Ein Freund für alle Ewigkeit
Daniela Janner
geb.: 1980
Bibliotheksassistentin
Fan vom VfB Stuttgart
Ich lernte Frank während meiner Ausbildung kennen. Er war einer meiner Ausbilder. Schnell erfuhr ich, dass auch er Fan vom VfB Stuttgart war und ebenfalls eine Dauerkarte besaß. So hatten wir ein gemeinsames Band, das uns verknüpft e und das der Anfang einer tiefen Freundschaft war. Frank erzählte mir, dass er Mukoviszidose hat. Ich war tief getroff en, denn ich kannte die Krankheit von einem früheren Mitschüler. Doch abschrecken konnte mich das natürlich nicht, Frank war wegen seiner Krankheit immer etwas dürr. Er war ein aufrichtiger, freundlicher und treuer Freund. Trotz der Schwierigkeiten, die seine Krankheit mit sich brachte, meisterte er sein Leben. Er hat eine Ausbildung gemacht, lange in seinem Beruf gearbeitet und war immer ein zuverlässiger Kollege. Auch engagierte er sich im Mukoviszidose e.V., ein Verein von, für und mit Betroff enen dieser Krankheit.
Frank ging ganz natürlich mit seiner Krankheit um und machte kein Geheimnis daraus. Er war ein lebenslustiger, optimistischer und positiv denkender Mensch. Auch in schwierigen Zeiten hatte er meist ein Lächeln auf den Lippen. Er war ein Stehaufmännchen und hat sich nicht unterkriegen lassen. Frank war ein Kämpfer, hatte noch Kraft und Energie, wenn andere schon aufgegeben hätten. Ich bewunderte ihn für seine Stärke, seinen Lebensmut und seinen Optimismus. Er hatte immer ein Lächeln übrig, auch wenn es ihm schlecht ging.
Der VfB Stuttgart war für ihn ein Teil seines Lebens und so oft wie irgendwie möglich verfolgte er die Spiele live im Stadion. Womit konnte man sich besser ablenken als mit einem spannenden Spiel? Was tat besser, als gemeinsam die Freuden eines Sieges zu genießen? Die Meisterschaft 2007 war natürlich ein großer Höhepunkt. Unzählige Stunden haben wir beide über unseren VfB gesprochen. Freud und Leid geteilt. Ob Abstiegskampf, Champions League oder Europa League, wir standen immer treu zu unserem Verein.
Am 12. April 1997 waren wir das erste Mal gemeinsam im Stadion, es war ein Spiel gegen Hansa Rostock. Wir haben uns vor dem Stadion getroffen, um über den VfB und das Spiel zu fachsimpeln. Im Stadion selbst saßen wir nicht zusammen, da Frank wegen seiner Krankheit einen Sitzplatz hatte und ich mitten im A-Block stand. Trotzdem war es für uns ein gemeinsamer Besuch, wir wussten ja, der jeweils andere war da. Gemeinsam jubelten wir über die fünf Tore unseres VfBs, geschossen von: Fredi Bobic, Krassimir Balakov (2), Giovane Elber und Marco Haber. Der eine Gegentreffer trübte die Freude nur wenig.
Wir haben die Freuden und Leiden seitdem immer geteilt. Als Frank wegen seiner Krankheit nicht mehr ins Stadion gehen konnte, habe ich ihm immer Bericht erstattet. Als er letztes Jahr nach München verlegt werden musste, hat ihn ein kleines VfB-Holzpüppchen von mir begleitet. Ich wollte, dass er den VfB vor Augen hat, wenn er schon ausgerechnet nach München in eine Spezialklinik musste. Ein VfB-Fan in München, oje. Leider ist er dort vier Monate später verstorben. Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln im November 2010. Ihm zu Ehren stand ich im Stadion, habe an ihn gedacht und für ihn gebetet. In meinem Herzen ist er immer noch bei jedem Heimspiel dabei.
Forever VfB!
Vom ersten Stadionbesuch zum Weltmeister
Horst Eckel
geb.: 1932
Ehemaliger Fußballspieler und Weltmeister 1954
Fan vom 1. FC Kaiserslautern
Wenn ich an meinen ersten Stadionbesuch denke, muss ich fast 65 Jahre zurückgehen – bis in die Saison 1947/48. Lange bevor die Bundesliga gegründet wurde. Es war eine schwere, aber auch sehr schöne Zeit, in der Deutschland aber weit größere Probleme als heute hatte. Auch der Fußball musste nach dem Krieg erst langsam wieder entstehen.
