Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Chefarzt Dr. Norden Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975135
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      Dr. Lekutat schüttelte den Kopf.

      »Man munkelt, dass der Neue viel Erfahrung hat und sehr ambitioniert ist.«

      »Ein Traummann!«, witzelte Matthias und löffelte eine ordentliche Portion Zucker in seine Tasse. »Mal abgesehen davon hat er sich noch nicht einmal vorgestellt. Vielleicht gefällt ihm die Stelle gar nicht.« Er lehnte an der Arbeitsplatte und musterte Christine über den Rand seiner Tasse hinweg. »Wo ist eigentlich Ihr Problem?«

      »Ich habe keine Probleme. Nur Ziele.«

      »Also schön. Welches ist Ihr Ziel?« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ihm ein Licht aufging. »Ach, jetzt verstehe ich. Es geht um die Oberarztstelle, die bald zu besetzen ist, wenn der Kollege Höllein in Rente geht.«

      »Na und? Ist es verboten, Karriere machen zu wollen?« Es gefiel Christine nicht, durchschaut zu sein.

      Matthias lachte.

      »Ganz im Gegenteil. Aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.« Der Pieper an seinem Gürtel rief ihn zu einem neuen Notfall in die Ambulanz. »Da haben wir in nächster Zeit ja was zu lachen.« Er zwinkerte Christine Lekutat zu, ehe er den Aufenthaltsraum verließ.

      »Blödmann!«, rief sie ihm nach und nahm sich eine Praline aus der Schachtel auf dem Tisch.

      Doch das hörte er schon nicht mehr.

      *

      Es kam selten vor, dass Daniel Norden ganz allein zu Hause war. Sogar die ehemalige Haushälterin Lenni, die die Einliegerwohnung zusammen mit ihrem Lebensgefährten Oskar bewohnte, war ausgeflogen. Das einzige Geräusch kam aus dem Fernseher, den er eigentlich nur eingeschaltet hatte, um sich von seinen Sorgen abzulenken. Er saß auf der Couch, eine Schale mit Nüssen und ein alkoholfreies Bier vor sich auf dem Tisch, und starrte statt in den Bildschirm auf das Telefon. Nachdem er bereits drei Mal im Hotel angerufen und seine Frau nicht erreicht hatte, wagte er es nicht noch einmal, zumal ihm der Portier versichert hatte, dass Fee und Dési gut angekommen waren. Er war so vertieft in seine Gedanken, dass er erschrak, als der Apparat auf dem Tisch klingelte.

      »Fee, endlich! Ich hatte schon Angst, dass etwas passiert ist.«

      »Entschuldige, Dan.« Bereit für das Abendessen stand Fee vor dem Spiegel ihres Zimmers und begutachtete ihr Outfit. »Ich wollte dich schon viel früher anrufen. Aber dann war der Akku leer.«

      »Hast du dein Ladegerät vergessen?«

      »Ich heiße doch nicht Dési!« Sie lachte leise. »Stell dir vor: Unser Töchterlein hat ihren Bikini vergessen. Zum Glück gibt es eine kleine Boutique hier im Hotel. Dort konnten wir einen Badeanzug kaufen.« Von der Begegnung mit Adrian wollte sie später erzählen. Andere Dinge waren wichtiger. »Das Handy konnte ich nicht laden, weil ich spazieren war, als ich es bemerkt habe. Deswegen rufe ich jetzt erst an.«

      Daniel lehnte sich wieder zurück und legte die Füße auf den Tisch. Das war ein unbestrittener Vorteil des Alleinseins.

      »Hauptsache, dir geht es gut.« Er angelte das Bier vom Tisch und trank einen Schluck. »Und? Wie gefällt es euch zwei Hübschen?«

      »Ach, Dan, es ist so schade, dass du nicht hier sein kannst.« Fee trat ans Fenster und sah hinaus. Inzwischen war es dunkel geworden. Der Mond spiegelte sich im See und beschien die schlafenden Boote. »Es ist wunderschön hier. Wir haben ein Zimmer unter dem Dach mit Blick auf den See. Die Blütenpracht in den Bauerngärten ist unbeschreiblich. Aber was das Schönste ist: Hier fährt kein einziges Auto.«

      »Klingt wie im Paradies«, seufzte Daniel mit einem Anflug von Wehmut. »Hat dir die Massage gutgetan?«

      »Mehr als das. Ich dachte schon, uns erwartet eine typische Hotelmassage. Aber Araya ist Thailänderin und beherrscht die Technik perfekt.«

