Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711447680
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die Grundzüge ihres Daseyns, und Wehe den Händlern oder Jägern, denen die Krähen während ihrer Ausflüge begegnen, wenn sie nicht wenigstens ein Zehntheil der feindlichen Streitmacht betragen. Einen Beleg von ihrer Feigheit mag der Umstand abgeben, dass einmal Roche, ein junger Pariser Namens Gabriel und ich zufällig auf ein Lager von dreizehn Krähen und drei Arrapahoes trafen; sie überliessen uns ihre Zelte, ihr Pelzwerk und ihr getrocknetes Fleisch, indem nur die Arrapahoes sich zum Kampfe anschickten, aber auch bald einen der Ihrigen verloren hatten.

      Kehren wir jedoch zum Gange unserer Geschichte zurück. Der Häuptling hörte den Fürsten Seravalle mit verächtlicher Miene an, dadurch klärlich zeigend, dass er ihn kenne, und dass er ihm nicht sehr geneigt sey. Um jedoch seinen Hass auf die beste Weise auszubeuten, stellte er die doppelsinnige Frage an seine Gefangenen, was sie geben wollten, um ihre Freiheit zu erhalten. Auf ihre Antwort, sie seyen bereit, zwei Büchsen, zwei Pferde und hundert Dollars abzutreten, erklärte er, die ganze Habe, die sie mit sich führten, sey ohnehin schon sein Eigenthum, und er verlange noch mehr von ihnen: einer der Kanadier solle nämlich mit fünf Krähen nach Fort Hall gehen und Letztere im Auftrag des Fürsten sechszig Decken, zwanzig Büchsen uud zehn Fässchen Pulver in Empfang nehmen. Mittlerweile wolle er die Gefangenen in das Gebiet der Krähen mitnehmen, wohin man die Güter nachbringen solle; sobald dann dieselben angelangt wären, könnten die Weissen freien Fusses weiter ziehen. Der Fürst, der jetzt die Absicht der Feinde verstand und recht wohl wusste, dass man ihnen nie erlauben würde, wieder zurückzukehren, wenn sie sich einmal in den festen Plätzen der Krähen befänden, wies diesen Vorschlag zurück, machte aber, um Zeit zu gewinnen, mehrere andere, die natürlich nicht genehmigt wurden. Sobald der Häuptling sah, dass er wahrscheinlich nicht weiter erhalten werde, als er schon jetzt im Besitze hatte, so warf er seine heuchlerische Maske ab und trat mit einemmale in seinem wahren Charakter auf, indem er seine Opfer zu beschimpfen begann.

      „Die Blassgesichter,“ sagte er, „seyen gemeine Hunde und zu grosse Memmen, um gegen die Krähen zu fechten. Sie seyen noch weniger, als Weiber, indem sie sich in die Hütten der Shoshonen verbärgen und ihnen ihre Büchsen borgten, so dass diese jetzt hinreichend Pulver und Feuerwaffen hätten, um von Allen gefürchtet zu werden. Jetzt aber wollten sie die Blassgesichter tödten, um zu sehen, welche Farbe das Blut von Memmen hätte. Wären sie einmal todt, so könnten sie fernerhin weder Büchsen, noch Pulver an die Shoshonen verschenken, die sich dann wie Prairiehunde in ihre Löcher vergraben und es nie wieder wagen würden, den Pfad eines Krähen zu kreuzen.“

      Der Fürst antwortete dem Häuptlinge mit Verachtung. „Die Krähen,“ sagte er, „sollten nicht so laut reden, damit sie nicht von den Shoshonen gehört würden, und eine Lüge sollte man nie unter freiem Himmel aussprechen. Was seyen die Krähen gewesen, ehe die weissen Männer an die Ufer der Buona-Ventenra gekommen? Sie hätten ja nicht einmal ein eigenes Land, denn der eine Theil davon sey von den Schwarzfüssen, der andere von den Arrapahoes und den Shoshonen genommen worden. Ferner seyen die Krähen wie die Tauben, von den Gebirgs-Falken gejagt. Sie lägen in tiefen Spalten der Erde und kämen nur bei Nacht zum Vorschein, aus Furcht, einem Shoshonen zu begegnen. Die Weissen hätten übrigens die Shoshonen um ihre Ansiedelung versammelt und sie gelehrt, im Frieden mit ihren Nachbarn zu bleiben. So sey es vier Jahre gehalten worden, und die Krähen hätten Zeit gehabt, andere Wigwams zu bauen. Warum handelten sie nun wie Wölfe, die ihre Wohlthäter bissen, statt ihnen Dankbarkeit zu erweisen?“

      Trotz seines Alters hatte der Fürst doch viel Feuer in sich namentlich, wenn sein Blut in Wallung gerieth. Er war in Allem, mit Ausnahme der Wildheit, ein Shoshone geworden und verachtete aus dem Grunde seines Herzens die schuftigen Krähen. Der Häuptling dagegen griffen nach der Handhabe seines Tomahawks — so tief fühlte er den bittern Hohn seines Gefangenen. Da liess sich mit einemmale Rasseln vernehmen; eine Büchse knallte und einer der Krähen sprang hoch in die Luft, um als Leiche zusammenzustürzen.

