Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcus X Schmid
Издательство: Bookwire
Серия: MM-Reiseführer
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783956548864
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ergänzen das martialische Bild. Im unteren Hof sind Geräte ausgestellt, mit denen man Bur­gen wie die von Cas­tel­naud zu attackieren pflegte: Die Stein­schleuder (Reichweite 180 m) warf bis zu 50 kg schwere Geschosse, sofern man 2,5 Tonnen Last ins Gegen­gewicht plumpsen ließ!

      Auto­fahrer gelangen über einen Um­weg - am Ökomuseum der pé­ri­gour­di­ni­schen Nuss vorbei - zur Burg und zah­len dort Parkgebühren. Der Weg zu Fuß ist kürzer, schöner und billiger.

      ♦ Burgmuseum: Febr./März und Okt. bis Mitte Nov. 10-18 Uhr. April-Juni und Sept. 10-19 Uhr. Juli/Aug. 9-20 Uhr. Mitte Nov.-Jan. 14-17 Uhr. Eintritt 10,90 €.

      Fahrrad Verleih und Reparatur bei Castel Bike am Ortsausgang Richtung St-Cybranet. Tel. 06.83.42.58.51.

      Wohnmobile Großer Stellplatz auf dem Weg zur Burg.

      Paddeln auf der Dordogne

      Ob zu zweit im Kanu oder allein im Kajak - das Paddeln auf der Dordogne erfreut sich wachsender Beliebtheit. Als einer der schöns­ten Stre­cken­ab­schnit­te gilt die Route von Carsac nach Beynac: an Burgen, Wäldern, Wie­sen und Anglern vorbei. Die Dor­dogne ist ein geduldiger Fluss und auch An­fängern freundlich gesonnen.

      Bootsverleiher finden sich praktisch überall, wo die Straße den Fluss kreuzt. Im Preis inbegriffen sind in der Regel Versicherung, Schwimmweste, wasserdichter Behälter und Rücktransport. Ein wasserdichter Container ist gegen eine zusätzliche Gebühr zu haben. Die Preise sind abhängig von der zurückgelegten Stre­cke, bei mehrtägigen Etappen gilt ein Tagestarif, beim Vor-Ort-Paddeln werden die Stunden gezählt. Bei Kindern wird ein Mindestalter von sechs Jahren vorausgesetzt.

      Verleiher am Fluss gibt es wie Sand am Meer. Eine Auswahl:

      Canoë Dordogne in La Roque-Gageac. Tel. 05.53.29.58.50, www.canoesdordogne.fr.

      Couleurs Périgord in Vézac. Tel. 05.53.30.37.61, www.couleurs-perigord.com.

      Canoës Azur in Vitrac. Tel. 05.53.28.33.05, canoazur.free.fr.

      Canosphère in Cénac. Tel. 05.53.29.99.69, www.canosphere.fr.

      Preisbeispiele Paddeln vor Ort ca. 8 € (2er-Kanu) bzw. 10 € (Kajak) pro Person/Std.

      Carsac-Beynac (22 km) inkl. Rück­trans­port 25 € (2er-Kanu) bzw. 29 € (Kajak) pro Pers.

      Pauschaltarif inkl. Rücktransport (2er-Ka­nu): ca. 40 €/Pers. für 2 Tage. Bei mehr­tä­gigen Fahrten ermäßigte Preise.

      Majes­tätisch ragt die märchenhafte Burg­anlage mit ihrem zinnen­be­wehr­ten Don­jon in den Himmel. Im 12. Jahr­hundert wurde sie erbaut, 1189 vom Abenteurer Ri­chard Löwenherz erobert, im Hundertjährigen Krieg war sie um­kämpft wie die be­nach­barte Burg von Castelnaud. Heute ist die Burg von Bey­nac in Privatbesitz, kann aber be­sichtigt werden (Prunkstück ist ein gro­ßer Renaissance-Saal). Der Ei­gen­tü­mer hat bekannt gegeben, dass die von ihm begonnenen Res­tau­rie­rungs­ar­bei­ten im Jahr 2077 abgeschlossen sein dürften - die Urenkel werden’s zu dan­ken wis­sen.

      ♦ Tägl. 10-19 Uhr, Jan. geschlossen. Eintritt 8 €, Angeleinte Hunde dürfen gratis mit.

      Als gehörte die Kirche nicht dem Volk, sondern der Aristokratie, schließt sich neben der Burg die Notre-Dame-de-Beynac an.

      Autofahrer ziehen eine große Schlei­fe durchs Hinterland, um zur Burg zu gelangen. Ein­deutig schöner ist der Aufstieg zu Fuß, denn Beynac, das sich von der Dordogne steil bis zur Burg hochzieht, ist ein überaus schmuckes Städtchen. In den Gassen at­met noch das Mittelalter, und schon auf halber Höhe genießt man großartige Aus­bli­cke auf die Dordogne.