      »Und was habt ihr heute Abend vor?«

      »In einer Viertelstunde sind Dési und ich zum Essen verabredet«, erwiderte Felicitas unbeschwert. »Stell dir vor: Ich habe doch glatt einen Arzt hier kennengelernt, der sich als Chirurg in der Behnisch-Klinik beworben hat.«

      »Tatsächlich?« Daniel lächelte. Noch dachte er nichts Böses. »Das ist ja ein Zufall. Leider hat der Sparfuchs seinen Traumprinzen schon gefunden und zum Vorstellungsgespräch eingeladen.«

      »Wirklich?« Felicitas lachte belustigt auf. »Dann kenne ich deinen neuen Chirurgen früher als du.«

      Es dauerte einen Augenblick, bis Daniel verstand, was Fee meinte. Er nahm die Füße vom Tisch, setzte sich kerzengerade auf und presste den Hörer ans Ohr. Er erinnerte sich genau an die Bewerbung. »Alleinrziehender Vater«, hatte dort gestanden. Und das Foto hatte einen wirklich attraktiven Mann gezeigt.

      »Du willst sagen …«

      »Dass ich Adrian Wiesenstein hier im Hotel kennengelernt habe«, fuhr Fee unbeschwert fort. »Dabei dachte ich zuerst, er ist der Inhaber der kleinen Boutique.« Gut gelaunt berichtete sie von dem Missverständnis. »Dési scheint übrigens Gefallen an seinem Sohn zu finden. Ich habe sie seit Stunden nicht gesehen.«

      »Dann bist du ja ganz allein«, bemerkte Daniel heiser.

      »Adrian ist so nett und leistet mir Gesellschaft. Wir waren vorhin schon zusammen spazieren. Er ist ein interessanter und witziger Gesprächspartner. Und er lässt dir unbekannterweise ausrichten, dass du dich glücklich schätzen kannst, eine Partnerin wie mich an deiner Seite zu haben«, berichtete sie ihm unbedarft.

      Daniel dagegen spürte, wie sich sein Magen mehr und mehr verkrampfte. Die Vorstellung, wie seine Fee mit einem anderen die romantische blaue Stunde am See genoss, versetzte ihm einen Stich.

      »Vielen Dank. Aber ich glaube kaum, dass das ein Außenstehender beurteilen kann«, erwiderte er schroffer als gewollt.

      In diesem Augenblick ging Felicitas ein Licht auf.

      »Sieh mal einer an. Dr. Daniel Norden ist eifersüchtig«, stellte sie belustigt fest.

      Unwillkürlich kehrten ihre Gedanken zurück in jene Tage, in denen es genau umgekehrt gewesen war. Scharenweise hatten die Patientinnen dem jungen, attraktiven Arzt den Hof gemacht. Mehr als einmal war Fee fast geplatzt vor Eifersucht. Inzwischen schienen sich die Vorzeichen geändert zu haben.

      »Ich bin nicht eifersüchtig«, schnaubte Daniel unwillig. »Schließlich vertraue ich dir.«

      »Dazu hast du auch allen Grund. Mal abgesehen davon würde ich mich immer noch freuen, wenn du morgen Abend kämst. Stell dir Fuchs’ Gesicht vor, wenn er erfährt, dass du seinen Kandidaten vor ihm kennengelernt hast.«

      Unterdessen war Daniel ein anderer Gedanke in den Sinn gekommen.

      »Und was, wenn das wieder einmal ein abgekartetes Spiel ist? Eine Falle, um mich aus der Klinik zu vergraulen? Es wäre nicht das erste Mal, dass Fuchs das versucht.«

      Felicitas erschrak. Auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen.

      »Aber die Sache mit dem Gesundheitszentrum ist doch längst vom Tisch.« Ihr Herz schlug schnell vor Aufregung. »Dem Stadtrat, diesem Karl Schmiedle, wird gerade der Prozess gemacht.«

      »Das ist richtig. Trotzdem weiß man nie, was Fuchs im Schilde führt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«

      In seine Worte hinein klopfte es an Fees Tür.

      »Felicitas! Ist alles in Ordnung?«, rief Adrian. »Wir waren vor zwanzig Minuten verabredet, aber Sie sind nicht gekommen. Geht es Ihnen gut?«

      Fee schickte einen heißen Blick zur Tür.

      »Wiesenstein ist hier«, raunte sie ins Telefon. »Ich bin mit ihm zum Essen verabredet. Was mache ich denn jetzt nur?«

      »Auf keinen Fall darf er merken, dass du Verdacht geschöpft hast«, empfahl Daniel. »Geh mit ihm essen. Aber erzähle ihm nicht zu viel. Und ruf mich an, wenn du wieder zurück bist.«

      »Das mache ich. Bis später, mein Liebster.« Fee hauchte einen Kuss