Deutschland war noch stark von dem zwei Jahre zuvor beendeten Krieg geprägt. Viele Väter, Brüder und Großväter kehrten nicht zurück oder waren weiter in Gefangenschaft. Das Leben hatte sich stark verändert, das Land befand sich mitten im Wiederaufb au. Die ganze Gesellschaft, so auch meine Familie, musste sich täglich vielfältigen und existenziellen Herausforderungen stellen. Für mich und viele meiner Freunde bot der Fußball eine der wenigen Ablenkungen von dem zuvor Erlebten. Was ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen konnte: Der Fußball sollte mir in den folgenden Jahren die große Chance bieten, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass Deutschland mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 ein wenig Selbstbewusstsein zurückgewinnen konnte. Zuvor muss ich aber ein wenig ausholen.
Der Beginn dieser Entwicklung liegt für mich in unserem Dorfverein: dem SC Vogelbach. Mein Heimatverein wurde 1926 gegründet und hat von Beginn an eine Fußballertradition. So gewannen die Mannschaft en des SC Vogelbach bereits in den 1930er Jahren mehrfach die Meisterschaft en ihrer Klasse. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste der Spielbetrieb jedoch eingestellt werden, da eine Vielzahl der Spieler an die Front musste. Erst 1946 konnte der SC Vogelbach mit Genehmigung der damaligen Militärregierung den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Von Normalität konnte damals aber noch keine Rede sein. Die Auswirkungen des Kriegs waren auch im Verein deutlich zu spüren: Aufgrund der vielen Gefallenen und der großen Anzahl Kriegsgefangener fehlte in der Mannschaft eine ausreichende Anzahl an Spielern. Also suchte man unter den Jugendlichen des Dorfs nach Unterstützung.
Seit meiner frühesten Kindheit war ich verrückt nach dem Fußball, und wann immer es die Umstände zuließen, rannte ich mit Freunden und Bekannten hinter der runden Kugel her. Am liebsten spielte ich im Sturm, schoss oft die meisten Tore. Kaum eine Wiese des Orts war vor mir, meinen Freunden und unserem Fußballspiel sicher. So kam es auch, dass ich, gerade mal 15 Jahre alt, schon in die erste Herrenmannschaft des SC Vogelbach berufen wurde. Aber bevor es so weit war, musste ich gemeinsam mit meiner Mutter zum örtlichen Arzt gehen, mich intensiv untersuchen lassen und von diesem eine Genehmigung für meine Einsätze in der ersten Mannschaft bekommen. Zum Glück gab der Arzt sein O.K., und fortan stand ich für den SC Vogelbach auf dem Platz. Schon in diesen jungen Jahren habe ich einen großen Stolz empfunden. Als Jugendlicher, als »Benjamin«, wie sie mich nannten, in dieser schweren Zeit in der Mannschaft seines Heimatorts spielen zu dürfen, kam mir immer wieder wie ein Traum und sehr unwirklich vor.
In diese Phase meines Lebens fällt auch mein erster Stadionbesuch – wir schreiben die Saison 1947/48, der 1. FC Kaiserslautern spielte in der damaligen Oberliga. Eine ganze Weile habe ich für das Eintrittsgeld gespart. Und dann war es endlich so weit: Gemeinsam mit einem Freund habe ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg zum Betzenberg nach Kaiserslautern gemacht. Die Strecke betrug 30 Kilometer und führte uns an unzähligen Weiden und Wiesen vorbei. Immer wieder sahen wir Mahnmale des Kriegs. Während der langen Fahrt quatschten wir aufgeregt über unseren bevorstehenden Stadionbesuch. Wir malten uns aus, wie es wohl auf dem Betzenberg aussehen würde. Wir waren aufgeregt, tagelang grübelte ich darüber, wie der große Fritz Walter spielen würde. Er war immer mein Vorbild. Bei so vielen Gedanken verging die Zeit wie im Fluge und wir waren schnell in Kaiserslautern angekommen. Ehrfürchtig standen wir dann vor dem Stadion, welches schon wenige Jahre später meine sportliche Heimat werden sollte. Es übertraf unsere bisherigen Vorstellungen erheblich.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment, als wir es betraten: Wir waren fasziniert von diesem groß wirkenden Bau. Wir saßen auf einer dieser langen Holzbänke und waren stolz, auf einer der Tribünen sitzen zu dürfen. Ich weiß noch, dass ich vor dem Anpfiff unruhig hin und her gerutscht bin und das Holz durch meine Hose spürte. Die letzten Minuten vor dem Spiel kamen mir ewig lang vor, bis die Mannschaften endlich den Rasen betraten. Bis heute habe ich die damaligen Spieler des 1. FC Kaiserslautern vor Augen – mit vielen durfte ich später noch in einer Mannschaft spielen und Deutscher Meister