Höllenfrost - Ein Fall für Julia Wagner: Band 3. Tanja Noy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tanja Noy
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Fall für Julia Wagner
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726643084
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offenbar alleine … sie war doch alleine?“

      Frieder nickte.

      „Mietet also alleine die einsame Försterhütte, dort oben auf dem Berg. Erzähl mir nicht, dass dich das nicht neugierig gemacht hat.“

      „Klar hat es mich neugierig gemacht. Ich hätte mich auch gerne länger mit ihr unterhalten, ich meine, sie war ja eine echte Augenweide. Ganz meergrüne Augen. Die funkelten wie Smaragde.“ Als ihm auffiel, dass die Augen der gesamten Gruppe auf ihm lagen, konzentrierte Frieder sich wieder auf das Wesentliche. „Hat mich schon gewundert, dass sie alleine unterwegs war. Aber sie machte überhaupt nicht den Eindruck, als wolle sie sich unterhalten …“

      „Hattest du das Gefühl, dass sie sich verfolgt fühlte?“

      „Nein.“

      „In Ordnung.“ Marina betrachtete noch einmal den offenen Wagen. „Frieder, ich benötige von dir eine vernünftige Beschreibung dieser Frau“, sagte sie dann. „Dich, Margot, besuche ich dann anschließend in der Apotheke.“

      Die Apothekerin nickte, und Frieder bemerkte mit Überzeugung in der Stimme: „Ich sag euch, diese Frau ist keine Mörderin.“

      „Und woher weißt du das?“ Das kam von Dirk Eismann. „Machte sie den Eindruck auf dich, als könnte sie keine Waffe halten?“

      „Erfahrung“, sagte Frieder in seine Richtung, „Bauchgefühl und Menschenkenntnis. Alle drei zusammen sagen mir, dass wir mit voreiligen Schlussfolgerungen vorsichtig sein sollten.“

      „Das sehe ich auch so“, stimmte Marina zu. „Du schleppst den Wagen ab, Dirk. Bring ihn in deine Garage, vielleicht gibt’s darin ja was zu finden.“

      Eismann nickte, und sie wandte sich noch einmal an die gesamte Gruppe. Dabei legte sie alle Autorität, die in ihrem ein Meter siebenundfünfzig großen Körper steckte, in ihre Worte. Bis hierhin war sie nur eine einfache, langweilige Dorfpolizistin gewesen, und wenn man von ganz unten kam und nach ganz oben wollte, dann musste man sich schon ganz besonders strecken. „Ihr wisst, wie wichtig es ist, dass wir Ordnung in die Sache bringen“, sagte sie. „Also bitte, hat sonst noch irgendjemand von euch etwas gesehen, was uns weiterhelfen könnte?“

      Kollektives Kopfschütteln der Gruppe.

      „Hat jemand die Schüsse gehört?“

      Erneutes kollektives Kopfschütteln.

      Marina seufzte leise. „Wer hat den Mann gefunden?“

      „Das war ich.“ Ulrich Pohl, Dorfwirt und Ellie Pohls Bruder, trat nach vorne. Normalerweise verfügte er über eine Gesichtsfarbe, die an Haferschleim erinnerte, im Augenblick jedoch zeigten sich auf seinen Wangen rote Flecken, während die Kälte die Gläser seiner runden Nickelbrille längst in Abendmahloblaten verwandelt hatte.

      „Wann war das?“, wollte Marina von ihm wissen. „Wann hast du den Mann gefunden?“

      „Vor einer halben Stunde, so. Ich bin mit Rocco raus.“ Pohl deutete auf den Schäferhund neben sich. „Er musste sein Geschäft machen. Wegen der Kälte und dem ganzen Schnee wollte ich nicht so weit gehen. Wir kamen hier vorbei, und da hab ich ihn entdeckt. Das war’s.“

      „Hast du jemanden weglaufen sehen?“

      „Nein.“

      Das wäre auch zu schön gewesen. Vor allem zu einfach. Marina nickte, betrachtete noch einmal den Toten und dachte darüber nach, wie sie nun am besten weiter vorgehen sollte …

      Zwanzig Minuten später stand sie, einigermaßen zufrieden, im schlichten Holzschuppen der Pohls. Zwei Männer aus dem Dorf hatten die Leiche dort auf einem Campingtisch abgelegt. Immerhin lag er hier kühl und geschützt, bis Hilfe von außen kam. Das war aber auch das Einzige, was Marina irgendwie tröstete. Ansonsten war ihr gar nicht wohl. Das Wetter wurde immer schlechter, der Himmel immer dunkler. Es sah im Augenblick nicht so aus, als würde es in nächster Zeit wieder aufhören zu schneien oder als würde es überhaupt jemals wieder aufhören zu schneien.

      „Also, ich hab kein gutes Gefühl dabei“, sprach Ellie Pohl aus, was sie dachte.

      Marina antwortete nicht darauf, und so starrten sie eine Weile auf den toten Mann.

      „Sind die anderen schon losgegangen?“, fragte Ellie dann.

      „Ja. Frieder hat die Leitung übernommen. Vielleicht finden sie ja die Frau aus Hamburg.“

      „Ich glaube nicht, dass sie weit kommen werden.“

      „Nein, vermutlich nicht. Aber einen Versuch ist es wert. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie es zu Fuß und alleine den Berg hinaufgeschafft hat. Vielleicht liegt sie irgendwo und braucht Hilfe.“

      „Ja, vielleicht.“

      Wieder starrten sie auf die Leiche.

      „Ich habe immer gedacht, alle Toten würden so aussehen, als würden sie schlafen“, bemerkte Ellie nach ein paar Sekunden.

      Marina sagte nichts darauf, und sie fügte hinzu: „Er sieht überhaupt nicht so aus, als würde er schlafen. Selbst jetzt nicht, nachdem wir ihm die Augen geschlossen haben …“

      Einem Impuls folgend machte Marina sich daran, die Taschen der Jacke des Toten zu durchsuchen.

      „Was suchst du?“, wollte Ellie wissen.

      „Ist es nicht komisch, dass er nicht nur keine Papiere, sondern auch kein Handy dabeihatte?“, sagte Marina. „Ich meine, jedes Kind hat heutzutage ein Handy.“

      „Stimmt“, nickte Ellie. „Und sieh dir seine Schuhe an. Das ist italienisches Leder, das sehe ich sofort. Damit spaziert man nicht im tiefen Schnee herum.“ Sie brach ab, als Marina einen kleinen Zettel aus der Jackentasche des Toten zog. „Was ist das?“

      „Eine Notiz.“ Marina hob die Augenbrauen in die Höhe. „Eine Zahl. 2012.

      „Eine Jahreszahl?“

      „Vielleicht. Oder eine PIN-Kombination.“ Marina steckte den Zettel ein. Sie trat zur Tür des Schuppens und sah einen Moment hinaus in die weiße Wüste. Weiße Berge und schwarze Wolken in einem einzigen Gewirbel aus Schnee.

      Jetzt habe ich meine Chance, und ich werde sie nicht vertun, dachte sie. Und hatte überhaupt keine Ahnung, was noch auf sie zukommen würde. Doch als wäre da irgendwo in ihr etwas, das warnend ausschlug, wurde ihr für den Bruchteil einer Sekunde ganz schrecklich übel. Sie schluckte, wandte sich noch einmal an Ellie und sagte: „Danke, dass wir den Schuppen benutzen dürfen. Es tut mir wirklich leid, dass wir euch das zumuten, aber ich sehe gerade keine andere Möglichkeit.“

      Ellie nickte unbehaglich und beeilte sich, ihr nach draußen zu folgen.

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