      „Der Häuptliug hat zu laut gesprochen,“ sagte der Fürst; „ich höre den Tritt eines Shoshonen. Die Krähen werden gut thun, sich in’s Gebirge zu flüchten, sonst wird ihr Fleisch die Hunde unseres Dorfes mästen.“

      Die Gluth des Zornes und des tiefen Hasses schoss über das Gesicht des Häuptlings; aber er stand mit allen seinen Leuten regungslos und lauschte auf die Töne, um sich zu überzeugen, in welcher Richtnng sie der Gefahr entfliehen sollten.

      „Furcht hat die Krähen in Steine verwandelt,“ nahm der Fürst wieder auf; „was ist aus ihren leichten Füssen geworden? Ich sehe die Shoshonen.“

      „Der Hund von einem Blassgesicht wird sie nicht mehr sehen,“ versetzte der Wilde, indem er seinen Tamahawk in den Schädel des unglücklichen Fürsten begrub, dem es in dieser Weise vorbehalten war, in einem fernen Lande einen unrühmlichen Tod zu sterben.

      Die andern Gefangenen, welche gebunden waren, konnten natürlich keinen Widerstand leisten. Der französische Gelehrte und seine zwei Führer waren im Nu geschlachtet. Aber ehe die Uebrigen geopfert werden konnten, flog eine gut gezielte Salve in den dichtesten Krähenhaufen, der alsbald aus einander stürzte, um in den Wäldern Verstecke zu suchen, während zwanzig aus ihrer Mitte, darunter ihr grausamer Häuptling, todt und verwundet auf dem Platze blieben. Dann brachen aus dem Dickicht dreissig Shoshonen hervor, welche alsbald auf die Flüchtlinge Jagd machten und nur einen von den Ihrigen zurückliessen, um die drei noch lebenden Jäger zu befreien und über der Leiche ihres gemordeten Freundes und Gesetzgebers zu wachen.

      Eine halbe Stunde spielte nun aus den gegenseitigen Verstecken ein scharfes Plänklerfeuer zwischen den Shoshonen und Krähen. Letztere verloren zehn weitere Scalpe, und als sie endlich einen mit Büschen und Dornsträuchen bewachsenen Hügel erreichten, zahlten sie eifrig Fersengeld, ohne nur zu versuchen, die ihnen nachgeschickten Salven zu erwiedern. Die bejammernswürdigen Opfer wurden nach der Ansiedelung gebracht, und an dem Tage ihrer Beerdigung brachen die Shoshonen nach dem Lande der Krähen auf. Das Ergebniss des Feldzugs habe ich bereits mitgetheilt.

      Ich traf bei meinem Vater die drei Jäger, von denen zwei im Begriffe waren, nach Californien aufzubrechen; der dritte aber, ein junger Pariser, Namens Gabriel, zog es vor, bei uns zu bleiben, und war immer mein treuer Begleiter, bis wir uns an den Ufern des Mississippi trennten, als ich von dort aus die Richtung nach dem atlantischen Ocean einschlug. Er und Roche kehrten bei jener Gelegenheit wieder zu den Shoshonen zurück. Ein Leben voll wilder und gefährlicher Abenteuer hatte zu viel Anziehendes für sie, als dass sie es hätten aufgeben mögen, und der Irländer that ein Gelübde, wenn er je wieder in das Bereich der Civilisation zurückkehre, so werde er nach Monterey ziehen, denn dies sey der einzige Ort, wo er auf seinen langen Wanderungen ein Volk gefunden habe, das seinen Ideen zusage.

      Als ich bei dem Zusammentritte einer grossen Versammlung dem Stamme den Angriff mittheilte, den die Umbiquas auf das Bootshaus gemacht hatten, und den Erfolg desselben berichtete, zollten mir alle Anwesenden lauten Beifall. Ich wurde auf der Stelle zum Kriegerhäuptling gewählt, und dieselbe Versammlung fasste den Entschluss, ohne Zögerung eine Abtheilung auszuschicken, um die Umbiquas zu züchtigen. Mein Vater gestattete nicht, dass ich mitging, da die Angelegenheiten des Fürsten in Ordnung gebracht und die Schulden, die er zu Fort Hall contrahirt hatte, bezahlt werden mussten. Ich sah mich deshalb genöthigt, zwei Monate lang die Verrichtungen eines Buchhalters zu vollziehen, Rechnungen zu schreiben und so weiter — eine ziemlich langweilige Beschäftigung, der ich nicht den mindesten Geschmack abgewinnen konnte. Inzwischen nahm der Feldzug gegen die Umbiquas einen noch erfolgreicheren Fortgang, als der gegen die Krähen; überhaupt war es ein glorreiches Jahr für die Shoshonen und sie werden sich desselben noch lange Zeit als einer Periode erinnern, zu welcher ihre Beinbekleidung und ihre Moccassins im buchstäblichen Sinne des Worts mit Menschenhaaren genäht waren und die auf der Prairie unbegraben bleichenden Gebeine ihrer Feinde sogar die Wölfe abhielten, über die Buona-Ventura herüberzukoommen. In der That war das Jahr so ereignissvoll, dass mein Buch über Gebühr anschwellen müsste, wenn ich Alles aufzählen wollte.

      Die Cachette an unserem Landungsplatze hatte ich nicht vergessen. Wir schafften Alles nach dem Bootshause, und da die heissen Sommertage die Ansiedelung bereits nicht sehr angenehm zu machen begannen, so zogen wir nach der Seeküste, während der grössere Theil des Stammes nach den Wellenprairieen des Südens auf die Jagd zog.

      Die Geschenke