Das Schloss stammt aus der frühen Renaissance, wurde jedoch im 19. Jahrhundert vom damaligen Besitzer, der als Fabrikant von Damenunterwäsche das nötige Kleingeld aufbrachte, vollkommen umgebaut.
Der Massenansturm fand in den 1950er Jahren statt. Jährlich über 300.000 Besucher kamen nach Les Milandes, um Josephine Bakers „Dorf der Welt“ mit seinen afrikanischen Strohhütten zu besichtigen. Das ebenso ehrgeizige wie menschenfreundliche Projekt der schwarzen Sängerin, die sich von der glitzernden Welt der Music-Halls endgültig verabschiedet hatte, war damals die touristische Attraktion Nummer eins im Périgord. Heute muss sich der Besucher mit einer Dokumentation des Baker-Projekts im Schloss begnügen - trotzdem sehr empfehlenswert.
Im Vorhof erinnern einige angekettete Falken und Bussarde an die Falknerei. Mehr über diesen einst im Périgord weit verbreiteten Jagdsport erfährt man in einer kleinen Ausstellung, die in Josephine Bakers ehemaligem Büro untergebracht ist.
Die Schlossbesichtigung führt durch zahlreiche Räume, der imposanteste ist zweifelsohne der Empfangssaal mit seinem riesigen Renaissance-Cheminée. Orchesterchef Jo Bouillon, den Josephine 1946 in der Schlosskapelle ehelichte, pflegte hier mit seinen Musikern zu üben. Mehr Aufmerksamkeit als dieser Prunkraum erregt nur noch die wächserne Josephine Baker, aufgestützt auf einem spiegelglatten Tisch liegend, im wesentlichen mit einem Baströckchen bekleidet und effektvoll angestrahlt ...
♦ April & Okt. 10-18.30 Uhr. Mai/Juni und Sept. 9.30-19 Uhr. Juli/Aug. 9.30-20 Uhr. Eintritt 12 €.
Das Schweißtuch von Cadouin
Seit dem 12. Jahrhundert beherbergt Cadouin ein kostbares Tuch, das heute in einer Vitrine des Kreuzgangs zu sehen ist. Möglicherweise war das Stück Stoff sogar der Grund für den Bau der Abtei. Denn es galt als Schweißtuch Christi, und Jahrhunderte lang wurde es als solches verehrt. Die Legende erzählt von einem konvertierten Juden, der es aus dem Grab Christi stahl und dessen ältester Sohn es an seinen Bruder verhökerte. Das Tuch hatte bereits eine abenteuerliche Geschichte hinter sich - u. a. soll es, über den Flammen schwebend, zwei Kirchenbrände überstanden haben - als es im 12. Jahrhundert in Cadouin seinen endgültigen Platz bekam. Das „Schweißtuch“ von Cadouin wurde zum beliebten Wallfahrtsziel, und im 19. und 20. Jahrhundert erfuhr Cadouin als Pilgerstation auf dem Weg nach Lourdes einen wahren Boom.
Alles lief gut in Cadouin - bis 1933. In diesem Jahr nämlich untersuchte eine Expertenkommission die Reliquie. Schon der Reformator Calvin hatte im 16. Jahrhundert deren Echtheit bestritten, und die kritischen Stimmen verstummten seitdem nicht mehr. Die Kommission - vom Klerus bestallt - sollte ein für allemal Klarheit schaffen. Und das tat sie! Ein kluger Kopf erkannte die Ornamente des Saums als stilisierte arabische Schriftzeichen. Die Entzifferung war für Orientalisten dann nur noch ein Kinderspiel: „Mohammed ist der Gesandte Gottes, usw. usw.“ Nach der Enthüllung dieser Botschaft war Cadouin als Wallfahrtsort gestorben.
Das entmystifizierte Schweißtuch ist ein überaus fein gearbeitetes Produkt aus Ägypten und wird in die Zeit der Fatimiden (10.-12. Jh.) datiert.
Wo einst das „Dorf der Welt“ die Massen anlockte, breitet heute der Parc des Milandes sein Freizeitangebot aus - u. a. lockt ein schönes Schwimmbad. Kanuten finden einen Anlegeplatz vor. Im Restaurant über den Ufern der Dordogne speist man vorzüglich.
Cadouin
Von Le Buisson an der Dordogne führt ein Sträßchen durchs satte Grün in südliche Richtung nach Cadouin, einem ockerfarbenen Dorf, das rund um eine Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert entstanden ist. Eine für romanische Bauten erstaunlich mächtige Kirchenfassade dominiert den Vorplatz, die offene, säulengestützte mittelalterliche Markthalle fügt sich harmonisch ins Bild.
