Aus dem Mittelalter, als der Adel sich wie das Wetterfähnchen mal auf die englische, mal auf die französische Seite schlug, sind viele Wehrdörfer und Burgen erhalten. Im ruhigeren 16. Jahrhundert wurden die Festungen hie und da zu verspielten Renaissance-Schlösschen umgebaut.
Landschaftlich zeigt sich das Périgord unterschiedlich. Der reizvollste Teil ist das sogenannte Schwarze Périgord mit Sarlat, dem Hauptstädtchen, in dessen mittelalterlichem Gemäuer sich eine lebendige Gastroszene eingerichtet hat. Rundum Hügel und Wälder, durch die sich die Dordogne und ihr Zufluss, die Vézère, schlängeln. An letzterer liegt das Dörfchen Les Eyzies, das sich wegen seiner steinzeitlichen Höhlen „Capitale Mondiale de la Préhistoire“, Welthauptstadt der Urgeschichte nennt.
Landwirtschaftlich fruchtbarer ist das westliche Périgord mit der Departementshauptstadt Périgueux, deren historisches Zentrum zum Shopping einlädt. Etwas weiter nördlich liegt Brantôme, das wasserumspülte Städtchen mit einer gewaltigen Abtei.
Im unteren Lauf fließt die ruhiger gewordene Dordogne weitgehend geradlinig in Richtung Bergerac, in dessen Umland Wein angebaut wird. Ob Bergeracs berühmtester Sohn, Cyrano de Bergerac, je hier war, ist umstritten. Nichtsdestotrotz hat er gleich zwei Statuen bekommen.
Was anschauen?
Höhle von Lascaux: Sie ist so berühmt, dass sie, um dem Ansturm gerecht zu werden, dupliziert wurde. Das Original ist nicht zu besichtigen, und selbst die Kopie Lascaux 2 reichte nicht aus, so dass 2016 unter Zuhilfenahme neuester Technik ein weiteres Faksimile geschaffen wurde: Lascaux 4. → Link
Château des Milandes: Von den zahlreichen Schlössern des Périgord lockt es mit einem Stück Kulturgeschichte: In dem Bau aus der frühen Renaissance lebte in den 1950er Jahren Josephine Baker. Die schwarze Tänzerin und Sängerin adoptierte mit ihrem Mann zwölf Kinder aller Hautfarben und gründete das „Dorf der Welt” - damals ein Publikumsmagnet. Heute informiert im Schloss eine reiche Ausstellung über das Leben der Baker und ihr menschenfreundliches Projekt. → Link
Brantôme: Der von der Dronne umspülte Ort ist schon seiner idyllischen Lage wegen den Besuch wert. Zur mächtigen Abtei gehören Kalkgrotten, eine davon mit einem riesigen Relief aus dem 15. Jahrhundert, in anderen wird Forellenzucht betrieben. → Link
Jardins d’Eyrignac: Wer die hohe Gartenkunst zu schätzen weiß, sucht diese Anlage auf. Die im 18. Jahrhundert im französischen Stil gestalteten Gärten mussten später dem neuen englischen Stil weichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gartenensemble restauriert. Die heutige Besitzerfamilie ehrt die Tradition, indem sie sie fortsetzt. → Link
Was unternehmen?
Kanu- und Kajakfahrten auf Vézère und Dronne: Dordogne wie auch Vézère eignen sich bestens für Fahrten über Wasser. Verleiher, die auch Zubehör - wasserdichter Container, Schwimmweste - zur Verfügung stellen, finden sich an allen Flussorten. Der Rücktransport per Auto ist meist im Preis inbegriffen. Besonders aufregend ist eine Fahrt auf der Vézère vom schmucken Saint-Léon-sur-Vézère (→ Link) nach Les Eyzies (→ Link) - vorbei an einem gewaltigen, in der Steinzeit besiedelten Kalkfelsen, der Roque Saint-Christophe (→ Link), sowie am Höhlendorf La Madeleine (→ Link), einer prähistorischen Siedlung, die auch im Mittelalter bewohnt war. Auch Brantôme (→ Link) lädt zu einer Paddelfahrt ein. Das schmucke Städtchen lässt sich auf der Dronne mit dem Boot umrunden.
