»Du kommandierst uns herum«, bemerkte Jack.
»Verdammt richtig.«
Wären sie alle nicht so erschöpft, würde die Dusche rasch zu mehr werden als zu einem Weg, um sauber zu werden, aber so war sie schnell und effizient. Gray strich noch mehr Salbe auf Jacks Hintern und schickte sie dann ins Bett, während er noch die Handtücher aufhängte und sich die Zähne putzte.
Als er das Schlafzimmer betrat, lag Jack auf dem Bauch, weil er seinen wunden Hintern ganz eindeutig nicht über die Matratze reiben wollte. Mason zog die Decke über sie, aber Jack wimmerte und Mason schob sie vorsichtig wieder nach unten.
»Dreh dich auf die Seite«, wies Gray ihn an. »Du weißt, dass du ohne deine Decke nicht schlafen kannst.«
Jack winselte, bewegte sich aber schließlich. Mason deckte ihn zu und kuschelte sich eng an Jack, als Gray ebenfalls mit ins Bett stieg. Er würde gern mit Jack Löffelchen machen, wusste aber, dass dessen Arsch zu sehr schmerzte, weswegen er nur näher rutschte und ihn auf die Schulter küsste. Mason öffnete die Augen und lächelte Gray an. Gray streckte sich und küsste ihn ebenfalls.
Jack schlief beinahe sofort ein und auch Mason atmete bald ruhig und gleichmäßig. Gray war erschöpft, konnte jedoch nicht schlafen. Er stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete diese beiden Männer, die ihm so viel bedeuteten. Er wusste nicht, wie er ohne sie das erste Jahr als Detective bei gesundem Verstand hätte bleiben sollen.
Kapitel 4
Gerade als Gray einzuschlafen begann, summte sein Handy.
Mach dir nur keine Umstände.
Äußerst widerwillig rollte er sich herum, sachte, um Jack nicht zu wecken. Er sah auf das Display: Thornton. In der Hoffnung, verständlich zu klingen, nahm er das Gespräch an. »Sadler.«
»Wir haben einen neuen Fall, der vielleicht mit deiner toten Prostituierten zusammenhängen könnte.«
»Ja?«, fragte Gray und versuchte, wach genug zu werden, um dem zu folgen, was Thornton ihm erzählte.
»Bei einem Wohnungsbrand wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die erste Untersuchung des Fire Marshals ergab, dass sie nicht in dem Feuer gestorben ist. Der Nachbar, der das Feuer gemeldet hat, hat ein paar Stunden zuvor eine Frau aus einem Wagen steigen sehen. Er kannte den Fahrer, der sie hingebracht hat, weil er den gleichen Fahrservice benutzt. Der Fahrer war leicht aufzuspüren, und da die Service-App ein Foto des Fahrgastes braucht, haben wir ein Bild des Mädchens. Ihr Name ist Danielle Mossy.«
»Fuck.« Gray quälte sich aus dem warmen Bett und tastete nach seiner Hose.
»Absolut richtig«, erwiderte Thornton. »Ein wenig Buddelei brachte zutage, dass sie eine Akte hat. Sie wurde zweimal unter dem Namen Sugar Snow wegen Prostitution festgenommen. Und ein weiterer entscheidender Umstand ist, dass sie eine Verbindung zu Billy Andreas hat. Hatte.«
Andreas war einer der größten Bandenchefs der Stadt. Es wurde gemunkelt, dass sein Geschäft mit dem Sex auf „nette“ Mädchen, die davongelaufen waren, spezialisiert war. Er hatte gute Verbindungen und war nie verurteilt worden.
»Sind wir uns sicher, dass Danielle Mossy das Opfer ist?«, erkundigte sich Gray, wobei er sein Handy zwischen Ohr und Schulter einklemmte, während er seine Hose anzog.
Thornton seufzte. »Nein. Der Nachbar sah sie nicht herauskommen. Obwohl er, ich glaube, er ist ein neugieriger Hundesohn, eine ganze Weile aus dem Fenster geschaut hat, bezweifle ich, dass er das Haus keine Sekunde aus den Augen gelassen hat. Und sonst hat sie niemand aus dem Viertel gesehen.«
»Also wohnt sie dort nicht und niemand sonst war in dem Haus?« Das war auf jeden Fall verdammt interessant.
