Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740918002
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Vielleicht wäre es schön gewesen, wenn es etwas später geschehen wäre. Aber es ist, wie es ist.«

      »Bist du verheiratet?« wollte Bettina wissen.

      »Noch nicht. Aber nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich heiraten. Kannst du dich an den Martin Gruber erinnern?«

      Bettina nickte.

      »Und der wird dein Mann?«

      »Ja, es hat sich so ergeben. Wir hatten uns jahrelang aus den Augen verloren, aber vor zwei Jahren ist er nach Fahrenbach zurückgekommen und hat die Tierarztpraxis von dem alten Hessland übernommen, und so hat es sich zwischen uns ergeben.«

      »Liebst du ihn?«

      Ohne zu zögern sagte Linde: »Ja… es ist vielleicht nicht die überschäumende Liebe, aber wir verstehen uns, unsere Auffassung vom Leben stimmt überein. Wir sind gern zusammen und wissen, daß wir uns aufeinander verlassen können. Wir lieben das Leben auf dem Land… wenn Martin mich küßt und im Arm hält, habe ich kein wildes Herzklopfen, aber ein tiefes Gefühl von Zärtlichkeit und Geborgenheit… ja, alles, was ich für ihn empfinde ist für mich Liebe, und ich bin sehr dankbar, daß wir uns gefunden haben«, sie lachte, »ein Glückstreffer, die Auswahl an Männern hier ist nicht besonders groß, und ob ein Fremder hier wirklich heimisch werden kann ist auch fraglich. Aber wie ist es bei dir? Hast du deinen Prinzen schon gefunden?«

      Bettina schüttelte den Kopf.

      »Schon merkwürdig. Wir haben eigentlich alle geglaubt, aus Thomas Sebilius und dir würde ein Paar. Ihr ward doch ein Herz und eine Seele.«

      Bettina schluckte.

      »Nein, es hat sich nicht ergeben.«

      »Eigentlich sehr schade, ihr habt wunderbar zusammengepaßt.«

      Bettina wechselte rasch das Thema.

      »Ich hab’ mehrere neue Häuser gesehen, als ich ins Dorf fuhr.«

      »Ja, und vermutlich wird noch einiges geschehen. Fahrenbach wird aufgewertet, fast alles ist Bauland geworden, weil man hinter den anderen Gemeinden nicht zurückstehen wollte. Aber das wird dein Vater dir ja erzählt haben, hinter seinen Seegrundstücken waren sie ja auch schon her, all diese Grundstücksspekulanten. Aber da haben sie auf Granit gebissen, dein Vater und verkaufen.«

      Wieder etwas, über das ihr Vater mit Fremden, aber nicht mit seiner eigenen Familie gesprochen hatte. Bettina konnte jetzt nicht auch noch zugeben, daß sie davon ebenfalls keine Ahnung hatte.

      Bettina schaute auf die Uhr.

      »Du liebe Güte, ich muß zurück auf den Hof, sonst bekomme ich Ärger mit Leni, die wartet bestimmt schon mit dem Essen auf mich.«

      »Ja, grüß sie schön. Die drei sind richtige Goldschätze. Und du komm bald wieder vorbei. Schön, daß du gleich zu mir gekommen bist… ich hoffe, du entscheidest dich dafür, den Hof ganz zu übernehmen. Aber davon bin ich eigentlich überzeugt.«

      Bettina verabschiedete sich, an der Tür blieb sie zögernd stehen.

      »Linde, war Thomas eigentlich mal hier?«

      »Nein, seit damals auch nicht mehr. Aber ich glaube, der Markus steht noch in Verbindung mit ihm, du weißt schon, der vom Sägewerk.«

      Bettina winkte Linde nochmals zu, dann lief sie zu ihrem Fahrrad.

      Es war schön gewesen, Linde zu treffen. Aber es hatte sie unglaublich erschüttert, von ihr Dinge über ihren Vater zu erfahren, von denen sie keine Ahnung hatte.

      Bitterkeit stieg in ihr hoch.

      Sie war sich so sicher gewesen, mit ihrem Vater über alles sprechen zu können, dabei wußte sie nichts, zumindest nichts über das, was ihn wirklich bewegte, was er getan hatte – und es war ihre Schuld, weil sie sich geweigert hatte, auch nur ein Wort über den Fahrenbach-Hof zu verlieren und über alles, was damit zusammenhing.

