Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Chefarzt Dr. Norden Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975135
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      »Roller. Ich habe nur einen 125er Führerschein. Bist du schon einmal gefahren?«

      Dési schüttelte den Kopf.

      »Nein. Noch nie.«

      »Dann haben wir eine Premiere.« Er griff wieder nach ihrer Hand und ging mir ihr ins Geschäft. Ganz offensichtlich machte er so etwas nicht zum ersten Mal. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Dési bekam einen Helm in die Hand gedrückt und fand sich zwanzig Minuten später vor einem feuerroten Roller wieder.

      »Vom Motorrad aus die Berge vorbeirauschen sehen. Das wollte ich dir unbedingt zeigen. Komm.« Joshua stülpte ihr den Helm auf den Kopf und zog den Verschluss fest.

      Dési hatte noch tausend Fragen auf dem Herzen. Doch sie war viel zu aufgeregt, um sie zu stellen. Mit großen Augen sah sie dabei zu, wie sich Joshua auf den Roller schwang. Sie setzte sich hinter ihm. Der Motor schnurrte. Sie bogen auf die Hauptstraße ab und ließen die Stadt bald hinter sich. Dési klammerte sich an ihm fest. Inzwischen war ihr ein Licht aufgegangen.

      »Deshalb wolltest du mit mir Motorrad fahren«, rief sie ihm zu. Der Wind trug ihr die Worte aus dem Mund.

      Joshua lachte übermütig.

      »Vielleicht.« Er bog in eine kleine Bergstraße ein. Dort gab er Gas.

      Das Gesicht an seinen Rücken gedrückt, die Beine gegen seine gepresst und die Arme um seinen Körper geschlungen, klammerte sich Dési an ihm fest. Sie wusste nicht, ob sie vor Angst oder Aufregung zitterte. Doch in einem hatte er recht: Die Berge vorbeirauschen zu sehen, den Fahrtwind im Gesicht, die frische Luft in der Nase, war ein besonderes Erlebnis, das sie nie vergessen würde. Langsam löste sich ihre Verkrampfung und sie fing an, die Bewegung und das Tempo zu genießen.

      »Alles in Ordnung?«, rief er ihr über die Schulter zu.

      »Alles okay!«, erwiderte sie und lockerte ihren Klammergriff ein wenig.

      »Viel besser!«, lobte er sie. »Entspann dich! Aber geh nicht zu weit weg von mir.«

      Es war viel zu aufregend, um sich zu entspannen. Sie hatten die Passhöhe erreicht. Jetzt ging die rauschende Fahrt bergab, direkt auf den Horizont zu. Auf einmal bockte der Roller, und Désis Herz setzte aus. Das Gefährt schlingerte quer über die Straße. Joshua fluchte. Bevor seine Beifahrerin vollends in Ohnmacht fiel, wurde das Gefälle sanfter. Er lenkte den Roller ins Gras am Straßenrand und ließ die Füße über den holprigen Untergrund schleifen. Der Roller wurde langsamer, schwankte und kippte schließlich um.

      *

      Vor Aufregung schlug Bastian Dehmels Herz hart in seiner Brust. Er stand vor dem Krankenzimmer seiner Frau und haderte mit sich. Was würde ihn dahinter erwarten? Und vor allen Dingen: Was wollte er selbst? Endlich fasste er sich ein Herz und klopfte an. Er bekam keine Antwort.

      »Du wolltest mich sprechen?« Auf alles vorbereitet steckte er den Kopf ins Zimmer. Sein Herzschlag setzte aus.

      »Um Gottes willen, Jutta!« Er stürzte zu seiner Frau, die vor dem Bett auf dem Boden lag. »Jutta, sag doch was! Kannst du mich hören? Jutta!« Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er sprang auf und lieg hinaus auf den Flur. »Hilfe, Schwester. Meine Frau! Warum ist denn keiner da! Hilfeeee!«

      Aufgeschreckt durch den Schrei eilte Schwester Laura herbei.

      »Bitte beruhigen Sie sich, Herr Dehmel. Was ist denn passiert?«

      »Meine Frau«, schluchzte er haltlos. »Meine Frau liegt auf dem Boden. Sie …, sie ist …«

      Schwester Laura wartete nicht darauf, bis er ausgesprochen hatte. In Windeseile machte sie sich auf den Weg. Aber sie lief nicht etwa zuerst ins Zimmer der Patientin, sondern zurück ins Schwesternzimmer, um einen Arzt zu informieren. Danach ging alles ganz schnell. Ehe Bastian begriff, was geschah, wurde Jutta in ihrem Bett an ihm vorbei geschoben und in einen freien OP gebracht. Dr. Weigand, Sophie Petzold und Schwester Elena begleiteten den Transport. Sophie war es, die den leidgeprüften Ehemann auf dem Flur bemerkte.

