Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
Скачать книгу
beschwörend an. Er wollte sie damit überreden, das Spiel bis zum bitteren Ende mitzumachen. Er kannte die Bedenkenlosigkeit seines Begleiters und wußte, daß ein Mord in der Luft lag.

      »Einen Augenblick noch«, bat Kathy hastig, »mit mir allein ist das Problem nicht gelöst.«

      »Aha, und warum nicht?« Der Schnauzbart lachte spöttisch.

      »Lady Simpson und Mr. Parker haben bereits eine Menge ausgeforscht«, behauptete Kathy schnell. »Sie wissen, daß sie es mit einem Hypnotiseur zu tun haben, der für einen Hintermann arbeitet.«

      »In London gibt es viele Hypnotiseure«, meinte der Schnauzbart, »und dieser hier wird ohnehin von der Bildfläche verschwinden.«

      »Was … Was soll denn das?« Der Rundliche hob abwehrend-entsetzt die Arme und wich zurück. Er sah, daß der Schnauzbart die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Der Rundliche stolperte über einen umgestürzten Sessel und landete auf dem Boden.

      Genau in diesem Moment schoß der Schnauzbart.

      *

      Zwei etwas ältliche Damen saßen auf der Bank eines kleinen Parks und tauschten Neuigkeiten aus. Zwi-schendurch fütterten sie Tauben und streichelten ihre kleinen Schoßhunde. Es handelte sich dabei um einen trägen, etwas verfetteten Pekinesen und um einen dicken Mops.

      Die beiden Damen waren mit sich und der Welt zufrieden, bis sich ein gußeiserner Kanaldeckel hob, der nicht weit von ihnen entfernt war.

      Der träge Pekinese reagierte kaum, doch der Mops spitzte erwartungsvoll die Ohren.

      Die ältere der beiden Damen sah den Kanaldeckel, der sich vorsichig aus dem runden Rahmen hob. Sie öffnete weit ihre Augen und war gespannt, was sich da tat. Die andere Dame wurde aufmerksam und nickte wohlwollend.

      »Sicher wieder so ein Jux von Kindern«, stellte sie arglos fest. Sie spielte damit auf den nahen Kinder-spielplatz an, der nur durch eine Buschreihe von den Sitzbänken getrennt war.

      »Sehen Sie doch, ein Mann!« Die ältere der beiden Frauen bekam einen spitzen Mund und runde Augen. Sie schnaufte ein wenig, als der Deckel den nackten Oberkörper eines stämmigen Mannes freigab.

      »Finden Sie nicht auch, daß das etwas zu weit geht?« erkundigte sich die jüngere der beiden Damen.

      »In etwa schon.« Sie nickte und beobachtete den Mann, der sich verstohlen umschaute, die beiden Damen jedoch übersehen mußte, da sie von einer kleinen Hecke verborgen wurden.

      Der Mann verließ den Kanaleinstieg und fühlte sich sichtlich unbehaglich. Er kam sich, was auch den Tat-sachen entsprach, ziemlich nackt vor.

      »Was sagen Sie denn dazu?« wunderte sich die ältere Dame, als ein zweiter nackter Mann aus der Erde stieg.

      »Was soll ich dazu sagen?« stellte die erste Dame fest, als ein dritter nackter Mann zu sehen war, dann ein vierter und ein fünfter.

      »Man sollle sich vielleicht beleidigt fühlen«, antwortete die zweite Dame.

      »Tatsächlich«, räumte die erste Dame ein. Dann zuckte sie zusammen, als ihr Peinkese gar nicht mehr schläfrig war, sondern verblüfft bellte.

      Der Mops war ausgesprochen aggressiv.

      Er sprang von der Sitzbank herunter und rannte auf die fünf nackten Männer zu, die zusammenfuhren und dem kleinen Hund nervös entgegenschauten. Der Mops kläffte sie ausgiebig an und schnappte nach ihren nackten Waden.

      Da wollte der Pekinese nicht länger zurückstehen.

      Er folgte dem Mops und … sprang jetzt an den eingeschüchterten Männern hoch, schnappte ebenfalls nach ihnen und brachte sie dadurch in einige Verlegenheit.

      Das freudige Bellen und Kläffen rief andere Vierbeiner auf den Plan.

      Zuerst erschien ein Neufundländer, dann ein Terrier und schließlich eine interessante Kreuzung aus Collie und Schäferhund. Diese Vierbeiner trieben die fünf Männer zusammen, die sich eng aneinanderschoben und nicht trauten, die Flucht zu ergreifen.

