Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745211849
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schwer. „Lieber Himmel, wie bringt man das seiner endlich wieder glücklichen Mutter bei?“

      30

      Jürgen Möhner fiel aus allen Wolken, als seine Schwester ihm von den heimlichen Ausschweifungen von Mutters Kurschatten, den sie einen Kavalier der alten Schule genannt hatte, erzählte. Jürgen presste die Lippen zusammen. Sie hatten sich am Karlsplatz getroffen und schlenderten nun die Neuhauser Straße Richtung Marienplatz entlang.

      „Ich war von Anfang an gegen ihn“, sagte der Mann grimmig. „Ich muss irgendwie gespürt haben, dass mit dem etwas nicht stimmt. Mir war noch nie jemand auf Anhieb so suspekt wie dieser Cornelius Eichinger.“ Er blieb stehen und sah seine Schwester besorgt an. „Was will so einer von unserer Mutter?“

      Katja Arndt hob die Schultern. „Vielleicht ist er eine gespaltene Persönlichkeit.“

      Sie gingen weiter. Jürgen schüttelte langsam den Kopf. „Am Tag der ehrenwerte Dr. Jekyll und nachts kommt der verschlagene, hinterhältige Mr. Hyde heraus. Wie kann Mutter so ein Monster in ihr Herz schließen?“

      „Er hat sich ihr bisher ja nur von seiner guten Seite gezeigt.“

      „Und wann wird sie die andere Seite kennenlernen?“

      „Ich weiß es nicht“, murmelte Katja. „Hoffentlich nie.“

      „Wir müssen Mutter die Augen öffnen, müssen sie vor diesem feinen Herrn warnen.“

      Katja nickte zustimmend. „Das wird uns nicht erspart bleiben.“

      „Es ist zu befürchten, dass sie uns nicht glaubt“, sagte Jürgen Möhner mit bedenklicher Miene.

      „Dann werden wir sie mit Biggi Ruprecht zusammenbringen.“

      Jürgen verzog das Gesicht. „Ich hasse es, Mutter weh tun zu müssen.“

      „Wenn wir es nicht tun, tut es Cornelius Eichinger auf eine viel schlimmere Art.“

      „Ich war ziemlich sicher, dass die beiden heiraten würden“, sagte Jürgen Möhner dumpf. „Es wäre mir nicht recht gewesen. Dir auch nicht. Aber ich hätte den Mund gehalten und es geschehen lassen. Wenn wir aber jetzt schweigen, machen wir uns an allem mitschuldig, was dieser Kerl unserer Mutter irgendwann antut. Also müssen wir handeln, und zwar bald.“

      31

      An diesem Morgen bekam Dana Härtling keinen Kaffee von Ottilie, sondern mit Dr. Härtlings Einverständnis Vollmers präparierten grünen Hafertee, um ihre seit zwei Tagen träge Verdauung anzukurbeln.

      Es war angenehm still und friedlich beim Frühstück in der Härtling’schen Villa. Josee und Tom waren zu müde zum Streiten (eine willkommene Seltenheit), und Ben hatte auch keine Lust, irgendetwas zu sagen, nachdem er mit Freunden auf einer ausgedehnten Disco-Tour gewesen und erst lange nach Mitternacht nach Hause gekommen war.

      Sören Härtling genoss sein Frühstücksei, aß ein frisches Brötchen mit wenig Butter dazu, trank den restlichen Kaffee, der sich noch in der Tasse befand, und verabschiedete sich sodann von seiner Familie.

      In der Paracelsus-Klinik begleiteten ihn Dr. Daniel Falk, Dr. Peter Donat, Dr. Katja Arndt und noch einige weitere Kollegen auf seiner Morgenvisite, und er stellte zufrieden fest, dass die Internistin einen ausgeruhten Eindruck machte. Sie schien sich das, was er gesagt hatte, wie versprochen zu Herzen genommen zu haben, und das fand er sehr erfreulich. Nach der Visite bekam die junge Ärztin einen Anruf von ihrem Bruder. Er weinte und schluchzte und war kaum zu verstehen.

      „Bitte, Jürgen, beruhige dich“, sagte Katja eindringlich.

