Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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Kathy tunkte ihre Zigarette kurz entschlossen in die Teetasse, als sei das selbstver-ständlich für sie. Dann stand sie auf und sah flüchtig zu dem Mann hinüber.

      Er unterhielt sich gerade mit seiner Begleiterin und lachte. Kathy wurde unsicher. Hatte sie auf das falsche Pferd gesetzt? War dieser Mann harmlos?

      Sie verließ die Cafeteria und ging zurück ins eigentliche Warenhaus, schlenderte langsam an den Theken und Verkaufsgondeln entlang und sorgte dafür, daß sie sich immer wieder scheinbar unabsichtlich umwen-den konnte.

      Von dem jungen Mann war weit und breit nichts mehr zu sehen. Er folgte ihr auf keinen Fall.

      Kathy fuhr aber dann doch zusammen, als sie sich plötzlich einem kleinen, rundlichen Mann gegenübersah, auf den sie es abgesehen hatte. Und es war ohne jeden Zweifel Bert Dolgan, der Inhaber der Zoohandlung!

      Er lächelte Kathy neutral an, schob sich neben sie, als sie vor einer Verkaufsgondel stehenblieb und flüs-terte ihr einen Befehl ins Ohr.

      Kathy wußte jetzt, was sie zu tun hatte …

      *

      Lord Castner war groß, schlank bis hager und hatte den Kopf eines Pferdes. Die kräftigen Zähne paßten wunderbar dazu. Wenn er sie zeigte, schien ein Pferd zu grinsen. Der Lord hatte Lady Simpson und Butler Parker in seinem Büro in der City empfangen und konnte mit allen erforderlichen Einzelheiten dienen. Er hatte sich diese Aufstellung vom Chefdetektiv der Warenhausgruppe anfertigen lassen.

      »Es handelt sich insgesamt um weit über dreißig Personen«, schickte er voraus. »Sie alle wurden in einem Zeitraum der vergangenen drei Monate erwischt, Lady Agatha.«

      »Mich interessieren die Frauen«, erwiderte die Detektivin, »aus welchen Familien stammen sie und welche Dinge stahlen sie.«

      Lord Castner hatte sich eine Spezialliste anfertigen lassen und brauchte einige Zeit, bis er diese Aufstel-lung verlesen hatte. Josuah Parker machte sich inzwischen geistige Notizen. Er verfügte über ein sagenhaft gutes Gedächtnis und war in der Lage, die wichtigen Dinge in seinem Kopf zu speichern.

      »Es handelt sich um dreizehn Damen, die für Mylady in Betracht kommen«, faßte Parker zusammen. »Sie stammen aus sogenannten guten Familien und sind finanziell entsprechend abgesichert. Die Damen sind oh-ne Ausnahme verheiratet, wie ich weiter hinzufügen möchte. Die Ehemänner müßten alle mit gesellschaftli-chen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten rechnen, falls bekannt würde, daß ihre Frauen als Warenhausdie-binnen entlarvt wurden.«

      »Das kann man wohl sagen«, schaltete Lord Castner sich ein. »Ich war entsetzt, als ich die Liste überlas. Es ist mir ein Rätsel, wieso diese Damen einem solchen Tun frönen.«

      »Hypnose«, stellte Lady Agatha wie selbstverständlich fest. »Die betreffenden Opfer wurden und werden anschließend erpreßt. Der unbekannte Täter hat sich seine Opfer sorgfältig ausgesucht.«

      »Die gestohlenen Gegenstände zeichnen sich durch Banalität aus«, führte der Butler weiter aus. »Es han-delt sich um Dinge, die in keinem Verhältnis zum Risiko stehen.«

      »Armbanduhren, Hüte, ein paar Blusen, Füllhalter und Lederwaren«, meinte Lord Castner und nickte zu-stimmend, »wirklich wertvolle Dinge befinden sich nicht darunter.«

      »Das spricht für meine Hypothese«, freute sich Agatha Simpson. »Vor dem Diebstahl solcher Dinge wä-ren die Damen wohl automatisch zurückgewichen, Kleinigkeiten aber nahmen sie praktisch im Vorübergehen mit.«

      »Diesem Hypnotiseur kommt es also gar nicht auf die Ware an?«

      »Natürlich nicht.« Sie sah ihn verweisend an. »Diesem Satan kommt es doch nur darauf an, daß seine Op-fer als Diebinnen entlarvt werden! Damit hat er sie bereits in der Hand und kann sie unter Druck setzen …«

      »… um sie dann zu erpressen. Teuflisch und genial!« Lord Castner war beeindruckt.