      Das änderte sich allerdings schlagartig, als ein sechster nackter Mann aus dem Kanalschacht kam. Dieser noch recht junge Mann, verschmiert wie seine Vorgänger, beging den Leichtsinn, nach einem der Vierbeiner zu treten.

      Daraufhin waren die Hunde sich völlig einig und gingen zum konzentrierten Angriff über. Die Männer brüllten auf und jagten in langen Sätzen aus dem Park, verfolgt von der kläffenden Meute. Auf ihrer Flucht kamen sie an der Bank vorüber, auf der die beiden älteren Damen saßen, die die Sportler interessiert muster-ten.

      »Was soll man dazu sagen?« wunderte sich die erste Dame.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete die zweite Dame, »aber es wird wohl Zeit, etwas Entrüstung zu zeigen, meine Liebe, sonst könnte man uns mißverstehen.«

      Sie zeigten also Entrüstung und stießen ein paar spitze Schreie aus. Es waren Schreie, die die Männer aus-brechen ließ. Sie änderten die Fluchtrichtung, brachen durch ein dichtes Gestrüpp und … standen plötzlich auf einer recht belebten Durchgangsstraße.

      Ein Zurück gab es für sie nicht mehr.

      Die Hundemeute blieb ihnen auf den Fersen. Die Männer hetzten die Straße hinunter und warteten beim Rotzeichen einer Ampel nicht gehorsam wie es sich für brave Staatsbürger geziemt. Sie überquerten die Straße, machten einige Autofahrer unsicher und sorgten für drei Auffahrunfälle.

      Womit die Zahl ihrer Verfolger sich noch vergrößerte.

      Zwei Streifenpolizisten wurden aufmerksam, trauten zuerst ihren Augen nicht, trillerten und pfiffen dann auf ihren Signalpeifen und schlossen sich den Verfolgern an.

      Die sechs nackten Männer aber rannten über die Straße, als würden sie von Furien gehetzt. Dadurch entgingen ihnen leider die mehr oder weniger anzüglichen Kommentare, die ihrer sportlichen Leistung gal-ten.

      *

      Kathy Porter setzte alles auf eine Karte.

      Aus dem Stand heraus sprang sie den Schnauzbart an, der sich herumwarf und gnadenlos auf sie schießen wollte. Doch er kam nicht mehr dazu, denn Kathys linker Fuß knallte unter seine linke Hand und schlug ihm den Revolver aus den Fingern. Bruchteile von Sekunden später sackte der Gangster haltlos wie eine Glie-derpuppe in sich zusammen. Es zeigte sich, daß er dem Karateschlag Kathys nicht gewachsen war.

      Kathy nahm blitzschnell die Waffe hoch und kniete dann neben dem Rundlichen, der nur noch schwach stöhnte. Kathy sah, daß das Geschoß seine Brust getroffen hatte. Ob die Verletzung lebensgefährlich war oder nicht, konnte sie nicht beurteilen, sie sah nur, daß der Mann schnelle ärztliche Hilfe brauchte.

      Kathy war diesmal auf der Hut. Sie riß einige Vorhangschnüre von den Fenstern und verschnürte damit den jungen Schnauzbart wie ein Wertpaket. Sie wollte von ihm nicht noch mal überrascht werden. Dann rannte sie hinüber in den ersten Wohnwagen und suchte hier nach einem Telefon.

      Nichts!

      Kathy verließ den Wohnwagen und erinnerte sich, daß der Rundliche wahrscheinlich auf dem Umweg durch die Fabrikruine den Schnauzbart geholt hatte. In der Ruine mußte sich demnach so etwas wie ein Trampelpfad befinden, der auf eine Straße hinausführte. Kathy lief also auf die Fabrik zu, atmete auf, als sie solch eine deutliche Spur fand, arbeitete sich durch ein Gewirr von Schutt und Trümmern und stand plötz-lich auf einem weiten, mit Unkraut bewachsenen Schuttplatz, von dem aus sie in eine Straße sehen konnte. Sie bemerkte auch den Pub an der Ecke, in dem es mit Sicherheit ein Telefon gab.

      ›Filmores Pub‹ las sie, ohne sich dabei etwas zu denken. Sie betrat die Kneipe und scherte sich den Dreck um die Blicke der Männer, die hier fast ausnahmslos vertreten waren. Sie fragte nach dem Telefon und wählte die Nummer der Polizei.

      Als sie aus der Telefonzelle kam, blieb sie wie versteinert stehen.

      Der Rundliche!

      Er stand an der langen Theke, hielt sein Glas Bier in der Hand und musterte sie durch