Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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bei dem dritten Bewacher und schüttelte rat-los den Kopf. »Ich will weg von hier! Mir ist alles unheimlich. Hilfe!«

      Der junge Mann fuhr zusammen, als Lady Simpson um Hilfe schrie. Eine Feuersirene hätte kaum durch-dringender sein können. Lady Simpson hielt sich an der Wand fest, keuchte, schnappte nach Luft und ver-drehte gekonnt die Augen. Sie schien einen mittelschweren Herzanfall durchzustehen.

      Der junge Mann rannte förmlich in die dritte Nadel.

      Agatha Simpson rammte sie ihm in den Bauch. Und das tat augenscheinlich weh. Der Getroffene brüllte auf, hielt sich den Leib, verbeugte sich tief vor der älteren Dame und ging sogar vor ihr auf die Knie. An-schließend wälzte er sich ein wenig herum und blieb dann, nach Luft schnappend, hart vor der Tür liegen.

      »Waschlappen«, stellte Lady Simpson grimmig fest. »Zu meiner Zeit war man aus härterem Holz ge-schnitzt.«

      Sie langte in die Schulterhalfter des jungen Mannes, zog dessen Automatik hervor, und machte sich grim-mig auf den Weg, um sich noch mal mit dem Gangsterboß Bernie Alton zu unterhalten. Sie befand sich da-bei in bester Laune und Stimmung, obwohl man es ihr nicht ansah.

      *

      Er kam in den Salonwagen und nickte seinem Begleiter triumphierend zu. Er platzte fast vor Stolz und Wichtigtuerei.

      »Das Beste was ich bisher eingefangen habe«, sagte der Hypnotiseur, »sie sieht aus wie ’n Mannequin erster Klasse und kann an Ware ’ran, von der wir nur geträumt haben.«

      Kathy konnte leider nicht sehen, wer der Begleiter dieses Satans war, sie mußte die Augen geschlossen halten, denn laut seiner hypnotischen Anweisung befand sie sich ja noch im Tiefschlaf.

      »Verschwinde jetzt«, sagte der ihr unbekannte Begleiter, »wird sie Schwierigkeiten machen?«

      »Natürlich nicht«, erwiderte der Hypnotiseur, »aber ich muß sie erst mal neu impfen.«

      »Beeil’ dich!« Der Begleiter schien nicht irgendein Mann zu sein, sondern er befahl. Er schien derjenige zu sein, für den der Hypnotiseur arbeitete.

      »Du schläfst nicht mehr«, hörte Kathy wenig später eindringlich und fühlte sich angesprochen. »Du bist jetzt wach, Kathy. Hast du einen Freund?«

      »Ich habe einen Freund«, bestätigte sie und unterdrückte ein Auflachen. Die ganze Beschwörung kam ihr mehr als albern vor, doch was half es, sie mußte weiter mitmachen.

      »Liebst du ihn, Kathy?« wollte der Hypnotiseur wissen.

      »Ich liebe ihn«, antwortete Kathy.

      »Er ist jetzt hier«, schloß der Hypnotiseur, »ihr seid ganz allein und ungestört. Freu’ dich auf ihn!«

      Kathy nickte und räkelte sich gekonnt im Bett herum. Sie hörte, wie die beiden Männer miteinander flüs-terten. Dann hörte sie schnelle Schritte, das Öffnen und Schließen einer Tür und dann eine bemüht weiche und zärtliche Stimme.

      »Ich bin’s, Kathy«, sagte diese Stimme.

      Sie öffnete die Augen, bemühte sich, einen verträumt-sehnsüchtigen Blick zu produzieren und sah sich ei-nem Mann gegenüber, der etwa fünfunddreißig Jahre alt sein mochte und einen sorgfältig gestutzten Schnauzbart trug. Dieser Mann hatte sich bereits sein Jackett abgestreift und lockerte gerade seine Krawatte. Seine Absichten waren eindeutig.

      »Harry«, flüsterte Kathy sehnsüchtig und streckte ihre Arme nach dem Mann aus. Er wollte die Situation nutzen und sie küssen. Er mußte den Eindruck haben, daß sie ihn für Harry hielt, ihren angeblichen Freund.

      Er beugte sich über sie und zerrte ungeduldig an der Schlafdecke. Er schnaufte vor Eifer und Ungeduld. Plötzlich allerdings schnaufte er nicht mehr.

      Kathy hatte kurz und nachhaltig zugelangt.

      Sie dachte nicht im Traum daran, das Spiel bis zum häßlichen Ende durchzuspielen. Der Bursche widerte sie an. Er wollte die Wehrlosigkeit einer Frau ausnutzen und sie demütigen.

