TROILUS
Viel Ehre, Herr!
HEKTOR
Nun denn, gut Nacht!
Diomedes geht ab; Ulysses und Troilus folgen ihm.
ACHILLES
Kommt, tretet in mein Zelt!
[Sie gehn nach verschiedenen Seiten ab. ] Alle außer Thersites gehen ab.
THERSITES
Der Diomed da ist ein falscher Schurke, eine recht tückische Bestie. Ich traue ihm so wenig, wenn er von der Seite schielt, als einer Schlange, wenn sie zischt; er hat ein so weites, freigebiges Maul für Versprechungen wie ein kläffender Hund; aber wenn er sie erfüllt, prophezeien die Sterndeuter daraus: es ist ein Wunderzeichen, das eine Umwälzung ankündigt; die Sonne borgt vom Monde, wenn Diomed Wort hält. Ich will lieber den Hektor nicht sehn, als diesem nicht nachspüren; man sagt, er hält sich eine trojanische Metze, und der Verräter Kalchas leiht ihm sein Zelt; ich will ihm nach. Nichts als Unzucht! Lauter liederliche Spitzbuben!
Geht ab.
Englisch
ZWEITE SZENE
Das griechische Lager. Vor Kalchas' Zelt
Diomedes tritt auf.
DIOMEDES
Heida! Seid ihr noch wach hier? Holla! Sprecht!
KALCHAS
drinnen. Wer ruft hier?
DIOMEDES
Diomed.
's ist Kalchas, denk ich. Wo ist Eure Tochter?
KALCHAS
drinnen. Sie kommt zu Euch. Troilus und Ulysses kommen and stellen sich in den Hintergrund des Zelts; nach ihnen Thersites.
ULYSSES
Bleibt stehn, daß uns die Fackel nicht verrate.
Cressida tritt auf.
TROILUS
Was, Cressida, die zu ihm kommt?
DIOMEDES
Wie gehts, mein Mündel?
CRESSIDA
Lieber Vormund, hört,
Ein Wort mit Euch.
Sie spricht leise mit Diomedes.
TROILUS
Und so vertraulich?
ULYSSES
Sie spielt Euch jedem auf, beim ersten Anblick.
THERSITES
Und jeder spielt sie vom Blatt, wenn er den Schlüssel weiß; sie ist notiert.
DIOMEDES
Willst du dran denken?
CRESSIDA
Dran denken? Ja!
DIOMEDES
Nun gut, vergiß es nicht,
Und laß die Tat zu deinen Worten stimmen.
TROILUS
Was soll sie nicht vergessen?
ULYSSES
Lauscht!
CRESSIDA
Nicht weiter
Verlocke mich zur Torheit, süßer Grieche!
THERSITES
O ihr Gesindel!
DIOMEDES
Nun denn –
CRESSIDA
Hör mich an!
DIOMEDES
Nichts, nichts da; Kinderei! Du hältst nicht Wort!
CRESSIDA
Wirklich, es geht nicht. Was verlangst du denn?
THERSITES
'nen Diebesdietrich für geheime Fächer.
DIOMEDES
Was hast du zugesagt? Was schwurst du mir?
CRESSIDA
Ich bitte dich, besteh nicht auf dem Schwur;
Nur das begehre nicht, mein süßer Grieche!
DIOMEDES
Gut Nacht!
TROILUS
O Wut!
ULYSSES
Still, Troer!
CRESSIDA
Diomed –
DIOMEDES
Nein, nicht gut Nacht; ich bin dein Narr nicht länger.
TROILUS
Dein Beßrer muß es sein!
CRESSIDA
Ein Wort ins Ohr!
TROILUS
O Tod und Wahnsinn!
ULYSSES
Ihr seid bewegt, Prinz; laßt uns fort, ich bitt Euch,
Daß Euer Schmerz sich nicht entladen möge
Zu wütger Tat. Der Ort hier ist gefährlich,
Die Zeit todbringend; ich beschwör Euch, kommt!
TROILUS
Seht nur, o seht!
ULYSSES
Entfernt Euch, werter Prinz,
Ihr seid dem Wahnsinn nah; kommt, lieber Herr!
TROILUS
Ich bitt Euch, bleibt!
ULYSSES
Ihr habt nicht Fassung, kommt!
TROILUS
Ich bitt Euch, bleibt. Bei Höll und Höllenqual,
Ich rede nicht ein Wort.
DIOMEDES
Nun denn, gut Nacht!
CRESSIDA
Du gehst doch nicht in Zorn?
TROILUS
Das kümmert dich?
Verwelkte Treu!
ULYSSES
Still, Prinz!
TROILUS
Beim Jupiter,
Ich schweige!
CRESSIDA
Mein Beschützer – lieber Grieche –
DIOMEDES
Pah, pah! Lebt wohl! Ihr habt mich nur zum besten!
CRESSIDA
Nein, ganz gewiß nicht! Kommt noch einmal her!
ULYSSES
Ihr schreckt zusammen, Prinz – wollt Ihr nun gehn?
Ihr brecht noch los!
TROILUS
Sie streicht die Wang ihm!
ULYSSES