Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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welche Tabletten Frau Boerden genommen hatte, konnte man überhaupt nichts sagen.

      »Haben Sie schon einmal den Namen Tatjana Anatol gehört?«, fragte Fee.

      Saskia runzelte leicht die Stirn. »Anatol heißt von Reyken mit Vornamen, aber Tatjana Anatol? Nein. Merkwürdig!«

      »Ja, ich finde es auch merkwürdig. Eine Tatjana Anatol war heute bei meinem Mann in der Sprechstunde.«

      »Ich muss in dieses Haus zurück«, sagte Saskia plötzlich. »Ich muss suchen, ob ich etwas finde, was mir weiterhelfen kann. Ich muss es finden, bevor es beiseitegeschafft wird. Was treibt dieser Mann in Mutters Haus? Ich weiß doch gar nichts.«

      »Aber allein dürfen Sie dorthin nicht, Saskia. Bitte, seien Sie vorsichtig.«

      Mit einem seltsamen Ausdruck sah Saskia sie an. »Spüren Sie auch diese Gefahren? Haben Sie auch eine Antenne für das Unheimliche, Felicitas Norden?«, fragte sie.

      »Ich glaube ja«, erwiderte Fee ohne zu überlegen.

      »Ich danke Ihnen so sehr. Allein das Gefühl, dass es einen Menschen gibt, dem ich vertraue, bedeutet soviel.«

      »Sie können bei uns wohnen, Saskia«, sagte Fee herzlich.

      »Jetzt werde ich erst einmal hierbleiben. Das muss ich. Vielleicht sagt Mutter mir noch etwas, was wichtig ist. Aber ich muss in das Haus. Etwas zieht mich dorthin.«

      »Dann werde ich Sie begleiten«, sagte Fee impulsiv.

      Saskias Lider senkten sich. »Es wäre schrecklich, wenn Ihnen irgendetwas geschehen würde«, flüsterte Saskia.

      »Was soll uns schon geschehen, wenn wir zu zweit sind. Wenn Reyken aufkreuzt, werden wir ihm sagen, dass wir einige Sachen für Ihre Mutter holen müssen.«

      Daniel wäre damit wohl nicht einverstanden, aber Fee schob solche Gedanken von sich. Sie fuhr mit Saskia sofort los. Zu Jenny Lenz sagte sie, dass Saskia für sich einige Kleidungsstücke holen wolle.

      *

      Herr Pichler hatte endlich den Mann erreicht, den er so dringend sprechen wollte. Es war der Konsul und Rechtsanwalt Dr. Frederic Camphausen. Er residierte in einer prachtvollen Villa im Süden der Stadt. Wohnen konnte man es wahrhaft nicht nennen, denn dieses Haus glich mehr einem Schloss. Es beherbergte eine Sammlung von Kostbarkeiten, die man in solcher Vielzahl und Schönheit selten zu sehen bekam.

      Herr Pichler musste einige Minuten warten. Dr. Camphausen hatte gerade anderen Besuch, den Herr Pichler aber nicht zu Gesicht bekam, in diesem Hause ging alles mit größter Diskretion vor sich.

      Dr. Camphausen, ein Mann von Anfang sechzig, hochgewachsen und straff wie ein Offizier, der er wohl auch einmal gewesen war, weißhaarig, sehr vornehm, sehr dezent und diplomatisch.

      Er konnte sein Erstaunen nicht ganz verbergen, als Edwin Pichler ihm erklärte, dass er ihn nochmals in der Angelegenheit van Reyken sprechen müsse.

      Über das sonst so undurchsichtige Gesicht des Diplomaten lief ein Zucken.

      »Für uns war dieser Auftrag doch abgeschlossen, Herr Pichler«, sagte er mit seiner ruhigen leisen Stimme.

      »Es hat sich aber ein neuer Gesichtspunkt ergeben, den ich Ihnen nicht verschweigen möchte. Ich fühle mich dazu verpflichtet. Durch einen Zufall habe ich in Erfahrung gebracht, dass Anatol von Reyken sich hier in München aufhält und zwar in dem Haus einer Frau Evelyn Boerden.«

      Die Wirkung seiner Worte war durchschlagend.

      Dr. Camphausen sprang auf und starrte ihn entsetzt an.

      »Das ist doch nicht möglich!«, sagte er erregt.

      »Ich habe mich selbst davon überzeugt. Heute vormittag war ich dort und habe mit van Reyken gesprochen. Nach dem Foto habe ich ihn sofort erkannt.«

      Dr. Camphausen war maßlos erregt, das konnte er mit aller Beherrschung nicht verbergen.

