Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Chefarzt Dr. Norden Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975135
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vergeudest du nicht deine wertvolle Urlaubszeit.«

      Joshua war sichtlich überrascht.

      »Eine Frau der Tat. Ich bin beeindruckt.«

      Das Lachen seines Vaters wehte zu ihnen herüber. Joshua drehte sich um und entdeckte ihn im Gespräch mit einer Frau, die Dési verdächtig ähnlich sah.

      »Wie wäre es mit heute Abend nach deinem Schönheitsprogramm? Deine Schwester scheint jedenfalls beschäftigt zu sein.«

      Dési hatte die Anprobe beendet. Der Badeanzug saß wie angegossen, sodass sie beschlossen hatte, ihn gleich anzubehalten. Sie zog Jeans und Shirt drüber und kam aus der Umkleide.

      »Wenn du die Frau meinst, die sich mit dem Inhaber unterhält: Das ist meine Mutter«, korrigierte sie Joshua belustigt.

      »Und der Mann, den du für den Besitzer dieser schnuckeligen Boutique hältst, ist mein Vater«, grinste Joshua. »Im richtigen Leben ist er Arzt. Die Inhaberin musste schnell weg und hat ihn gebeten, kurz auf das Geschäft aufzupassen.«

      Dési sah Joshua mit großen Augen an.

      »Arzt? Echt?« Die neue Bekanntschaft wurde immer interessanter.

      Ehe Joshua Gelegenheit zu einer Antwort hatte, rief Fee nach ihrer Tochter. Es wurde Zeit für den Massagetermin.

      »In einer Stunde im Schwimmbad!« Sie zwinkerte Joshua zu, ehe sie an Kleiderständern vorbei schlüpfte und im nächsten Moment verschwunden war wie eine Fata Morgana.

      *

      »Endlich Feierabend.« Daniel Norden saß am Besprechungstisch und klappte demonstrativ die Mappe zu, die vor ihm lag.

      »Ich bin dabei!«, witzelte Matthias Weigand, der mit ihm am Tisch saß.

      »Tut mir ja leid. Aber du darfst noch bleiben.« Bedauernd zuckte Dr. Norden mit den Schultern.

      »Vielen Dank für den freundlichen Hinweis.« Es war Matthias anzusehen, wie wenig ihm die Aussicht auf eine schlaflose Nacht gefiel.

      Daniel dachte kurz nach.

      »Was hältst du davon, wenn ich dir noch eine Weile Gesellschaft leiste?«

      »Schon okay. Geh nur heim zu Frau und Kind.«

      »Meine Familie ist nicht zu Hause. Janni ist auf einer LAN-Party und kommt erst Sonntagmorgen zurück. Und Fee und Dési sind über das Wochenende am Chiemsee.« Er seufzte und warf einen Blick auf die Uhr. »Eigentlich wollte ich heute mit Fee dorthin fahren. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, euch am Wochenende Dienst schieben zu lassen.«

      »Ehrlich?« Matthias’ Freude war aufrichtig. Angesichts dieser Selbstlosigkeit schämte er sich seiner schlechten Laune. »Dafür gebe ich dir auch eine Pizza aus.«

      »Das Angebot nehme ich gern an.« Daniel lachte. »Obwohl ich heute den Eindruck hatte, dass du lieber unsere Frau Petzold aufgefressen hättest.«

      »Stimmt auffallend«, gab Matthias ohne Zögern zu. Er war aufgestanden und verließ das Zimmer. Gleich darauf kehrte er mit der Speisekarte zurück, die immer griffbereit an Andrea Sanders Pinwand hing. »Zuerst flirtet sie den halben Nachmittag mit Bastian Dehmel. Und dann spritzt sie einer Patientin ein Lokalanästhetikum, ohne sich nach Allergien erkundigt zu haben. Diese Begegnung mit Dehmel scheint unsere selbstbewusste Kollegin ziemlich aus der Bahn geworfen zu haben.«

      »Dehmel, Dehmel«, wiederholte Daniel gedankenverloren, während er die Unterlagen auf dem Tisch sortierte. »Dieser Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«

      »Du bist ja gar nicht so senil, wie ich dachte«, witzelte Matthias und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. »Frau Dehmel war vor einem guten Jahr nach einem Schlaganfall bei uns in Behandlung.« Aufgrund der Jugend der Patientin war ihm der tragische Fall in Erinnerung geblieben. »Ihr Mann hat sie sofort hierherbringen lassen, und die Aussichten waren damals recht gut. Trotzdem sitzt Jutta Dehmel heute im Rollstuhl, wie mir Schwester Linda erzählt hat.«

      »Richtig!« Auch Daniel war inzwischen ein Licht aufgegangen. »Ich erinnere mich.« Er hing noch seinen Gedanken nach, als sich Matthias schon mit der Speisekarte beschäftigte.