Sarlat
Die Stadt hält den Schriftsteller André Malraux in Ehren. De Gaulles schillernder Kulturminister erließ 1962 ein Gesetz zur Restaurierung historischer Orte, und so präsentiert sich Sarlat heute als unverschandeltes, mittelalterliches Städtchen. Die Häuser aus ockergelbem Stein machten Filmkarriere - als Kulisse für Brigitte Bardot ebenso wie für den Rockmusiker Sting, der in Sarlat sein Debüt für die Leinwand gab.
Zerschnitten wird die mittelalterlich verwinkelte Stadt einzig durch die gradlinige Rue de la République aus dem 19. Jahrhundert - als wäre Haussmann, der berühmte Pariser Boulevard-Planer, persönlich zugange gewesen. Doch vermag dies dem Gesamtbild nichts anzuhaben. Die Verkehrsschneise ist längst Teil der Fußgängerzone geworden und hat an sommerlichen Wochenenden Mühe, die Besucherströme aufzunehmen. Verkaufsschlager Sarlats ist die Gans, deren fette Leber (foie gras) getrüffelt und eingedost in zahllosen Läden feilgeboten wird.
Stadtgeschichte: Die Stadt ist älteren Datums, erreichte aber erst mit der Gründung einer Benediktinerabtei im 8. Jahrhundert Bedeutung. Ende des 13. Jahrhunderts wurde Sarlat quasi unabhängig, die Stadt war einzig durch einen Treueid an den französischen Thron gebunden. Kurz darauf (1317) wurde Sarlat zum Bischofssitz erkoren; aus dieser Zeit stammen die Kathedrale sowie einige Bürgerhäuser (ein kleines Schild an den Häusern verrät dem Besucher das jeweilige Baujahrhundert). Im Hundertjährigen Krieg hielten die Stadtmauern zwar allen Anstürmen der Engländer stand, nicht aber der Diplomatie: Im 1360 geschlossenen Friedensabkommen von Brétigny (→ Geschichte) fiel Sarlat wie ganz Südwestfrankreich an die Engländer. Zehn Jahre später waren diese allerdings bereits wieder vertrieben. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert gedieh Sarlat zum stattlichen Handelszentrum. Bergab ging es mit der Wirtschaft erst im 19. Jahrhundert, als die industrielle Revolution die Stadt im Abseits liegen ließ; der Bau der Eisenbahnlinie kam zu spät. Erst mit der eingangs erwähnten Gesetzgebung aus dem Jahr 1962 erfuhr Sarlat wieder einen Aufschwung - als Tourismus-Magnet Nummer eins im Schwarzen Périgord.
Fußgängerzone in Sarlat
Rundgang durch die Altstadt: Man kann sich im Info-Büro ein kleines Faltblatt mit Stadtplan besorgen und die darin beschriebene Route ablaufen. Um nicht dauernd den organisierten Besichtigungen voraus- bzw. hinterher zu gehen, empfiehlt es sich, den Rundgang im gegenläufigen Sinn zu starten. Aber auch zielloses Spazieren durch die Altstadt führt irgendwann zu den nachgenannten Sehenswürdigkeiten. Und auch ein Nachtspaziergang hat’s in sich: Eine dezente Gasbeleuchtung erhellt die mittelalterlichen Gebäude, der Flaneur entdeckt zahlreiche Details, die er im Tageslicht übersieht.
Sarlats Zentrum ist die von Häusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert umsäumte Place de la Liberté: fotogen zu jeder Tageszeit! Von ihr führt in südliche Richtung die Rue de Liberté zur stimmungsvollen Place de Peyrou; das eindrücklichste Gebäude dort ist das Geburtshaus von Etienne de la Boëtie, der heute nur noch als Busenfreund von Montaigne bekannt ist. In nördlicher Richtung findet