ein tapferer Krieger gedient hatte, brachte einen Plan in Vorschlag, den wir befolgten. Er wollte nämlich in Begleitung eines Andern in die Nähe der Stelle gehen, wo die Kähne verborgen gewesen, und das Feuer unterhalten, damit der Rauch allen Argwohn beseitige. Wenn nun die Umbiquas vor dem Posten anlangten, so schickten sie ohne Zweifel einen ihrer Leute ab, um die Kahnhüter aufzubieten; diesen wollten sie dann lebendig zu greifen suchen und ihn an den Posten bringen. Demgemäss wurde eines der Kanoes in den Fluss gelassen, und spät am Abend traten die zwei Indianer, gut mit Schiessgewehren bewaffnet, ihre Expedition an.

      Achtes Kapitel.

      Die Umbiquas kamen endlich; ihr Mangel an Vorsicht zeigte, dass sie sich des Sieges sicher fühlten. In keinem Falle vermutheten sie Feuerwaffen in dem Blockhause, denn sie machten fünfzig Ellen vor dem östlichen Thurme Halt, und man musste gegen Roche eigentlich Gewalt anwenden, um ihn zu verhindern, dass er von seinem Gewehre Gebrauch machte. Die Pferde waren nicht bei ihnen; wir sahen sie jedoch bald auf der andern Seite des Flusses in einer kleinen offenen Prairie, gehütet von zwei Männern aus dem Haufen, welche einige Meilen weiter oben das Wasser gekreuzt hatten, einmal, um die Thiere im Falle einer Gefahr zur Hand zu haben, und dann, um ihnen einen besseren Weideplatz zu verschaffen, als dies auf dem südlichen Ufer möglich war. Dies war ein Umstand, auf den wir nicht gerechnet hatten; indess stellte, sich im Ganzen doch heraus, dass er uns von grossem Nutzen war.

      Die Wilden untersuchten die Aussengebäude sehr genau und gewannen dadurch die Ueberzeugung, es sey gänzlich unmöglich, den Platz durch gewöhnliche Mittel anzugreifen. Sie schossen einige Pfeile und einmal sogar ein Gewehr nach den Schiessscharten ab, um sich zu überzeugen, ob kampffähige Mannschaft im Innern zu finden sey; da wir uns übrigens vollkommen ruhig verhielten, so steigerte sich ihre Zuversicht und Einige zogen an den Ufern des Flusses weiter, um zu sehen, was sich an dem Haupteingange ausrichten lasse. Das Resultat ihrer Inspection schien sie nicht zu befriedigen, denn sie zogen sich ungefähr hundert Ellen zurück, um ihre Plane zu besprechen.

      Aus ihren Geberden war klar, dass einige das Gebäude in Brand stecken wollten; doch dieser waren nur Wenige, denn die Andern schienen einzuwenden, dass dadurch die im Innern befindlichen Gegenstände verzehrt würden, welche sie doch nicht gerne aufgeben mochten, namentlich, da eigentlich keine Gefahr zu besorgen stünde. Endlich deutete Einer, vermuthlich ein Häuptling, zuerst mit den Fingern in die Richtnng, wo sie ihre Kanoes gelassen hatten, dann auf den Fluss, und zuletzt auf den Fleck des Horizontes, wo die Sonne aufgeht. Nachdem er zu sprechen aufgehört hatte, standen zwei seiner Leute auf und schlugen die Richtung nach Südwest ein. Ihr Plan war leicht zu erkennen. Diese zwei Männer sollten in Vereinigung mit denen, welche man an der Küste zurückgelassen hatte, die Kähne um die Spitze bringen und in den Fluss einfahren. Hiezu brauchten sie wohl die ganze Nacht, und um Sonnenaufgang wollten sie die Hauptthüre mit ihren Tomahawks angreifen und zerstören.

      Mit dem Eintritte der Dunkelheit wurden wir etwas beklommen, denn wir wussten nicht, über welchem teuflischen Plane die Indianer vielleicht brüteten. Ich stellte in jede Ecke des Blockhauses Schildwachen, und wir warteten schweigend, während unsere Feinde, die ein grosses Feuer angezündet hatten, ihre Lebensmittel kochten. Allerdings konnten wir den Inhalt ihrer Worte nicht hören, aber doch war es augenscheinlich, dass sie den Posten als ihrer Gewalt Verfallen betrachteten. Die Hälfte davon legte sich zum Schlafen nieder, und gegen Mitternacht wurde die Stille durch keinen Laut mehr unterbrochen, während auch ihre halbverbrannten Stämme aufhörten, in hellen Flammen zu lodern. Ich wusste wohl, dass es am Morgen scharf hergehen würde, und meinte deshalb, es sey wohl das Beste, wenn ich mich jetzt durch einige Stunden Schlaf erfrischte; aber ich war im Irrthum.

      Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, als ich das eintönige, regelmässige Geräusch von Aexten vernahm, welche Bäume fällen. Ich blickte vorsichtig umher; die Töne kamen aus der Entfernung. Aber an den Flussufern sowohl, als hinter dem Lager der Wilden bewegten sich dunkle Gestalten in allen Richtungen. Wir entdeckten endlich, dass die Umbiquas Leitern machten, um die Thüren unserer kleinen Thürme zu ersteigen. Dies war uns natürlich ziemlich gleichgültig, da wir wohl auf den Empfang der Feinde vorbereitet waren; indess wollten wir sie doch bis auf den letzten Augenblick über unsere Stärke im Ungewissen lassen und solange mit unseren Schiessgewehren zögern, bis wir sicher seyn konnten, mit der ersten Salve ihrer Fünf zu erlegen. Unsere Indianer nahmen ihre Bogen und wählten nur solche Pfeile, wie sie von den Kindern beim Fischen benützt werden, um die Gegner auf den Glauben zu bringen, ihre Wunden und die Vertheidigung des Gebäudes sehen blos das Werk einiger kecken