Dies gilt nicht nur bei der Überzeugung von Mitarbeitern hinsichtlich der Anwendung von digitalen Lösungen, sondern insbesondere auch für die Bearbeitung von digitalen Märkten. Durch den hohen Abstrahierungsgrad von digitalen Anwendungen ist es notwendig und sinnvoll, die Einführung digitaler Produkte bzw. Dienstleistungen durch einfache Erklärungsmuster zu positionieren.
Viele Studien haben gezeigt, dass nur wenn das System 2 gezielt aktiviert wurde, es zu einer positiven Einschätzung und Beurteilung der erbrachten Leistung kam. Dies gilt für Produkt- und Dienstleistungen aber auch für Führungsleistungen. Hierbei haben Untersuchungen gezeigt, dass erfolgreiche Führungskräfte in der Lage sind, das Erfahrungswissen ihrer Mitarbeiter für die Projektarbeit zu nutzen bzw. neues Wissen mit traditionellem Wissen zu koppeln. Dazu ist eine intensive psychologische Betreuung von Mitarbeitern notwendig, die über reine Integrations-Workshops hinausgeht. Leider sind nur wenige Führungskräfte dazu ausgebildet, obwohl ein intensives Personalentwicklungsprogramm nachweislich sinnvoll ist.
Das Fühlen, auch als innerer Kapitän bezeichnet, ist eines unserer größten kognitiven Leistungsträger, welches aber gemäß einer jüngsten Umfrage nur zu 15% genutzt wird. Eine immense Menge an Kapital wird also noch nicht genutzt. Strategische Arbeitsweisen kommen der Denkstruktur des inneren Kapitäns sehr nahe. Strategien sind der Schlüssel in das Extensionsgedächtnis von Mitarbeitern und Kunden. Wer diesen Schlüssel intelligent, professionell und sorgfältig benutzt, kann Strategien zügig und erfolgreich umsetzen.
Die neuronale Vernetzung des Fühlens ist dabei vergleichbar mit einer Spinnennetzstruktur, welche gerade für strategische Fragestellungen und deren Umsetzung notwendig ist. Denn durch diese vernetzte Struktur können nicht nur lineare Prozesse im Gehirn ablaufen, sondern auch vernetzte, querdenkende Prozesse realisiert werden. Da Digitalisierung sehr oft ein vernetztes Denken nach sich zieht, muss die Strategie für die Digitalisierung auch gehirngerecht aussehen. Gehirngerecht heißt in diesem Fall, dass es den Anforderungen des Querdenkens und Vernetzens von System 2 gerecht wird.
Abbildung 4: Das logische Denken – innerer Steuermann
Das logische Denken wird v.a. durch eingeschränkt positive Affekte angesteuert. Eingeschränkt positive Affekte fühlen sich entspannt, locker, etwas motiviert aber nicht euphorisch, aktionistisch und hochmotiviert an. Es ist wichtig zu wissen, dass zu viel Motivation – wenn es um logisches Denken geht – schädlich ist. Das logische Denken braucht einen Zustand der Entspanntheit, aber auch der Nachdenklichkeit.
Für die Realisierung von Digitalisierungsprojekten ist dieser Zustand nur dadurch zu erreichen, wenn die Strategie für die Umsetzung der Digitalisierung einen erfassbaren Ausblick in Verbindung mit den bevorstehenden Herausforderungen darstellt. Damit ist eine ausgewogene Darstellung von Chancen und Risiken gemeint, welche objektiv und ehrlich in der Strategie dargestellt werden müssen. Nur wenn es gelingt, diese Ballons darzustellen, wird der stimmungstechnische Zustand erreicht, mit dem das logische Denken angesteuert wird.
Sehr oft sind jedoch die Digitalisierungsprojekte für Menschen ohne entsprechende Vorbildung in ihrer Logik nur schwer erfassbar. Damit besteht die strategische Herausforderung darin, diese Logik durch eine strategische Formulierung von Visionen oder Leitbildern zu beschreiben. Diese Beschreibung sollte motivieren, aber auch herausfordernd sein, um das logische Denken über Wege zur Erreichung dieser Vision oder des Leitbildes anzuregen. Denn im logischen Denken werden Absichten formuliert, d.h. Handlungsalternativen entwickelt, Pläne geschmiedet, Maßnahmen definiert und Lösungen für Hürden und Hindernisse beschrieben, die gemeistert werden müssen, um das Digitalisierungsprojekt zu realisieren.