      Postleitzahl 24220

      Information Office de Tourisme, im Orts­zentrum. April-Sept. tägl. 10-13 und 14-17 Uhr (Juli/Aug. bis 18 Uhr). Okt. Mo-Sa 10-12 und 14-17 Uhr. Rue de la Balme, Tel. 05.53.31.45.45.

      Hin und weg Früh und abends je ein Bus nach Sarlat und Le Buisson.

      Bootsausflüge Von April bis Okt. werden die beliebten Rundfahrten auf Flussbooten (ga­bar­res) durchgeführt. Fahrzeit 50 Min., Abfahrt beim Office de Tourisme, 8,50 €.

      Kanu/Kajak → Castelnaud, „Pad­del­n auf der Dordogne“

      Hotel ** Du Château, im Ortszentrum, an der Durchgangsstraße, mit Restaurant-Bar zur Straße. 10 Zimmer, teilweise renoviert, auch Familienzimmer und Suites. DZ 56-72 €. Rue de la Balme, Tel. 05.53.29.19.20, www.hotelduchateau.fr.

      Camping *** Le Capeyrou, am östlichen Ortsrand, direkt an der Dor­dogne. Schatti­ges Terrain mit 130 Stell­plät­zen. Swimming­pool. Verleih von Fahr­rä­dern, Kanus und Ka­jaks. Geöffnet Mitte Mai bis Sept. Le Capeyrou, Tel. 05.53.29.54.95, www.campinglecapeyrou.com.

      Blick auf die Burg von Beynac

      Erst im Licht, dann im Regen - das Leben der Josephine Baker

      1906 im Armenviertel von Saint Louis/Missouri geboren, war Josephi­ne Ba­ker eben 19 Jahre alt, als sie mit der „Revue Nègre“ nach Europa ein­ge­la­den wurde. Nicht ihre künstlerischen Qua­li­täten rissen das Pariser Pub­li­kum damals vom Hocker, sondern die halbnackte Tatsache: Ein lockeres Bast­röckchen war Bakers einziges Kleidungsstück, und das schwarze Hin­ter­teil, dass es darunter zu sehen gab, war Anlass zu scheinheiliger Ent­rüs­tung.

      Doch bald konnte Josephine Baker auch als Tänzerin und Sängerin das Pub­li­kum der Pariser Music-Halls überzeugen, ihre Gagen schnell­ten in die Hö­he. So entschloss sie sich, in Frankreich zu blei­ben - und operierte im Zwei­ten Weltkrieg ganz nebenbei als Spionin in de Gaulles Diensten, wofür sie spä­ter mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet wurde.

      Im Schloss Les Milandes hatte die Künstlerin bereits 1938 einmal zur Miete ge­wohnt, 1946 kaufte sie es - angeblich, um ihrem Ge­mahl, dem Or­ches­ter­chef Jo Bouillon, eine kleine Überraschung zu bereiten. Tat­säch­lich war es die Geburt eines utopisch anmu­ten­den Projekts. Josephine Baker kauf­te nicht nur das Schloss, son­dern gleich das Umland dazu, ließ afri­ka­ni­sche Stroh­hütten auf­stellen, gründete ein Museum (über sich selbst und ihre Kar­riere) so­wie eine Schule, verfügte über ein eigenes Postamt und an­geb­lich auch über einen eigenen Polizeiposten. Mit ihrem Mann adop­tierte sie zwölf Kin­der aller Hautfarben - das „Dorf der Welt“ ent­wickelte sich zum Pub­likums­magneten.

      Doch hatte sich Josephine Baker mit der Finanzierung ihres Projekts über­nom­men. Die wirtschaftliche Basis ihres menschen­freundlichen Biotops be­gann zu bröckeln, und zu allem Überdruss hau­te ihr Mann nach Ar­gentinien ab. Der Schuldenberg wuchs, Vor­träge über Rassismus brachten auch nicht das nötige Geld ein, und so entschloss sich die bald 60-Jährige, wieder auf die Bühne zu gehen. Der drohende Konkurs ließ sich damit nicht mehr ab­wenden. Eine Pressekonferenz 1968 bei Kerzenlicht (Strom und Wasser wa­ren bereits abgestellt worden) brachte zwar die Un­ter­stützung durch Grace Kelly, Brigitte Bardot und die Rot­kreuz­stif­tung - doch auch dies reichte nicht. Schließlich wollten die Gläu­biger nicht länger warten, und so musste Les Milandes Ende der 60er Jahre verkauft werden. Aus der Traum.

      Die ruinierte Baker verbarrikadierte sich zum Schluss in der Kü­che des Schlosses, das sie über 20 Jahre lang bewohnt hatte. Nicht lange. Der neue Be­sitzer ließ sie mit roher Gewalt hinauswerfen. Ein erschütterndes Foto zeigt die inzwischen 64-Jährige auf einer Treppe vor dem Schloss im Re­gen ste­hen. Sieben Stunden soll sie dort ausgeharrt haben, bis sie ins Kran­ken­haus von Périgueux eingeliefert wurde. Die obdachlos gewordene