Seine Haut färbte sich zuerst zart rot und wurde dann violett-blau. Bernie Alton nieste bereits ausgiebig, fror.
»Mylady sollten vielleicht die Kur beenden«, schlug Parker nach knapp fünf Minuten vor.
»Schon?« fragte sie unwillig.
»Mr. Alton dürfte sich inzwischen gründlich abgekühlt haben, Mylady.«
»Sie nehmen mir aber auch jeden kleinen Spaß«, beschwerte sich die ältere Dame, ging aber auf Parkers Vorschlag ein und nickte Alton zu.
Der Gangsterboß zitterte wie Espenlaub, klapperte mit den Zähnen und griff hastig nach einem Badetuch, in das er sich wickelte. Er ließ sich vorsichtig auf einem Hocker nieder und nieste.
»Damit dürften die Fronten hoffentlich geklärt sein«, stellte Lady Simpson fest. »Sollten Sie noch mal Ihre Hunde auf mich hetzen, wandern Sie in meine Tiefkühltruhe!«
»Nein«, schrie Alton auf. Entsetzen trat in seine Augen.
»Es liegt bei Ihnen, Sie Lümmel«, schloß die resolute Dame grimmig. »Wagen Sie es nicht noch mal, mich zu belästigen.«
»Niemals«, versprach Bernie Alton.
»Dann dürfen Sie sich jetzt ins Bett legen«, meinte Lady Simpson gnädig. »Man soll mir nicht nachsagen, daß ich herzlos wäre.«
Bernie Alton schleppte seine erstarrten Glieder ins Bett, deckte sich bis zum Hals zu und zitterte derart, daß das ganze Gestell wackelte.
»Befassen wir uns mit diesen Frechlingen im Keller«, sagte Lady Simpson dann zu ihrem Butler. »Auch sie haben eine Lektion verdient, denke ich.«
»Haben Mylady in dieser Hinsicht bereits bestimmte Vorstellungen?« erkundigte sich Parker höflich.
»Mir wird schon was einfallen«, gab sie animiert zurück, wobei ihre Augen funkelten. »Sagen Sie, Mister Parker, habe ich da unten im Keller nicht einen Kanaleinstieg gesehen?«
»Wie Mylady meinen«, antwortete Parker zurückhaltend.
»Natürlich habe ich ihn gesehen«, sagte sie nachdrücklich, »versuchen Sie nur ja nicht, mich vom Thema abzulenken!«
*
Es war zu spät für Kathy, durch eines der Wohnwagenfenster ins Freie zu steigen. Dazu reichte die Zeit nicht mehr. Sie mußte versuchen, diesen Schnauzbart abzufangen und auszutricksen. Daß sie es mit einem Profi zu tun hatte, wußte sie inzwischen. Er hielt die Schußwaffe fachmännisch in der Hand und wußte be-stimmt mit ihr umzugehen.
Kathy reagierte augenblicklich.
Sie griff nach dem Gestänge, das das Dach des kleinen Zwischenkorridors hielt und … schwang sich ge-schickt wie eine Katze nach oben. Sie hatte es gerade geschafft und drückte sich gegen das Dach, als die Tür des Salonwagens sich öffnete.
Der Schnauzbart erschien.
Natürlich sah der Mann nicht nach oben. Er interessierte sich ausschließlich für den ersten Wagen, denn dort vermutete er seine Gegnerin.
Ahnungslos stahl er sich weiter vor und stand Sekunden später genau unter Kathy, die aber noch auf den richtigen Zeitpunkt wartete, um ihn außer Gefecht zu setzen. Dieser Zeitpunkt war innerhalb der nächsten zwei, drei Sekunden erreicht.
Der Schnauzbart war ein wenig vorgegangen und befand sich mit dem Kopf genau unterhalb von Kathys linker Ferse, die in einem Schuh steckte.
Sie ließ diese schuhbewehrte Ferse kraftvoll nach unten fallen und traf den Hinterkopf des Schnauzbarts, der völlig überrascht wurde. Mit diesem Angriff aus der Luft hatte er nicht gerechnet. Er ging benommen in die Knie und … brach zusammen, als Kathy sich einfach auf ihn fallen ließ.