Das logische Denken, oft auch als innerer Analytiker bezeichnet, sorgt also dafür, dass wir uns vor dem eigentlichen Handeln Gedanken darüber machen, wie wir die zu realisierenden Aufgaben umsetzen wollen. Eine Strategieformulierung muss diesem Anspruch gerecht werden und sollte v.a. darauf achten, dass nicht zu viele konkrete Inhalte vorgeschrieben sind, sodass die Mitarbeiter nicht mehr ausreichend Raum haben, um sich selbst einzubringen. Dass sich die Mitarbeiter selbst einbringen können, ist eine Grundbedingung, damit das logische Denken aktiviert wird.
Auch bei der Bearbeitung der digitalen Märkte spielt das logische Denken eine zentrale Rolle. Durch die Fülle der Informationen, welche durch das Internet zur Verfügung gestellt werden, wird das logische Denken in seiner Arbeitsweise blockiert. Diese wissenschaftlich bewiesene Tatsache entsteht v.a. dadurch, dass durch zu viele Informationen ein hoher Grad an Verunsicherung entsteht, welcher dann über negative Affekte (A-) zu einer Aktivierung des OES führt.
Das logische Denken kann nur sehr begrenzt Informationen verarbeiten, da es eine lineare Anordnung der neuronalen Vernetzungen hat. Unter „Verarbeiten“ versteht man die Suche nach möglichen Handlungsalternativen und damit Absichten, um einen Kaufprozess zu realisieren. Wird dieser Kaufprozess als zu kompliziert, zu umfassend oder zu intim verstanden, führt dies zu einer Blockade im logischen Denken.
Damit ist nicht nur die Fülle der Informationen ein Hindernis für logisches Denken, sondern auch die Güte der Informationen. Viele Unternehmen sind sich dessen nicht bewusst und glauben, dass sie Offline-Informationen einfach nur online stellen müssen. Da aber die Verarbeitung von Online-Informationen wesentlich schneller und intensiver abläuft, müssen die Textgestaltung, die Tonalität und die Struktur der Texte sowie Bilder auf Online-Gegebenheiten angepasst werden.
Die strategische Herausforderung besteht damit auch darin, dass nicht nur über das Was, sondern auch über das Wie eine strategische Aussage getroffen werden muss. Damit ist die digitale Transformation nicht nur eine Transformation von Technologien, sondern auch eine Transformation von Inhalten und Strategien.
Diese strategische Herausforderung ist wesentlich schwerer zu bewältigen, als die reine Anschaffung von neuen IT-Lösungen. Der Faktor Mensch wird bei der digitalen Transformation zu einem wesentlichen, strategisch relevanten Faktor. Wie wir alle wissen, ist aber gerade dieser Faktor nur schwer, oftmals gar nicht, beeinflussbar. Nur durch eine gezielte Steuerung der Affekte kann hier eine wirksame Beeinflussung des Erfolgsfaktors Mensch stattfinden.
Abbildung 5: Das intuitive Verhaltenssystem – innerer Matrose
Das intuitive Verhaltenssystem (IVS) wird nur durch positive Affekte (A+) angesteuert. Dabei ist das IVS dafür verantwortlich, als innerer Matrose zu handeln, zu agieren und alles umzusetzen, was wir uns zuvor ausgedacht haben. Wir tun also nur etwas, wenn dieser innere Matrose aktiviert ist. Unser Handeln ist abhängig von einer positiven Motivation, also einer Freude, einem Spaß und einer lebendigen Energie, dass wir die geplanten Aktivitäten bzw. Projektaufgaben auch erfolgreich umsetzen können.
Das IVS ist ein System, was sehr stark zielorientiert arbeiten möchte. Die Abwägung zwischen Chancen der Zielerreichung und notwendigem Energieeinsatz zur Zielerreichung muss positiv erfolgen. Wenn es bei Abwägung dieser beiden Faktoren zu einer negativen Bilanz kommt, d.h. der Energieeinsatz höher ist als die Vermutung (Chance) der Zielerreichung, dann werden wir jegliches Handeln unterbinden. Genau hier liegt auch die Aufgabe einer Strategie: dafür Sorge zu tragen, dass diese Bilanz positiv ist.
Jedes Digitalisierungsprojekt beinhaltet sachliche und persönliche Risiken, welche die Teilnehmer nur bedingt aussprechen. Das gilt es bei der strategischen Vorgehensweise zu berücksichtigen. In Rahmen von Workshops oder Befragungen im Vorfeld können die Befürchtungen der Mitarbeiter bei der Umsetzung eines Digitalisierungsprojekt (z.B. Einführung eines neuen SAP-Systems) gezielt abgefragt und