Wie aus einer Radtour eine Weltreise wurde. Vom Improvisieren und kleinen & großen Abenteuern.. Annika Wachter Roberto Gallegos Ricci. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annika Wachter Roberto Gallegos Ricci
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783734319228
Скачать книгу
an, schauen uns interessiert weiter um und tauschen dann für einen Bruchteil einer Sekunde Blicke aus. Das reicht. Mir fällt der Begriff »Nordkorea Zentralasiens« ein, der in einem Artikel über Turkmenistans Menschenrechte und Pressefreiheit zu lesen war.

      Während der folgenden zwei Stunden der Tour bietet Yakub auch seinen Service als Fahrer und Touristenführer zu den Ruinen von Merw an und bewirbt das Hotel seines Cousins, das »sehr charmant« und »gar nicht teuer« sei.

      Mit den Köpfen voller neuer Eindrücke verlassen wir schweigend das Museum und schlendern ziellos durch die Stadt, weg von den großen Chausseen. Und endlich treffen wir auf andere Menschen. Wir entdecken einen Basar, Fahrräder, Karren, Müll, machen unsere ersten Begegnungen, kaufen Obst und Seife, trinken in einer Bar unser erstes Bier seit Armenien, essen Schaschlikspieße und saugen die Farben und das Gewusel in uns auf. Das tut gut. Welch ein Kontrast zur Filmkulissenwelt nur wenige 100 Meter weiter!

image

      Obst- und Gemüseverkäuferinnen auf dem Markt.

image

      Verrauchte Schaschlikgrillküche.

image

      Besitzer des Seifen- und Parfümstands.

image

      Die Gurbanguly Hajji Moschee wurde erst 2009 fertiggestellt und mutet unter dem strahlend blauen Himmel ein bisschen unwirklich an.

      Esmeralda

       Tag 364, Kilometer 6730, Grenzregion Turkmenistan und Usbekistan

      POSITIV Viele einheimische Radler in Turkmenabat NEGATIV Gegenwind GELERNT Den Wechselkurs noch vor dem Grenzübertritt herausfinden

      Im Morgengrauen erreicht unser Nachtzug Turkmenabat. Uns bleibt der ganze Tag für die letzten 30 Kilometer bis zur Grenze. Dennoch halten wir uns nicht in der Stadt auf, sondern sehen zu, dass wir Land gewinnen, denn Roberto ist noch längst nicht wieder auf der Höhe. Es geht mit Gegenwind durch eine sehr karge Landschaft. Ein einzelnes Auto hält, und die Fahrerin winkt uns heran. Ob wir Geld wechseln wollen. Na, aber sicher wollen wir das. Die ersten Stunden bis Tage in einem neuen Land, in dem man keinen Cent der Landeswährung in der Tasche hat, sind immer etwas schwierig zu meistern. Wir kratzen unsere letzten turkmenischen Manat und iranischen Rial zusammen, legen ein paar US-Dollar drauf, feilschen hart und bekommen dafür eine kleine Plastiktüte voller Geldscheine. Unsere erste halbe Million usbekischer Som! Obendrauf bekommen wir noch einen Laib Brot geschenkt, was uns dann doch etwas stutzig macht und dazu veranlasst, ein paar Tage später den Wechselkurs zu googeln. Wie sich dann herausstellt, hatte die Frau wohl ein schlechtes Gewissen, uns derartig über den Tisch zu ziehen, dass sie uns ein Brot als Trostpreis schenkte. Da wir all das aber noch nicht wissen, verabschieden wir uns lächelnd von der netten Geldwechslerin.

      Wir lassen uns auf der turkmenischen Seite der Grenze anblaffen, herumscheuchen und ausstempeln und erreichen dann den usbekischen Grenzposten. Auch hier erwarten uns grimmig dreinblickende Soldaten mit Gewehren. Roberto schlottern die Knie. Schon als Grundschüler ist er täglich von seiner Heimatstadt Tijuana in eine Schule in den USA gependelt. Visaanträge, Grenzüberquerungen und die Willkür mancher Grenzbeamter bereiten ihm seither immer Bauchschmerzen.