      *

      Bettina kam völlig atemlos auf dem Hof an. Sie war ziemlich schnell gefahren, und es war anstrengend, bergauf zu radeln, außerdem war sie vollkommen ungeübt, denn ihre letzte Radtour lag auch mehr als zehn Jahre zurück. Aber es hatte Spaß gemacht, und es war schön gewesen, Linde zu treffen, auch wenn sie dabei ein paar Wahrheiten erfahren hatten, die sie umgeworfen hatten.

      Leni wartete schon auf sie, aber es war nur für eine Person gedeckt.

      »Eßt ihr nicht mit?«

      »Nein, wir haben schon gegessen, drüben bei uns, und es ist besser so, wenn wir es so beibehalten.«

      »Aber ich…«

      »Bettina, dein Vater hat es auch so gehalten, und das ist richtig.« Leni wandte sich dem Herd zu. »Wir müssen besprechen, was du essen möchtest. Heute gibt es für dich Tafelspitz mit Meerettich-Sauce. Dafür bist du früher fast gestorben. Und ich weiß nicht, was du trinken möchtest – Wasser, Saft oder eine Schorle. Ich habe dir alles hingestellt.«

      »Ach, Leni, du bist ein Schatz. Und Tafelspitz mag ich auch heute noch am liebsten.«

      Nachdem Bettina die ersten Bissen geradezu verschlungen hatte, legte sie ihr Besteck beiseite.

      »Leni, wo wurde das Kräutergold hergestellt?«

      »Na hier, in unserer Likörfabrik«, sagte Leni voller Stolz. »Dort haben die Männer alles, was sie brauchen.«

      »Du willst damit sagen, daß Papa, Arno und Toni…«

      »Ja, die drei, und es hat ihnen immer viel Spaß gemacht.«

      »Ja, und wieviel… ich meine, nach welchen Kriterien haben sie produziert… Kräutergold war doch eigentlich überhaupt nicht mehr auf dem Markt.«

      »Deine Brüder wollten es nicht, und dein Vater hat nachgegeben, aber sein Herz hing daran, also hat er nach Bestellung produziert, und glaub mir mal, das war nicht wenig. Die Männer hatten ordentlich zu tun.«

      »Aber er konnte doch nicht so einfach… ich meine, es mußten doch Rechnungen geschrieben werden, es konnte doch nicht am Finanzamt vorbei verkauft werden.«

      Leni richtete sich auf.

      »Es ist alles korrekt gelaufen. Das Steuerbüro Fischer in Steinfeld hat die Rechnungen geschrieben und auch die Steuerangelegenheiten für deinen Vater erledigt. Du weißt doch, wie dein Vater war, er hätte niemals etwas Illegales gemacht, dazu war er viel zu korrekt. Nein, er hatte hier seine kleine, feine Firma und hat sich diebisch gefreut, wenn die Aufträge ordentlich hereinkamen.«

      Bettina konnte nichts mehr sagen. Es war unglaublich. Es schien, als habe ihr Vater hier ein ganz anderes Leben geführt, von dem sie aber leider überhaupt keine Ahnung hatte.

      Bettina aß weiter, das, was sie gehört hatte, mußte sie erst einmal verkraften. Wenn es ihrem Vater so wichtig gewesen war, das Kräutergold weiter zu produzieren, warum hatte er sich dann den Wünschen ihrer Brüder gebeugt?

      »Weißt du, Bettina, im Grunde seines Herzens war dein Vater jemand, der ein einfaches Leben in der Natur liebte. Der Erfolg hat ihn irgendwann überrannt, aber das Leben im Reichtum hat ihm doch nichts gebracht. All das Geld, all der Erfolg… was hat es ihm genützt? Er konnte sein Herz nicht damit wärmen, aber er konnte ohne weiteres die Maschinerie nicht stoppen. Er fühlte sich für das, was er aufgebaut hatte, das Weinkontor Fahrenbach, verantwortlich, und ich glaube, er hat darauf gehofft, daß deine Brüder verantwortungsvoll den Betrieb übernehmen… ich glaube, wirklich getraut hat er ihnen nicht. Er hält sie für zu verschwenderisch. Er hat sich große Sorgen um den Fortbestand der Firma gemacht.« Sie seufzte. »Hoffentlich geht alles gut.«

      Wieder war es eine Fremde, die mehr über ihren Vater, seine Wünsche, seine Bedenken, über sein Leben wußte als sie, die eigene Tochter.

      Welche Meinung hatte er sich wohl über sie gebildet oder über Grit, ihre Schwester.

      Hatte er sich bei Leni auch über seine Töchter beklagt und Bedenken geäußert?

      Bettina