Die Mönche sind längst verschwunden, die meisten Gebäude der Abtei werden heute als Privatwohnungen genutzt; auch das Postamt und eine Jugendherberge haben hier Platz gefunden. Die Kirche bietet nichts Nennenswertes, einen Besuch hingegen lohnt der Kreuzgang mit seinen Steinreliefs im Gewölbe und an den Kapitellen. Auch wenn nur noch ein Viertel der Darstellungen erhalten ist: es sind großartige Zeugnisse der Spätgotik. Neben Szenen aus dem Alten und Neuen Testament trifft man auch auf damals beliebte allegorische Darstellungen (zwei Händler streiten sich um eine Gans). Wer Französisch versteht, kann sich bei einer Führung die Darstellungen deuten lassen.
♦ Kreuzgang: Mitte Febr. bis März und Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17.30 Uhr. April-Juni und Sept./Okt. tägl. 10-13/14-18 Uhr. Juli/Aug. tägl. 10-19 Uhr. Nov./Dez. Di-So 10-12.30/14-17 Uhr.Eintritt 7,10 €.
Übernachten Restaurant de l’Abbaye, gegenüber der Abtei. Das Restaurant, das aussieht, als hätte es schon vor der Abtei dagestanden, vermietet 5 preiswerte Zimmer mit Bad/WC. DZ ca. 50 €. So abends geschlossen, Mo Ruhetag. 24480 Cadouin. Tel. 05.53.63.40.93.
Jugendherberge Cadouin, in einem renovierten Trakt der Abtei in sehr ruhiger Lage; ansprechend gestaltet, betischter Innenhof. DZ, Drei- und Mehrbettzimmer, bis auf ein 7-Bett-Zimmer alle mit Dusche, WC aber auf Etage. Mittags und abends preiswerte Gerichte. Insges. 80 Betten ab 17 €/Pers. Geöffnet Febr.-Nov. Place de l’Abbaye, 24480 Cadouin, Tel. 05.53.73.28.78, www.hifrance.org, dort weiterklicken.
Saint-Avit-Sénieur
Weniger bekannt als Cadouin ist die Abtei von Saint-Avit-Sénieur. Sie geht auf den frommen Avitus zurück, einen Einsiedler aus dem 5. Jahrhundert, zu dessen Ehren im 12. Jahrhundert Mönche hier eine erste Kirche errichteten. Die Albigenserkriege im 13. Jahrhundert, der Hundertjährige Krieg und die Religionskriege des 16. Jahrhunderts setzten der Abtei stark zu. Seit 2000 ist die unter UNESCO-Schutz stehende Kirche soweit repariert, dass sie wieder besichtigt werden kann. Von den Fresken, die einst das riesige, 18 m hohe Kirchenschiff dekorierten, ist an der rechten Wand noch ein Christophorus-Gemälde auszumachen, viel mehr ist von der einstigen Pracht nicht übriggeblieben. Der Kreuzgang ist weitgehend zerstört, ebenso die Nebengebäude der früheren Abtei. Die beiden Sarkophage an der Außenmauer des Chors hüllen sich in Schweigen.
Monpazier
Etwas abgelegen, schon im Grenzgebiet zum Agenais einerseits, zum Quercy andererseits, liegt die schönste Bastide des Schwarzen Périgord. Erbaut wurde Monpazier vom englischen König Eduard I., der damit sein Bastidennetz gegen den französischen Widersacher Philipp III („der Kühne” genannt) vervollständigte, noch lange bevor der Hundertjährige Krieg begann. Heute gilt Monpazier mit seiner streng-geometrischen Architekur als Schulbuchbeispiel des Bastidenbaus.
Die etwas abgeschiedene Lage hielt den Tourismus lange fern, Monpazier dämmerte in seiner Schönheit dahin. Allenfalls Filmregisseure entdeckten hier eine ideale Kulisse. Das hat sich inzwischen geändert, heute zählt Monpazier jährlich 300.000 Besucher. In der schnurgeraden Hauptstraße findet man einige Boutiquen und Souvenirläden, am zentralen Platz mit dem Marktgebäude aus dem 16. Jahrhundert haben einige Cafés eröffnet. Trotzdem hat Monpazier sein Ortsbild bewahren können - nicht zuletzt dank der Denkmalschutzbehörden, die 32 Gebäude in die Liste der unantastbaren „Monuments historiques” aufgenommen haben.
Schulbuchbeispiel einer Bastide Der Mönch als Türhüter
Unbedingt einen Besuch wert ist das 2013 eröffnete Bastideum, das am lokalen Beispiel