      Er stammelte, stotterte …

      „Jürgen, um Himmels willen, reiß dich zusammen!“, verlangte die Internistin laut.

      „Katja …“ Seine Stimme war schwach, kiekste.

      „Was ist denn passiert?“

      „Es ist … Ich bin … Ich habe … O Katja … Katja …“

      „Was willst du mir sagen, Jürgen?“, fragte die Ärztin nervös und ungeduldig. „Was?“

      „Mutter …“

      Katja Arndts Kopfhaut spannte sich. „Was ist mit Mutter?“

      „Ich habe sie umgebracht!“ Diese Worte waren plötzlich grausam deutlich zu verstehen.

      „Was?“, schrie Katja wie vom Donner gerührt auf. Ihr war einen Augenblick schwindelig. Sie schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch. „Ich hab’s ihr gesagt …“

      „Die Sache mit Eichinger?“

      „Ja …“

      „Das wollten wir ihr doch gemeinsam so schonend wie möglich beibringen“, sagte Katja Arndt.

      „Ich weiß. Ich wollte auch nicht darüber reden. Ich wollte es wirklich nicht. Es ist mir herausgerutscht. Mutter hat Cornelius Eichinger über den grünen Klee gelobt, hat ihn mir als Mann empfohlen, an dem ich mir ein Beispiel nehmen könne. Da da ist mir der Kragen geplatzt. Ehe mir recht bewusst wurde, was ich sagte, war schon alles draußen.“

      Katja überlief es eiskalt. „Und Mutter?“

      „Sie nannte mich einen Lügner, glaubte mir kein Wort. Sie schrie, war wütend, regte sich entsetzlich auf und und dann …“

      „Und dann?“

      Jürgen sagte nichts.

      „Und dann?“, schrie Katja mit Tränen in den Augen.

      „Sie … Sie … Sie … Mutter war furchtbar rot im Gesicht, verdrehte plötzlich die Augen und brach zusammen.“ Das sah nach einem Schlaganfall aus.

      „Mutter liegt auf dem Boden und rührt sich nicht.“

      „Atmet sie?“

      „Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht.“

      „Du musst sofort einen Krankenwagen rufen.“

      „Das habe ich bereits getan.“

      „Jetzt lagerst du Mutters Kopf und Oberkörper hoch, um ihr die Atmung zu erleichtern. Du öffnest ihre beengenden Kleidungsstücke und machst ihr kalte Kopf Umschläge, verstanden?“

      Jürgen sagte nichts.

      „Hast du mich verstanden?“, schrie Katja wieder.

      „Ja …“, kam es dünn durch die Leitung.

      „Dann tu es, und wenn der Krankenwagen eintrifft, sorge dafür, dass man Mutter in die Paracelsus-Klinik bringt.“ Katja legte auf und schluchzte in ihre Hände.

      Sie brauchte einige Minuten, um sich zu sammeln, dann hastete sie zu Dr. Härtling, um ihm von dem schrecklichen Vorfall zu berichten.

      Der Klinikchef ließ sofort alles für eine rasche medizinische Erstversorgung vorbereiten, und als Charlotte Möhner zwanzig Minuten später eingeliefert wurde, wurde unverzüglich eine der Diagnose Dr. Härtlings entsprechende Therapie eingeleitet, um schwere Schädigungen des Gehirns zu vermeiden. Man verabreichte der bewusstlosen Patientin intravenös gerinnungshemmende Medikamente, sogenannte Antikoagulanzien, um eine ausreichende Durchblutung der gefährdeten Bereiche zu sichern und die Bildung möglicher Blutpfropfen zu verhindern.

      Nachdem für Katjas Mutter alles getan worden war, um ihr über die Folgen des schweren Schlaganfalls hinwegzuhelfen, kam sie auf die Intensivstation, und Dr. Härtling sagte zu der jungen Internistin: „Gehen Sie nach Hause, Frau Kollegin. Wir kümmern uns um Ihre Mutter.“

      Doch Dr. Katja Arndt schüttelte den Kopf und bat, bleiben zu dürfen. „Ich möchte bei meiner Mutter sein“, sagte sie mit belegter Stimme. „Ich möchte etwas für sie tun. Bitte schicken