Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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und holte Flasche und Wassergläser. Er goß Kathys Glas halbvoll mit Brandy, begnügte sich mit einem winzigen Schluck und prostete ihr zu.

      »Trink’ es aus, Kathy«, befahl er, »du wirst gehorsam sein, nicht wahr?«

      Sie nickte und kippte den Inhalt hinunter. Es war billigster Fusel, der sie durchschüttelte. Er grinste, als sie das Gesicht verzog.

      »Es schmeckt gut, ja?« wollte er wissen.

      »Es schmeckt gut«, sagte sie.

      »Dann möchtest du noch einen. Schluck?«

      »Ich … Ich weiß nicht.« Kathy wurde sicher. Wollte er sie jetzt betrunken machen und in eine scheinbar noch tiefere Abhängigkeit stürzen?

      Er nickte und wartete, bis sie ihr Glas reichte. Er goß es noch mal halbvoll und lächelte, als sie es dann gehorsam leer trank.

      Als er die Flasche wegstellte, sah Kathy verstohlen zu den Fotos hinüber, die er an die Wand geheftet hatte. Es handelte sich um Bühnenaufnahmen, auf denen ein kleiner, schlanker Mann zu sehen war, der einen Frack und einen Turban trug. Augenscheinlich handelte es sich um diesen Mann, der sich Henry nannte. Es wurde Kathy klar, daß er vor Jahren mal ein Varietékünstler gewesen sein mußte.

      »Komm’ jetzt«, forderte er sie auf und deutete auf den Vorhang, der den Wohnwagen in zwei Hälften teilte. Kathy folgte willig, als sie das die selbstverständlichste Sache der Welt und schluckte, als sie erkannte, daß er sie in eine Art Schlafgemach führte. Hier gab es ein breites Bett, auf dem die Decken unordentlich herumlagen, einen kleinen Waschtisch und auf einem Hocker einen Fernseher. Zwei schmale Türen des lan-gen Wandschranks waren geöffnet.

      Kathy war sich klar darüber, daß dieses Spiel seine Grenzen hatte, die sie niemals überschreiten würde. Henry widerte sie an, der Mann kam ihr schmierig vor.

      Er ging jedoch weiter und öffnete eine Tür, die den Blick auf einen schmalen Verbindungsgang freigab. Hinter diesem Gang befand sich eine weitere Tür, der Zugang zum zweiten Wohnwagen.

      Kathy staunte.

      Sie stand plötzlich in einem üppig und leicht schwül eingerichteten Salon. Auf dem Boden lagen dicke Teppiche, es gab tiefe und bequeme Polstersessel, eine große Couch und ein, supermodernes Wasserbett.

      Die Fenster waren durch rote Vorhänge dicht verschlossen. Im Salonwagen herrschte Dämmerlicht. Henry grinste zufrieden. Er öffnete die Tür zu einem kleinen Kabinett und winkte Kathy heran. Sie sah in ein Ba-dezimmer, in dem statt der Wanne eine Dusche installiert war.

      »Du bist sehr müde«, sagte Henry zu Kathy eindringlich und irgendwie beschwörend. »Du willst dich jetzt ausziehen, duschen und schlafen. Du wirst erst wieder erwachen, wenn ich dir den Befehl dazu erteile. Und du siehst mich ab sofort nicht mehr. Du bist völlig allein und müde. Du wirst dich ausziehen, duschen und hinlegen! Du bist allein und kannst dich frei bewegen! Zieh’ dich aus!«

      Kathy nickte, um Zeit zu gewinnen.

      Sollte sie auf diesen Befehl eingehen? War die Grenze des Spiels nicht bereits erreicht? Sie hatte es doch eindeutig mit dem Mann zu tun, der die »Satanstöchter« rekrutierte. Mußte sie da noch mehr wissen?

      Unwillkürlich dachte Kathy an Lady Simpson, die immer wieder behauptet hatte, der Hintergrund dieser ganzen Manöver seien handfeste Orgien. Sollte Lady Agatha richtig vermutet haben? Worin bestanden dann diese Orgien? Worum ging es diesem Mann tatsächlich? Arbeitete er nur auf eigene Rechnung?

      Kathy tat so, als sei sie allein.

      Sie begann sich zu entkleiden …

      *

      »Du lieber Himmel, sind Sie ein wehleidiger Mensch«, mokierte sich Agatha Simpson, als Parker die Au-gen aufschlug. »Ich habe den Verdacht, daß Sie sich nur in aller Ruhe ausschlafen wollten.«

      »Mylady wollen meine momentane Indisposition gütigst verzeihen«, entschuldigte sich der Butler und rieb sich vorsichtig den Nacken. »Mir scheint, daß ich nicht vorsichtig genug gewesen bin.«

      »Sie haben sich benommen wie ein blutiger Anfänger«, grollte seine Herrin. »Mir wäre das nicht passiert.«

      »Mylady sind freiwillig mitgekommen?« fragte der Butler höflich, aber auch eine Spur anzüglich.