»Genau. Das Haus war leer, außer dieser einen Leiche.«
»Wie alt ist sie?«
Thornton seufzte. »Sechzehn.«
Grays Magen krampfte sich zusammen. Sein anderes Opfer war eine Woche, ehe sie umgebracht worden war, siebzehn geworden. »Wo?«
Während Thornton die Adresse herunterratterte, schnappte sich Gray ein Hemd aus dem Schrank.
»Soll ich Sie dort treffen?«
»Ja. Ich möchte, dass wir uns so schnell wie möglich dort umsehen. Der Tatort wurde bereits zu lange untersucht, um noch frisch zu sein. Ich will nicht daran denken, welche Spuren wir schon verloren haben.«
»Allerdings. Ich bin auf dem Weg.«
Jack rührte sich nicht, aber Mason erhob sich, als Gray das Gespräch beendete.
»Arbeit?«, fragte er.
Gray nickte, während er sich fertig anzog. »Es tut mir leid«, wisperte er.
»Mir auch.«
Gray starrte Jack an, doch bevor er etwas sagen konnte, las Mason seine Gedanken.
»Mach dir keine Gedanken. Ich werde dafür sorgen, dass er morgen früh Ibuprofen nimmt, wenn du bis dahin nicht zu Hause bist.«
»Ich hoffe wirklich, dass ich da sein werde, aber wir haben einen verdächtigen Todesfall nach einem Brand. Vielleicht gehört das zu einem meiner anderen Fälle.«
Mason nickte. »Sei vorsichtig.« Gray wollte protestieren, aber Mason hob die Hand. »Ich weiß, das bist du immer, aber ich muss es einfach sagen.«
»Und ich muss deswegen grummeln.«
Mason lächelte. »Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.«
Diese Worte kamen ihm so natürlich über die Lippen, was etwas war, von dem Gray nie gedacht hätte, dass es passieren könnte. Jack und Mason hatten einen Romantiker aus ihm gemacht und er hatte es nicht einmal bemerkt.
***
Natürlich war Thornton schnell am Tatort als er, aber sein Weg war auch kürzer. Während er parkte, fuhr sich Gray mit der Hand durch das nasse Haar und versuchte, es an den Kopf zu pressen. Er entspannte sich ein wenig, als er Thornton mit Bryce reden sah, einem Freund, der mit Mason kellnerte. Bryce war neu bei der Brandermittlung, aber er war gründlich, der Beste seiner Klasse auf der Polizeiakademie. Sie hatten Glück, dass er am Tatort war.
Bryce sah auf und winkte Gray herbei.
»Also, was ist los?«, fragte Gray, als er Thornton und Bryce erreichte.
Bryce forderte sie auf, mitzukommen. »Auf gar keinen Fall wurde das Opfer in dem Feuer getötet.«
Sie betraten das Gebäude und zuckten bei dem Geruch zusammen, der draußen schon schlimm genug war und schlimmer wurde, je weiter sie in das Haus vordrangen.
»Wo ist das Feuer ausgebrochen?«, fragte Thornton.
Bryce deutete in Richtung Küche. »Dort. Zunächst hat es danach ausgesehen, als sei die Kaffeemaschine daran Schuld gewesen, aber als wir mit unseren Untersuchungen begannen, wurde klar, dass eine Spur mit Brandbeschleuniger von der Küche ins Schlafzimmer gelegt worden ist.« Er zeigte auf die Tür, durch die sie gegangen waren. Auf dem Boden lag ein Körper, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. »Das Opfer ist so positioniert worden, dass es aussieht, als habe es versucht, in Sicherheit zu kriechen«, erklärte Bryce. »Unser Täter ist schlauer als die meisten Brandstifter, die versuchen, einen Mord zu vertuschen. Normalerweise wird der Körper einfach fallen gelassen.«
Gray kämpfte gegen seinen Würgereflex an. Er machte diesen Job schon lange genug, um nicht durch jede Kleinigkeit aus den Schuhen zu kippen, doch er hatte es bisher kaum mit verbrannten Leichen zu tun gehabt, und allein der Gedanke daran, wie so ein Tod sein mochte, reichte, damit ihm speiübel wurde. »Wieso meinst du, dass sie nicht im Feuer gestorben ist?«, fragte er, um sich abzulenken.
»Seht ihr die Verkohlung an der Wand hier?« Bryce deutete auf die Wand über der Betthälfte, die weiter von der Leiche entfernt war.