Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
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das närrische Schicksal der Dime, und bald das eine und bald das andre, daß ich Euch nächster Tage draufgehn werde. Und außerdem ein Fluß auf dem Auge und solch ein Reißen im Gebein, daß mich wer behext haben muß, oder ich weiß nicht, was ich davon denken soll. – Was schreibt sie denn?

      TROILUS

       Nur Wort' und Worte, aus dem Herzen nichts.

       [Zerreißt den Brief. ] Die Wirklichkeit vertolgt ganz andern Weg. Zerreißt den Brief. Geh Wind zum Wind; da dreht und wirbelt fort! Mit Trug und Wort will sie mein Lieben krönen, Und ihre Taten spart sie auf für jenen. Sie gehn getrennt ab.

       Englisch

      VIERTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       [Vor Troja ] Die Ebene zwischen Troja und dem griechischen Lager

       Schlachtlärm. Thersites tritt auf.

      THERSITES

       Nun hämmern sie aufeinander los, und ich will mirs ansehn. – Der heuchlerische, boshafte Bube Diomed hat jenes lumpigen, verliebten, dummen, trojanischen jungen Gelbschnabels Ärmelkrause an seinen Helm gesteckt; ich wollte, sie gerieten aneinander, und daß unser junger Esel aus Troja, der die Metze dort liebt, dem schurkischen, griechischen Dirnenjäger mit seiner Krause auf dem Weg zu der heuchlerischen, liederlichen Hure einmal recht heimleuchtete! Und nun auf der andern Seite, die Staatsweisheit dieser ränkevollen, hochbeteuernden Schurken – des alten, abgestandenen, mauszerfressenen, dürren Käse Nestor und des Schelmenfuchses Ulysses – die ist nun, wie sichs ausweist, keine Heidelbeere wert. Da hetzen sie in ihrer Staatskunst den Blendlings-Bullenbeißer Ajax gegen den ebenso schlechten Köter Achilles auf, und nun ist Köter Ajax stolzer als Köter Achilles und – will heut nicht ins Feld, so daß die Griechen anfangen, es mit der Barbarei zu halten, und die Staatsweisheit in Verruf kommt.

       Diomedes tritt auf, Troilus folgt ihm. Still! Hier sehe ich Ärmel und den andern. [Diomedes und Troilus treten auf. ]

      TROILUS

       Flieh nicht! Denn schirmte dich die Flut des Styx,

       Ich schwömme nach!

      DIOMEDES

       Rückzug ist keine Flucht;

       Ich fliehe nicht; aus guter Vorsicht nur

       Entzog ich mich der überiegnen Zahl.

       Nun sieh dich vor!

       [Sie gehn fechtend ab. ]

      THERSITES

       Wehr dich für deine Metze, Grieche! Ficht für deine Metze, Trojaner! Nun gilts die Krause! Nun gilts die Krause!

       Troilus und Diomedes gehn kämpfend ab. Hektor tritt auf.

      HEKTOR

       Wer bist du, Grieche? Bist du Hektors würdig?

       Von echtem Blut und Ehre?

      THERSITES

       Nein, nein, ich bin ein Schuft, ein schäbiger, schmähsüchtiger Bube, ein recht armseliger Lump.

      HEKTOR

       Ich glaube dir, drum lebe!

       Hektor geht ab.

      THERSITES

       Gott Lob und Dank, daß du mir glauben willst, aber die Pest breche dir den Hals, daß du mich so erschreckt hast. – Was ist aus den liederlichen Bengeln geworden? Ich denke, sie haben einander aufgefressen; über das Wunder wollt ich mich totlachen. Und doch frißt sich auf gewisse Weise die Liederlichkeit selbst auf. Ich will sie suchen.

       Er geht ab.

       Englisch

      FÜNFTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       [Daselbst ] Ein anderer Teil der Ebene

       Diomedes und ein Diener treten auf.

      DIOMEDES

       Geh, Knappe, nimm das Pferd des Troilus

       Und bring das gute Roß an Cressida,

       Entbiete meinen Ritterdienst der Schönen,

       Sag, der verliebte Troer sei gezüchtigt,

       Und ich ihr treubewährter Held.

      DIENER

       Ich gehe.

       Ab. Agamemnon tritt auf.

      AGAMEMNON

       Drauf, drauf! Der wütge Polydamus

       Erschlug Menon; Bastard Margarelon

       Siegt über Doreus,

       Steht als Koloß und schwenkt den Weberbaum

       Hoch überm hingestreckten wunden Leib

       Der Fürsten Cedius und Epistrophus.

       Polyxenes ist tot; Amphimachus

       Und Thoas schwer verwundet; tot Patroklus,

       Wenn nicht gefangen; Ritter Palamedes

       Tödlich verletzt; der grimme Bogenschütz

       Schreckt unsre Reihn. Eilt, Diomed, wir holen

       Verstärkung, sonst erliegt das ganze Heer.

       Nestor kommt.

      NESTOR

       Geht, tragt Patroklus' Leiche zum Achill!

       Der träge Ajax waffne sich aus Scham!

       Wohl tausend Hektors schalten heut im Feld:

       Nun kämpft er hier, vom Rosse Galathee,

       Uad alles stürzt; gleich ist er dort zu Fuß,

       Und alles weicht ihm oder stirbt wie Fischbrut

       Im Rachen eines Hais; dann kehrt er wieder,

       Da falln die Griechen, reif für seine Waffe,

       Wie Halme nieder als des Mähers Schwaden.

       Hier, dort und allwärts schneidet er und rafft,

       Und so gehorcht Gewandtheit seiner Lust,

       Daß, was er will, er tut; und tut so viel,

       Daß solch Gelingen scheint Unmöglichkeit.

       Ulysses tritt auf.

      ULYSSES

       Mut, Mut gefaßt, ihr Fürsten! Held Achill

       Greift zu den Waffen, weint, flucht, dürstet Rache.

       Patroklus' Fall erregt sein schläfrig Blut,

       Und sein verstümmelt Myrmidonenvolk,

       Das hand- und nasenlos, zerhackt, ihn anschreit,

       Hektorn verklagend. – Ajax verlor den Freund

       Und schäumt vor Wut und naht in Waffen schon,

       Brüllend nach Troilus, der, wie im Wahnsinn,

       Unglaublich, übermenschlich heut gemordet,

       Einstürzend in den Drang, sich draus befreiend

       Mit so sorgloser Kraft und schwacher Sorgfalt,

       Als ob ein solch Gelingen recht zum Trotz

       Der Klugheit alles ihn gewinnen hieße.

       Ajax kommt.

      AJAX