      Der Schnauzbart kiekste überrascht auf, als Kathys Handkante irgendwo an seinem Hals landete. Dann verdrehte er die Augen und rollte haltlos vom Wasserbett herunter. Er landete recht unsanft auf dem Boden.

      Kathy stieg von dem wackligen Pudding herunter und griff nach ihren Kleidern. Bevor sie sich mit dem schäbigen Hypnotiseur befaßte, wollte sie sich ankleiden. Vielleicht wurde es nämlich notwendig, diesen Burschen zu verfolgen. Dabei hätte sich ihre Nacktheit nur als störend erwiesen.

      Leider schaffte Kathy es nicht, den kleinen und rundlichen Mann zu stellen. Als sie vorsichtig die Tür öffnete, rannte er bereits davon und auf die Tür zu, die hinaus zur überdachten Veranda führte.

      Kathy sah sofort, daß sein Vorsprung groß war. Sie schmetterte einen schweren Aschenbecher hinter ihm her, der leider an der Wand des Wohnwagens landete. In diesem Moment wischte der Hypnotiseur bereits nach draußen und warf die Tür hinter sich ins Schloß. Kathy lief weiter, wollte die Tür aufdrücken und merkte zu ihrer Überraschung, daß sie verkeilt war. Der Bursche hatte einen Gartenstuhl unter die Klinke gestemmt und den Ausgang blockiert.

      Kathy wandte sich um, lief zum Fenster und beobachtete den Rundlichen, der schnell wie ein Ball zur Fabrikruine hinüberrannte und bereits in den Trümmern verschwand. Nein, es war aussichtslos, sie konnte ihn nicht mehr einholen und stellen.

      Blieb der Schnauzbart im Salonwagen.

      Kathy machte kehrt und lief zurück in die üppig eingerichtete Lasterhöhle auf Rädern. Dabei bemerkte sie im Verbindungsgang ein kleines Fenster, dessen Rolladen hochgeschoben war. Sie blieb kurz stehen, baute sich vor diesem Fenster auf und … konnte in den Salonwagen hineinsehen.

      Damit war alles klar!

      Der Hypnotiseur benutzte dieses Fenster, um heimlich Aufnahmen zu machen. Und die wiederum ver-wendete er später wohl für seine Erpressungen. Raffinierter und einfacher zugleich konnte das Verfahren nicht sein. Der Rundliche war tatsächlich ein Satan.

      Kathy sah aber auch noch mehr.

      Der Schnauzbart war bereits wieder zu sich gekommen, richtete sich auf und hatte plötzlich einen kurzläu-figen Revolver in der Hand. Der Schnauzbart machte einen entschlossenen Eindruck und schob sich langsam zur Tür, die in den ersten Wohnwagen führte.

      Kathys Situation wurde damit äußerst brenzlig.

      *

      »Nein«, stöhnte Gangsterboß Bernie Alton, als Lady Simpson mit einer herrischen Geste ins Badezimmer deutete, »nein, nicht schon wieder!«

      »Muß ich etwa nachhelfen?« grollte die Sechzigjährige. »Ich weiß nicht, wie man mit Schußwaffen um-geht, also kann dieses schreckliche Ding leicht losgehen.«

      »Schon gut«, seufzte Bernie Alton und entkleidete sich langsam. Er warf dem Butler einen flehenden Blick zu, doch der Butler ignorierte die unausgesprochene Bitte. Ja, er war mit dem Vorgehen von Lady Simpson diesmal sogar voll und ganz einverstanden. Bernie Alton brauchte eine derbe Lektion, um endlich zur Vernunft zu kommen.

      Nachdem Agatha Simpson den Kleiderschrank und die beiden anderen Männer so geschickt außer Ge-fecht gesetzt hatte, war es für sie und Parker leicht gewesen, das Haus des Gangsters wieder voll in Besitz zu nehmen. Die Bewohner saßen wieder mal im Keller und fühlten sich mit Sicherheit nicht wohl in ihrer Haut. Bernie Alton stand inzwischen vor der Dusche und zierte sich.

      »Kaltwasserhahn«, befahl die resolute Dame, »voll aufdrehen, wenn ich bitten darf!«

      »Kaltes Wasser vertrage ich aber gar nicht gut«, stöhnte Alton.

      »Sie werden sich daran gewöhnen! Wird’s bald?«

      Er huschte unter die Dusche und drehte den Kaltwasserhahn weit auf.

      »Ich werde mir eine Lungenentzündung holen«, prustete er zwischen spitzen Schreien, als das Wasser sei-ne Haut traf.

      »Englands Ärzte sind hervorragend«, beruhigte die ältere Dame ihn.

      »Ich