      »Welches Schweinderl hätten Sie denn gern?«, fragte er seinen Chef. »Cappricciosa? Regina? Hawaii?«

      »Wie bitte?«

      Matthias lachte.

      »Also doch senil. Ich habe es ja geahnt.«

      »Dir werde ich helfen!« Daniel schüttelte scherzhaft die Faust. »Wenn du weiter so frech bist, teile ich dich die nächsten fünf Wochen zum Nachtdienst ein. Oder noch besser. Ich verkupple dich mit Sophie Petzold.«

      »Gott bewahre!« Erschrocken riss Matthias die Hände hoch. »Dann lieber zehn Jahre Nachtdienst.«

      »Und ich eine Pizza Rucola«, gab Daniel lachend zurück, dankbar, den Abend nicht allein zu Hause mit sehnsüchtigen Gedanken an seine Frau und das schöne Hotel auf der Fraueninsel verbringen zu müssen.

      *

      »Ja bitte?« Es klopfte, und Bastian sah hoffnungsvoll hinüber zur Tür. Seine Hoffnung erfüllte sich. »Sophie!« Er wollte sich im Bett aufsetzen.

      Mit ein paar Schritten war sie bei ihm und hielt ihn davon ab. Ihr Dienst war zu Ende, statt weißer Hose und Kittel trug sie eine enge Jeans und eine Strickjacke mit Ajourmuster. Doch sie konnte nicht nach Hause gehen, ohne noch einmal nach ihrer ersten Liebe zu sehen.

      »Schön liegen bleiben«, befahl sie ungewöhnlich sanft. Wie zufällig ließ sie ihre Hand länger als nötig auf seiner Brust liegen, und Bastian wehrte sich nicht. Ganz im Gegenteil schien er diese Berührung zu genießen. »Wie fühlst du dich?«, fragte Sophie und setzte sich auf die Bettkante.

      »Wenn ich dich sehe, gut.«

      »Keine Kopf- oder Wundschmerzen?«

      »Nein.« Er lächelte zärtlich. »Du hast eben Wunderhände.«

      Sophie wiegte den Kopf. Obwohl es Frau Steuber inzwischen wieder gut ging, saß ihr der Schrecken noch in den Gliedern. Ihr Selbstbewusstsein hatte einen deutlichen Dämpfer erhalten.

      »Es freut mich jedenfalls, dass bei dir alles in Ordnung ist«, lenkte sie rasch vom Thema ab. »Und ich hoffe, das mit Jutta renkt sich auch wieder ein.«

      Das Lächeln auf Bastians Gesicht versickerte. Er wandte den Kopf ab und starrte nach draußen. Eine Weile dachte er nach.

      »Vor ihrem Schlaganfall war Jutta eine sehr sportliche Frau. Ich lernte sie beim Mountainbiken kennen«, sagte er endlich leise.

      »Das war schon damals deine große Leidenschaft«, erinnerte sich Sophie. Dass er die dünn gesäte Freizeit lieber mit dem Fahrrad auf irgendeiner unwegsamen Piste denn mit ihr verbringen wollte, war damals einer der Streitpunkte zwischen ihnen gewesen.

      »Seit ihrem Schlaganfall bin ich nicht mehr auf das Bike gestiegen. Ich wollte sie nicht verletzen.«

      »Wie rücksichtsvoll von dir«, entfuhr es Sophie.

      Schuldbewusst senkte Bastian den Blick.

      »Du glaubst gar nicht, wie oft ich es schon bereut habe, dass ich damals nicht kompromissbereiter war«, gestand er zerknirscht. »Das würde mir heute nicht mehr passieren.« Seine Stimme ließ ihr eine Gänsehaut wachsen.

      »Gab es Risikofaktoren für Juttas Schlaganfall?«, fragte sie schnell.

      Bastian schüttelte den Kopf.

      »Nein. Sie rauchte nicht, nahm nicht die Pille und ernährte sich gesund.« Seine Finger spielten mit der Kordel an Sophies Strickjacke. »Die Ärzte hier an der Klinik erklärten uns, dass eine Dissektion für den Schlaganfall verantwortlich war. Durch eine Einblutung ist die innere Wand eines Blutgefäßes eingerissen.«

      »Das ist bei jungen Menschen die häufigste Ursache für einen Schlaganfall«, bestätigte Sophie seine Erklärung.

      »Das