      Zu Edwin Pichlers Verblüffung gab er es auch zu.

      »Sie haben mich erschreckt, Herr Pichler, aber ich bin Ihnen auch ungeheuer dankbar, dass Sie mir diese Information sofort weitergegeben haben«, sagte er. »Wie aber sind Sie in dieses Haus gekommen?«

      »Darüber müsste ich eigentlich schweigen«, erwiderte Edwin Pichler, »aber da Frau Dr. Norden mich nicht um Diskretion gebeten hatte und sie selbst nur im Interesse von Fräulein Boerden einige Auskünfte haben wollte, werde ich es Ihnen nicht verschweigen.«

      Dr. Camphausens Gesicht war fahl geworden. »Fräulein Boerden? Frau Dr. Norden? Was gibt es da für Zusammenhänge?«

      »Der Fall liegt so, dass Frau Boerden heute im Morgengrauen einen schweren Herzanfall hatte. Fräulein Boerden rief Dr. Norden an. Er ließ seine Patientin in die Behnisch-Klinik bringen. Frau Dr. Norden hatte sogleich den Eindruck, dass van Reyken von Saskia Boerden gefürchtet würde, oder besser gesagt verabscheut.«

      »Fräulein Boerden ist hier? Mein Gott!« Dr. Camphausens Stimme überschlug sich fast. »Das wusste ich nicht, und natürlich auch nicht, dass Reyken in dem Hause wohnt. Herr Pichler, ich erteile Ihnen einen neuen Auftrag.«

      Und danach hatten sie eine sehr lange Unterredung.

      *

      Fee und Saskia hatten das Haus leer gefunden.

      »Sein Auto ist nicht da«, hatte Saskia erleichtert bemerkt.

      »Die Räume, die er bewohnt, liegen separat«, erklärte Saskia. »Anfangs dachte ich, dass meine Mutter sie vermietet hätte, um nicht allein zu sein in dem großen Haus.«

      »Sind keine Hausangestellten da?«, fragte Fee nachdenklich. »Mutter erklärte mir, dass das Hausmeisterehepaar auf Urlaub sei. Es war niemand sonst hier, seit ich da bin.«

      In Evelyns Schlafraum herrschte auch eine ziemliche Unordnung. Fee hatte fast den Eindruck, dass jemand hier etwas gesucht hatte.

      Sie fanden dann aber in dem Nachkästchen eine Tablettenpackung, in der sich noch einige Tabletten befanden.

      In der Schrankwand befanden sich zwei verschlossene Fächer. Der Kleiderschrank erweckte nicht den Eindruck in Fee, dass Evelyn Boerden eine anspruchsvolle Frau gewesen sei. Zwei Mäntel, etwa ein Dutzend Kleider, mehrere Röcke und Blusen waren der ganze Inhalt. An der Rückwand, verdeckt durch die Kleider, hing eine flache Ledertasche, die Saskia an sich nahm.

      »Ich werde sie Mutter mitnehmen. Sie hat sie schon sehr lange«, sagte sie leise. Zum ersten Mal sah Fee Tränen in ihren Augen.

      »Ein Geschenk von Papi«, fügte Saskia flüsternd hinzu.

      Dann gingen sie ins Wohnzimmer, und dort sah Fee eine Fotografie von Magnus Boerden. Ein unglaublich markantes, ausdrucksvolles Gesicht. Auch dieses Bild nahm Saskia und drückte es an sich.

      »Fehlt etwas?«, fragte Fee nachdenklich.

      »Was sollte denn fehlen?«, tönte da eine spöttische Stimme an ihr Ohr.

      In der Tür stand Anatol van Reyken. Unwillkürlich bewunderte Fee Saskias Selbstbeherrschung, während sie selbst wahnsinnig erschrocken war.

      »Es könnte doch sein«, sagte Saskia eisig. »Man kann in diesen Räumen ein und aus gehen. Sie sind nicht verschlossen.«

      »Mein liebes Kind«, sagte van Reyken, aber er kam nicht weiter.

      »Nennen Sie mich nicht so!«, fuhr ihn Saskia an.

      »Sie sind ein Fremder für mich, ein unerwünschter Fremder in diesem Haus.«

      »So?« Er hob die Augenbrauen. »Ich bin der zukünftige Mann deiner Mutter«, sagte er herablassend.

      »Da habe ich von meiner Mutter allerdings andere Dinge gehört«, sagte Saskia zornig.

      Fee sah, wie seine Augen sich verengten, wie er fahl wurde.

      »Außerdem wünsche ich nicht von Ihnen geduzt zu werden«, fügte Saskia dann verächtlich