      »Nicht direkt«, meinte sie unwillig, »aber im Grund ist das wohl so gewesen. Wissen Sie, wo wir hier sind?«

      Parker schaute sich um und stellte ohne Schwierigkeiten fest, daß man Mylady und ihn in einen Keller gesperrt hatte, der fensterlos war. Die Tür machte einen widerstandsfähigen Eindruck.

      »Die Räumlichkeiten lassen auf einen Keller schließen«, sagte der Butler also höflich. »Konnten Mylady es bei Ihrem Eintreffen nicht genauer feststellen?«

      »Die Flegel hatten mir die Augen verbunden.«

      »Mylady kennen die Entführer?«

      »Richtig, beinahe hätte ich vergessen, Ihnen das zu sagen. Es waren dieser unsympathische Gorilla und der junge Mann, die wir vor Mrs. Farbers Haus sahen.«

      »Also dürfte man sich in der Gewalt Mr. Altons befinden.«

      »Um das zu wissen, braucht man kein Prophet zu sein, Mister Parker. Verschonen Sie mich mit Ihren Ge-meinplätzen!«

      »Sehr wohl, Mylady.«

      »Wieso konnte man uns bei Mrs. Farber abfangen?« fragte die Detektivin. »Ich erinnere daran, daß diese Idee von Ihnen stammte. Ich wollte nicht ’raus zu dieser Frau.«

      »Natürlich nicht, Mylady, ich bekenne mich schuldig.«

      »Papperlapapp, Mister Parker. Sorgen Sie dafür, daß wir hier heraus kommen!«

      Bevor Josuah Parker sich mit diesem Problem auch nur andeutungsweise befassen konnte, war hinter der Tür das Öffnen eines Riegels zu hören, Die Tür ging auf. Bernie Alton erschien und sah seine beiden Zwangsgäste tückisch an.

      »Wie geht es Ihrem Schnupfen, junger Mann?« erkundigte sich Lady Simpson überflüssigerweise und lei-der auch ironisch. Die resolute Dame konnte es einfach nicht lassen. Sie mußte sich mit jedem anlegen, der ihr nicht paßte, und den sie nicht mochte.

      »Darüber unterhalten wir uns noch, verlassen Sie sich darauf«, schnaubte der Gangsterboß, der tatsächlich ziemlich verschnupft wirkte.

      »Spielen Sie sich nicht auf, junger Mann«, grollte Agatha Simpson sofort und ziemlich ungehemmt. »Was haben Sie sich dabei gedacht, uns so einfach kidnappen zu lassen? Ich mag das überhaupt nicht.«

      »Sie werden bald noch sehr viel weniger mögen«, prophezeite Bernie Alton gereizt. »Wann werden Sie endlich Ihren Schnabel halten?«

      »Sie ungehobelter Lümmel«, hauchte Agatha Simpson ihn daraufhin an. »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie elender Tropf?«

      Parker kam sich vor wie auf glühenden Kohlen. Ihm war bekannt, daß Bernie Alton brutal war. Agatha Simpson spielte mit einer nur noch schwach gesicherten Sprengladung, doch dafür hatte sie noch nie Sinn bewiesen.

      »Darf ich davon ausgehen, Mister Alton, daß Sie sich in das Geschäft dieses unbekannten Hypnotiseurs einzuschalten gedenken?« erkundigte sich Parker schnell, um Alton erst mal von Lady Simpson abzulenken.

      »Scheint sich um ein interessantes Geschäft zu handeln«, meinte Alton und nickte. »Und Sie haben mich erst darauf gebracht!«

      »Notgedrungen, Mister Alton, nachdem man meine bescheidene Wenigkeit mit einem Ihrer Kassierer verwechselte. Ich darf in diesem Zusammenhang den Namen Harold Steeple nennen, wenn es gestattet ist.«

      »Ich will wissen, was Sie über diese Satanstöchter inzwischen ausgegraben haben«, sagte der Gangs-terboß. »Von Ihrer Mitarbeit hängt es ab, ob Sie noch mal mit dem Leben davonkommen.«

      »Sie haben sich noch nicht mit Mrs. Joy Farber in Verbindung gesetzt?« wunderte Parker sich gespielt.

      »Die Kleine