      Wir nähern uns dem Stacheldrahtzaun, da kommt ein kleiner, aber sehr kräftiger und sichtlich übellauniger Grenzbeamter auf uns zu, schaut Roberto genau an und knurrt etwas, das wie »Otkuda« klingt. Da wir kein Wort Usbekisch oder Russisch sprechen, ist jetzt Improvisation gefragt. Dies ist die 13. Grenzüberquerung. Die ersten Fragen waren bisher meist das Wohin, das Woher und die Staatsbürgerschaft. »Mexiko und Deutschland«, antwortet Roberto betont gelassen und deutet dabei auf mich und sich selbst. Dem Beamten fällt für einen Moment die Kinnlade hinunter. »Mexiko?«, wiederholt er ungläubig, dann hellt sich sein Gesicht auf, und er strahlt von einem Ohr zum andern. »Esmeralda!« Er öffnet eine Tür im Zaun und lässt uns vor den anderen Menschen in der Schlange hindurch. Während wir neben ihm herlaufen, wechsle ich kurz einen Blick mit Roberto, der auch nicht weiß, warum er so fröhlich mit einem etwas altbackenen Frauennamen angesprochen wird. Der Beamte spricht auf Spanisch weiter. »Te amo, José Armando!«, ruft er mit hoher Stimme, und »No me dejes, Rodolfo!« Dann klingelt es bei Roberto, und auch er wirft mit schnulzigen Ausdrücken um sich. »Ich sehe mit den Augen der Liebe«, bekennt er und sagt, er würde nie jemand anderen lieben als seine Esmeralda. Die beiden kichern wie zwei Schuljungen, während wir in Richtung Grenzhäuschen laufen. »Mexiko! Der kommt aus Mexiko! Wie Esmeralda!«, ruft der Grenzbeamte allen Kollegen zu. Ich tappe verwirrt hinterher. Wir werden bis hinter den ersten Schlagbaum eskortiert, lachend per Handschlag verabschiedet und an den nächsten Beamten verwiesen. Ich verstehe noch immer nicht, was gerade geschehen ist, warum wir die Schlange abkürzen durften, warum wir nicht wie üblich angemotzt wurden, warum der Beamte José Armando liebt und was das bitte gerade alles war. Erst als wir auf der anderen Seite des Grenzpostens ankommen, kann Roberto es erklären. Mexiko ist bekannt für seine besonders dramatischen Seifenopern. Eine davon ist »Esmeralda«, stammt von 1997 und handelt von zwei nach der Geburt vertauschten Babys, die jeweils in einem sehr reichen und einem sehr armen Haushalt aufwachsen und sich viele Jahre später ineinander verlieben, was den vermeintlichen Eltern natürlich gar nicht recht ist. Mit dabei: Intrigen, Eifersucht, Dramen, unsterbliche Liebe, Manipulation und viele einschlägige Sätze auf Spanisch. Die Show ist in Usbekistan so beliebt, dass sie mit Untertiteln versehen jeden Abend ausgestrahlt wird. Zuschauer sind die ganze Familie, Frauen und Männer, Kinder und Alte. Und natürlich auch unser Grenzbeamter mit den rudimentären, sehr kitschigen Spanischkenntnissen. So kommt es, dass die Telenovela, die bei Roberto zu Hause immer in der Küche im Hintergrund flimmerte, uns die Tür nach Usbekistan öffnet.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBDGC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD3+iua 8IeMtP8AF2mC4tmVJ14kgL5ZDx9MjnriukBptNOzEmmroWiiikMKQjIpaKAPFfif8MSxl1zRIizE 7ri3BHp94fl79a4TwL45vPBupbWBksZG/fREcg+o9+BX1JjNeK/E34XjEms6FBjGDNbRoB/wJcfh xiuqlVUlyTOSrScXzwPXNK1Wz1nT4r2xnWaCRQQw4/MGr9fLfgTx1e+D9SCOXk0+R/3sJY4XtuA7 H8O1fSuk6vZ61p0N7ZTJLDIoYFTnHsfQ1lVpOm/I1pVVUXmX6KM0VkbBQaKDz