Karola nahm sich in Gegenwart des Kindes mit äusserster Kraft zusammen, aber sehr schwer, unendlich schwer wurde ihr die erquälte ruhige Haltung.
Es hatte entsetzlich grausam und herzlos geklungen: Etwas früher oder später gibt es keine Traute Overmans mehr!
Auch Günter musste sich zusammenreissen, sonst wäre er mit geballten Fäusten auf die hämisch Dreinblickende zugestürzt.
Das Kind aber blickte mit müden, teilnahmelosen Augen von einem zum anderen, weil alle so böse Gesichter machten.
Günter Overmans holte seine Brieftasche hervor und zählte mehrere Scheine ab.
„Hier ist Ihr Gehalt für diesen Monat und die drei nächsten Monate.“
Sie nahm das Geld, stopfte es nach sorgfältigem Durchzählen in die Tasche ihres braunen faltigen Rockes.
Günter Overmans befahl: „Und jetzt fort mit Ihnen! Das Postauto fährt in ein und einer halben Stunde hinunter an den Bahnhof Titisee. Sie können noch bequem packen und es erreichen.“
Hedwig Ritter sagte dreist: „Ein Zeugnis verlange ich auch!“
Günter Overmans neigte zustimmend den Kopf.
„Natürlich können Sie ein Zeugnis von mir erhalten. Vorausgesetzt, es liegt Ihnen daran, sich durch meine Unterschrift bestätigen zu lassen, dass Sie eine Heuchlerin und gemeine Person sind!“
Sie fauchte förmlich vor Wut.
„Gut, ich verzichte auf Ihr Zeugnis, aber denken Sie daran, noch ist nicht aller Tage Abend, und Ihr Püppchen da wird sich ja wohl in Kürze von Ihrem Vater noch ganz andere Dinge sagen lassen müssen, wie ich jetzt von Ihnen.“
Sie zeigte ungeniert mit dem Finger auf Karola.
Nun ging sie zur Tür.
„Ich will meinen Koffer vom Flur holen und dann ersuche ich Sie, das Zimmer zu verlassen, bis ich gepackt und mich umgekleidet habe.“
Karola nahm das Kind aus den Kissen.
„Du darfst in Muttis Bett weiter ausruhen, mein Herzchen.“
Die Kleine lächelte matt und drückte sich eng in die schützenden Mutterarme.
Hedwig Ritter stand an der weitgeöffneten Tür und liess die drei an sich vorbeigehen.
Ihre Augen sprühten Wut, als sie erregt rief: „Vielleicht kommt einmal im Leben eine Gelegenheit, mich Ihnen erkenntlich zu zeigen für den heutigen Tag, der Zufall spielt ja oft wunderlich!“
Das Ehepaar tat, als höre es gar nichts, Just Frank aber lachte ihr ins Gesicht: „Leben Sie wohl, Sie Sanftmütigste, Sie Perle aller Kinderpflegerinnen!“
Die Nurse trat ins Zimmer zurück und warf die Tür ins Schloss, dass Frau Blümli entsetzt aus der Küche gelaufen kam. Aber sie begriff rasch, um was es sich handelte.
Erstens tat das sonst so freundliche junge Ehepaar sehr zurückhaltend und zweitens teilte ihr Günter Overmans mit, man würde morgen bereits abreisen.
Sie tappte erschreckt in die Küche zurück und dachte reumütig an den gestrigen Abend.
Als sich Hedwig Ritter von ihr verabschieden wollte, wickelte sie ihre Hände fest in die Schürze und über die Schulter weg schimpfte sie: „Machen Sie nur, dass Sie fortkommen, ich dank’s Ihnen bestimmt nicht, dass Sie mir die besten Gäste, die ich seit langem gehabt, zum Hause hinausgescheucht haben. Sie Babbelliese!“
Da wandte sich die Nurse, aber die gleichmütige Miene, die sie aufsteckte, war erheuchelt, denn der Zorn erstickte sie fast.
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