Der Schnauzbart grunzte unwillig und zappelte noch ein wenig herum, blieb dann aber regungslos liegen. Kathy stand längst auf ihren Beinen und stellte erst mal die Schußwaffe sicher. Dann schleifte sie den Mann zurück in den Salonwagen und rollte ihn auf das Wasserbett. Da die Gelegenheit günstig war, wollte sie ihn nach seinem Erwachen kurz befragen. Sie interessierte sich dafür, wer er war und wo er wohnte.
Nach knapp einer Minute war der Mann geistig wieder an Deck, schlug die Augen auf, sah ein wenig ver-wirrt um sich und erkannte Kathy, die an der Verbindungstür stand. Der Mann wollte sich aufrichten und hochspringen, doch der wacklige Pudding, auf dem er lag, ließ das nicht zu. Der Mann schaukelte auf den gebändigten Wogen des Wasserbetts und kam aus dem Gleichgewicht.
»Wer sind Sie?« fragte Kathy.
»Hör’ zu, Mädchen«, antwortete der Mann gereizt, »du willst doch keinen Ärger haben, wie?«
»Den dürften doch bereits Sie haben«, erwiderte Kathy lächelnd.
»Schneid’ dich mal nur nicht in die Finger«, drohte er, »ich bin schließlich nicht allein gekommen.«
»Dieser Trick ist uralt«, stellte Kathy fest.
»Einigen wir uns doch«, schlug der Mann vermittelnd vor und änderte seine Tonart. »Zugegeben, ich habe Pech gehabt, aber das wird nicht so bleiben.«
»Und was sollte ich Ihrer Meinung nach tun?«
»Reich’ mir die Kanone ’rüber, und wir vergessen den kleinen Spaß!«
»Und was wird dann aus mir?«
»Ich laß’ dich laufen, Mädchen, auch wenn’s mir schwerfällt.«
»Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?« spöttelte Kathy Porter. »Ich kenne jetzt das Geheimnis, also werden Sie mich nie laufen lassen.«
Er richtete sich erneut auf und schüttelte den Kopf. Er ließ sich wieder zurückfallen, als sie die Mündung der Waffe auf ihn richtete.
»Wer sind Sie?« wiederholte Kathy ihre Frage, »oder muß ich deutlicher werden?«
Um ihn zu ermuntern, schoß Kathy Porter in das Wasserbett. Sie hatte den Mann wirklich nur erschrecken wollen, doch sie hatte nicht geahnt, was sich danach abspielen würde.
Es war schon gewaltig und beeindruckend.
Das Geschoß bohrte sich durch die zähe Haut, die das Wasser zusammenhielt. Eine Fontäne schoß hoch bis zur Decke des Salonwagens, dann war ein häßliches Knirschen zu hören und später ein Rauschen, als sei ein Wildbach durch den Salonwagen geleitet worden. Die zähe Haut riß ein und gab das Wasser frei.
Ein Sturzbach fegte durch den Salonwagen und spülte alles durcheinander. Der Schnauzbart lag wie ein Wellenreiter auf einer der Wogen und segelte auf den Wandschrank zu, in den er hineingespült wurde.
Kathy stieß einen leisen Schrei aus, als eine knietiefe Wasserwoge auf sie zurauschte. Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte gegen die Tür. Um sie herum gurgelte und schmatzte es, die Wassermassen strudelten durcheinander und schwemmten die Einrichtung herum.
Es waren sensationelle Wasserspiele, die sich ihren Augen boten. Die Fluten hielten sich erstaunlich lange in dem Salonwagen, bis sie wegsickerten und irgendwo unter dem Wagen verschwanden.
Mit dem Ablaufen des Wassers erschien auch wieder der Schnauzbart. Er segelte aus dem Wandschrank und lief vor einen Sessel auf Grund. Der Mann machte einen total verwirrten Eindruck, schnappte nach Luft und spuckte gleichzeitig Wasser.
»Also noch mal«, sagte Kathy gelassen. »Wie heißen Sie? Der nächste Schuß trifft noch besser.«
»Steve Hussler«, sagte der Mann spontan. »Stecken Sie das verdammte Ding weg, Miß!«
»Und wer ist …?« Kathy fuhr blitzschnell herum und war auf der Hut. Sie hatte vorn im Wohnwagen ein irreguläres Geräusch gehört. Sollte der Hypnotiseur zurückgekehrt sein?
Er