      »Jutta hat wahrscheinlich einen zweiten Schlaganfall erlitten«, erklärte sie ihm schnell. »Ich sage dir Bescheid, sobald ich etwas weiß.« Sie schickte ihm ein hoffnungsvolles Lächeln, ehe sie hinter ihren Kollegen herlief.

      Wie versteinert stand Bastian auf dem Flur und versuchte, das Gefühlschaos in sich zu ordnen.

      Unterdessen griff ein Rädchen in das andere wie bei einer gut geölten Maschine. Nachdem die Diagnose gesichert war, begannen die Ärzte mit ihrer Arbeit.

      »Saugen, saugen, saugen!«, befahl Dr. Weigand. Er stand am OP-Tisch und beugte sich über das Operationsfeld. »Geht das nicht schneller hier?«

      »Solche Kommentare sind normalerweise meine Sache«, bemerkte Sophie.

      »Nur zu. Ich will Ihnen keine Konkurrenz machen.« An den Fältchen um seinen Augen erkannte sie, dass er lächelte. »Klemme. Saugen.« Mit sicheren Handgriffen setzte er seine Arbeit fort, ohne sich von dem Gespräch ablenken zu lassen. »Wie hält sie sich?«, wandte er sich an Dr. Klaiber, der für die Anästhesie verantwortlich war.

      »Sehr instabil. Eher hyperton.«

      »Dann müssen Sie doch noch trepanieren«, erklärte Sophie.

      »Vielen Dank für die Aufklärung. Auf so eine Idee wäre ich gar nicht gekommen.« Unwillig schüttelte Matthias den Kopf. »Das alles wäre nicht nötig, wenn Frau Dehmel besser auf sich aufgepasst hätte.«

      »Hier. Sie brauchen einen Clip.« Die Assistenzärztin reichte ihn ihm.

      »Warum nur fühle ich mich wie im Kindergarten? Saugen.«

      Die Operationsschwester tat, was er von ihr verlangte. Die Anspannung war förmlich mit Händen greifbar. Endlich atmete Dr. Weigand auf.

      »Sieht aus, als hätten wir es geschafft.«

      »Blutung steht«, bestätigte Sophie Petzold.

      »Wir können zumachen.« Matthias sah hinüber zu seiner Kollegin. »Das übernehme ich. Ich will endlich mal in Ruhe arbeiten, ohne mich ständig belehren zu lassen.« An seiner Stimme hörte sie, dass er es nicht ganz ernst meinte. »Sie informieren den Ehemann. Den kennen Sie ja recht gut, nicht wahr?«

      Diese Spitze überging Sophie Petzold geflissentlich.

      »Ihr Wunsch ist mir Befehl«, erwiderte sie.

      »Dass ich das noch erleben darf.«

      Sophie schnitt eine Grimasse und verließ den Operationssaal.

      Ein paar Minuten später trat sie zu Bastian, der nervös auf dem Flur auf und ab gegangen war. Er blieb abrupt stehen und sah sie mit großen Augen an.

      »Und?« Seine Stimme war heiser.

      Sophie blieb vor ihm stehen.

      »Sie kommt durch.«

      »Gott sei Dank!« Er streckte die Arme aus und zog sie an sich.

      Einen Moment ließ sie ihn gewähren. Dann löste sie sich sanft aus der Umarmung.

      »Was danach wird, kann man allerdings noch nicht sagen.«

      Bastian nickte gedankenverloren.

      »Ich muss dir was sagen, Sophie.« Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht leicht fiel.

      »Ja?«

      »Als ich hier gewartet habe, habe ich über alles nachgedacht. Über Jutta und mich und über diesen unglaublichen Zufall, dass wir beide uns ausgerechnet hier wiedergetroffen haben.« Lächelnd streckte er die Hand aus und strich Sophie eine Locke aus der Stirn. »Du bist immer noch so schön wie früher, wenn nicht sogar schöner. Trotzdem werde ich bei Jutta bleiben.«

      Obwohl Sophie sich längst gegen eine Neuauflage ihrer Beziehung mit Bastian entschieden hatte, kratzten seine Worte an ihrem Selbstbewusstsein. Sie biss sich auf die Lippe, und er fuhr fort.

      »Ich will nicht, dass du denkst, ich