      »Ob es sich wirklich nur um Erpressung handelt, steht auf einem anderen Blatt«, redete die ältere Dame weiter. »Er scheint sie noch für ganz andere Dinge zu benutzen.«

      »Ich verstehe nicht, Lady Agatha.«

      »Die Opfer dieses Satans sind durchweg recht gut aussehende, junge Frauen«, schickte Agatha Simpson voraus. »Muß ich noch deutlicher werden?«

      »Bitte«, sagte Lord Castner interessiert.

      »Sie haben kaum mehr Phantasie als Mister Parker«, tadelte die Detektivin ihn prompt und sah ihn mißbil-ligend an. »Gehen wir davon aus, daß dieser Satan in Menschengestalt seine Opfer nach Belieben beherrscht. Er wird gewissen Versuchungen kaum widerstehen können. Habe ich mich jetzt deutlich genug ausge-drückt?«

      »Sie meinen, er würde seine Opfer, äh, mißbrauchen?«

      »Das sage ich doch die ganze Zeit«, antwortete die ältere Dame. »Die jungen Frauen haben doch keine andere Wahl, als sich seinen Wünschen zu beugen.«

      »In Hypnose, ich verstehe.«

      »Ob in Hypnose oder nicht, das spielt keine Rolle«, behauptete Agatha Simpson weiter. »Sind Sie erst mal in diesen Teufelskreis geraten, müssen sie mitmachen, ob sie es nun wollen oder nicht.«

      »Dagegen muß man doch etwas tun«, entsetzte sich Lord Castner.

      »Dagegen geschieht bereits etwas«, stellte Lady Agatha fest. »Dieser Satan wird sich bald sehr wundern!«

      *

      Kathy Porter war heilfroh, daß der Mann ihr deutliche Anweisungen erteilte.

      Erstaunlicherweise verlangte er nicht, daß sie irgend etwas stahl. Er flüsterte ihr nur fast beiläufig zu, zu ihrem Wagen zu gehen und dort auf ihn zu warten. Auf dem Weg dorthin sollte sie völlig regulär ein Paar Herrensocken in gelber Farbe kaufen. Sogar die Größenangabe flüsterte der Mann.

      Kathy bemühte sich um eine vergleichsweise somnambule Haltung und wollte damit zeigen, daß sie unter einem fremden Willen stand, von dem sie erfreulicherweise aber überhaupt nichts spürte.

      Dennoch fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut.

      Wenn es sich wirklich um den Besitzer der Zoohandlung handelte, dann mußte Bert Dolgan sie längst er-kannt haben. Sie war ja zusammen mit Lady Simpson bei ihm im Geschäft gewesen. Warum, so fragte sich Kathy, wollte Dolgan sich dann mit ihr beschäftigen? Was führt dieser Mann im Schilde?

      Oder hatte sie es doch mit einem Doppelgänger zu tun, der sie nicht kannte? War sie für diesen Mann dann eines seiner normalen Opfer? Wenn das so war, warum verleitete er sie dann nicht zum Warendieb-stahl? Warum wich der Mann von seiner üblichen Arbeitsweise ab?

      Natürlich wußte sie auf all diese Fragen nicht zu antworten. Sie mußte improvisieren und mitspielen. Angst hatte Kathy nicht, denn sie war schließlich nicht hilflos. Vor ihrer Fahrt in die City war sie von ihrem Lehrer Parker entsprechend instruiert und ausgestattet worden. Man sah die Waffen nicht, doch sie waren vorhanden.

      Kathy folgte den Anweisungen, schritt ein wenig starr zur Verkaufsabteilung, wo Herrensocken angebo-ten wurden, und suchte wie in Trance nach den gelben Strümpfen. Sie kümmerte sich nicht weiter um die erstaunten Blicke der Verkäuferin, als sie besonders grellgelbe Socken wählte. Kathy zahlte an der Kasse und begab sich dann hinunter zu ihrem Wagen.

      Unterwegs kam sie an einigen Spiegeln vorüber, in denen sie nach dem rundlichen Mann suchte, der die eulenartige Brille trug. Überraschenderweise konnte sie ihn nicht ausmachen. Er schien sich sicherheitshalber im Hintergrund zu halten und wollte wohl herausfinden, ob sie wirklich völlig unter seinem Willen stand.

      Sie hatte den Mini erreicht, schloß die Wagentür auf und setzte sich ans Steuer. Sie schaute starr durch die Windschutzscheibe und wartete, daß Bert Dolgan auftauchte. Je länger sie darüber nachdachte, desto siche-rer wurde sie, daß sie es mit dem Zoohändler zu tun hatte. Dieser Mann spielte eine Doppelrolle und hatte sie mit dem Verkauf der Pornohefte geschickt getäuscht.

      Er erschien plötzlich ein paar Meter vor dem Wagen, warf einen Blick auf