Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
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Nein, bleibt! Beim Zeus, ich rede nicht ein Wort!

       Geduld hält Wache zwischen meinem Willen

       Und aller Kränkung. Bleibt nur noch ein wenig!

      THERSITES

       Wie der Unzuchtteutel mit dem feisten Bauch und dem Kartoffelfinger die zwei zusammenkitzelt! Siede, Liederlichkeit, siede!

      DIOMEDES

       So willst du wirklich?

      CRESSIDA

       Nun ja, ich will, sonst trau mir niemals wieder!

      DIOMEDES

       Gib mir zur Sicherheit ein Unterpfand!

      CRESSIDA

       Ich hole dirs.

       Cressida geht ab.

      ULYSSES

       Ihr schwurt Geduld!

      TROILUS

       Seid unbesorgt! Ich will

       Ich selbst nicht sein, will mir bewußt nicht werden,

       Was ich empfinde; ich bin ganz Geduld.

       Cressida kommt zurück.

      THERSITES

       Nun kommt das Pfand; jetzt, jetzt, jetzt!

      CRESSIDA

       Hier, Diomedes, trag die Ärmelkrause!

      TROILUS

       O Schönheit! Wo ist deine Treu?

      ULYSSES

       Mein Prinz –

      TROILUS

       Ich will ja ruhig sein; von außen will ichs.

      CRESSIDA

       Ihr seht die Kraus' Euch an; beschaut sie wohl!

       Er liebte mich! O Falsche! – Gebt sie wieder!

      DIOMEDES

       Wes war sie?

      CRESSIDA

       Gleichviel wes! Ich hab sie wieder.

       Ich werd Euch nicht erwarten morgen nacht;

       Ich bitt dich, Diomed, besuch mich nicht!

      THERSITES

       Nun wetzt sie; recht so, Schleifstein!

      DIOMEDES

       Ich muß sie haben.

      CRESSIDA

       Was?

      DIOMEDES

       Nun, diese da!

      CRESSIDA

       O Götter! O du liebes, liebes Pfand!

       Dein Herr liegt jetzt im Bett und denkt gewiß

       An dich und mich und seufzt; nimmt meinen Handschuh

       Und gibt ihm manchen süßen Kuß gedenksam,

       So wie ich dir. Nein, reiß sie mir nicht weg;

       Wer diese nimmt, muß auch mein Herz mitnehmen.

      DIOMEDES

       Dein Herz war mein schon; dieses folgt ihm nach!

      TROILUS

       Ich schwur Geduld!

      CRESSIDA

       Dies kriegst du nicht, nein, wahrlich, Diomed!

       Ich geb dir etwas andres.

      DIOMEDES

       Ich will dies Pfand; wes wars?

      CRESSIDA

       Das gilt ja gleich.

      DIOMEDES

       Komm, sag, von wem dirs kam?

      CRESSIDA

       Von einem, der mich mehr geliebt als du;

       Doch nun es dein, behalt es.

      DIOMEDES

       Wessen wars?

      CRESSIDA

       Bei Diana selbst und ihren Nymphen dort,

       Das werd ich dir nicht sagen.

      DIOMEDES

       Ich trag es morgen früh an meinem Helm

       Und kränk ihn, ders nicht wagt, zurückzufordern.

      TROILUS

       Wärst du der Teufel, der es trüg am Horn,

       Gefordert soll es werden.

      CRESSIDA

       Nun gut, 's ist aus, vorbei! Nein, doch nicht aus!

       Ich will mein Wort nicht halten!

      DIOMEDES

       Leb denn wohl!

       Du neckst den Diomed zum letztenmal.

      CRESSIDA

       So bleibe doch! Sagt man auch nur ein Wort,

       Gleich fährst du auf!

      DIOMEDES

       Ich hasse solche Possen.

      THERSITES

       Ich auch, beim Pluto! Doch was dir mißfällt,

       Behagt mir just am besten.

      DIOMEDES

       Nun, soll ich kommen? Wann?

      CRESSIDA

       Ja, komm. O Zeus,

       Komm nur! Schlimm wird mirs gehn!

      DIOMEDES

       Leb wohl so lange!

       [Geht ab. ]

      CRESSIDA

       Gut Nacht! – Ich bitt dich, komm! –

       Diomedes geht ab. Ach, Troilus, Noch blickt mein eines Auge nach dir hin, Das andre wandte sich, so wie mein Sinn. Wir armen Fraun, wir dürfens nicht verhehlen: Des Augs Verirrung lenkt zugleich die Seelen. Was Irrtum führt, muß irrn; so folgt denn, ach: Vom Blick betört, verfällt die Seel in Schmach. Ab.

      THERSITES

       Das sind untrüglich folgerechte Sätze;

       Noch richtger: Meine Seele ward zur Metze!

      ULYSSES

       So wars denn aus!

      TROILUS

       Ja, aus!

      ULYSSES

       Wozu noch bleiben?

      TROILUS

       Um mirs im Geist recht tief noch einzuprägen,

       Silbe für Silbe, was ich hier gehört.

       Doch, sag ich, wie die beiden hier gehandelt,

       Werd ich, das Wahre kündend, dann nicht lügen?

       Denn immer noch wohnt mir ein Glaub im Herzen,

       Ein Hoffen also fest und unverwüstlich,

       Das leugnet, was mir Aug und Ohr bezeugt;

       Als wenn die Sinne, uns zum Trug erschaffen,

       Nur als Verleumder tätig hier gewirkt.

       Wars Cressida?

      ULYSSES

       Denkst du, ich banne Geister?

      TROILUS

       Gewiß, sie wars nicht!

      ULYSSES

       Ja, gewiß, sie wars.

      TROILUS

       Nun, mein Verleugnen schmeckt doch nicht nach Tollheit?

      ULYSSES