Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Эротическая литература
Год издания: 0
isbn: 9783745203677
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du dich beherrschen können und net versucht, nochmal auf Pirsch zu gehen, säßen wir jetzt net in diesem Schlamassel!"

      "Mei, wie kann dich nur überzeugen, Max?", rief der Krainacher-Toni verzweifelt aus.

      "Vielleicht indem du mir endlich wahrheitsgemäß zugibst, weshalb du wirklich hier oben warst!", gab Max zurück. "Ich glaub' nämlich net, dass du einfach nur so auf Bergtour gegangen bist!"

      Der Toni atmete tief durch.

      Dann setzte er sich auf und erklärte: "Also gut. Ich werd's dir sagen - obwohl du mir mit Sicherheit auch das net glauben wirst!"

      Max wandte sich herum, musterte seinen Bruder einen Augenblick lang und setzte sich dann auf den Stuhl. "Nun sag schon!", forderte er dann. "Brauchst mich net so lang auf die Folter zu spannen, Toni!"

      "Ich war hier oben wegen dem Wilderer!", erklärte er dann und Max glaubte, sich verhört zu haben.

      "Der Wilderer? Das bist doch du! Bist jetzt völlig narrisch geworden?"

      Doch Toni schüttelte den Kopf.

      Er wirkte ganz ruhig und schien auch sehr genau zu wissen, was er da sagte.

      "Vielleicht hörst du mir einfach mal zu, Max! Könnt' ja sein, dass es ganz aufschlussreich für dich ist, was ich zu sagen habe! Einen Lügner schimpfen kannst du mich auch hinterher noch, meinst net auch?"

      Max seufzte und nickte dann.

      Er wusste, dass sein Bruder in diesem Punkt recht hatte, also sagte er: "Na, gut! Dann lass mal hören!"

      "Ich habe das Messer verloren, das hab' ich dir ja schon gesagt!"

      "Ja", kam es etwas ungeduldig aus dem Mund des Jägers, der sich nach wie vor fragte, worauf das ganze wohl hinauslaufen sollte.

      "Ich habe nochmal darüber nachgedacht. Vom Laden des Surbachers bin ich an jenem Tag direkt zum Bernmayer-Hof gegangen..."

      "Der Marianne wegen, was!", unterbrach ihn Max.

      "Ja, das ist wahr! Aber das tut im Moment doch nix zur Sach', oder meinst net?"

      "Weiter, Toni!", forderte der Jäger.

      "Ich glaube, dass ich das Messer mit dem röhrenden Hirschen auf dem Perlmuttgriff dort verloren hab. Jedenfalls war es net mehr in meiner Tasche, als ich von dort aufgebrochen war!"

      Max schüttelte den Kopf.

      "Du bist wirklich narrisch geworden! Und zwar komplett! Glaubst vielleicht, die Marianne ist der Wilderer? Also soviel konnte ich von dem Unhold noch sehen, dass ich weiß, ob es ein Mann oder eine Frau war, der da auf der Lichtung mit seiner Beute davonzog!"

      "Net die Marianne. Und auch net der Bernmayer-Bauer, Max! Aber ein guter Kletterer muss es doch gewesen sein, oder etwa net?"

      Max nickte.

      "Ja, das hab ich auch angenommen", bestätigte er. "Anders kann ich mir jedenfalls net erklären, wie er so schnell hat verschwinden können!"

      "Ich spreche von deinem Freund Sepp. Der ist ein guter Kletterer", sagte Toni so ruhig er konnte.

      Max sah seinen Bruder ganz entgeistert an.

      "Was? Das ist doch net dein Ernst?"

      "Deshalb bin ich hier oben, Max! Ich wusste, das alles gegen mich sprach und mir auch der Vater net wirklich geglaubt hat! Die einzige Möglichkeit für mich, mich reinzuwaschen war, den wirklichen Wildschütz zu finden..."

      "Und da bist einfach so zum Hochwald aufgebrochen?", hakte der Jäger nach.

      Doch Toni schüttelte energisch den Kopf, als er mit seiner Erzählung fortfuhr.

      "Nein. Nachdem ich den Sepp in Verdacht hatte, bin ich zum Bernmayer-Hof, um den Sepp zur Rede zu stellen. Aber der Sepp war net da. Er hatte den Bauern um einen freien Tag gebeten. Und der Bauer sagte mir, dass er das in letzter Zeit recht oft getan hätte... Deshalb bin ich hier hinauf gekommen! Weil ich sicher war, ihn hier irgendwo zu finden! Glaub' mir, Max! Er hat das Messer gefunden und es behalten - und später hier oben auf der Lichtung verloren!"

      Der junge Jäger stand auf und ging zum Fenster. Er blickte nachdenklich hinaus in den Regen.

      "Ich kann es net glauben", murmelte er schließlich völlig fassungslos.

      "Ich weiß, das dir das schwerfällt, Max!", hörte er Toni aus dem Hintergrund heraus mit belegter Stimme sagen. "Der Sepp ist ein alter Freund von dir und ich hab mich auch immer gut mit ihm gestanden! Aber was ich sage ist nun einmal die Wahrheit, Max! Auch wenn es schmerzt!" Er zuckte die Achseln und setzte dann hinzu: "Der Sepp muss ja deshalb auch kein schlechter Mensch geworden sein. Vielleicht ist er da nur so hineingeraten. Du weißt doch am besten, was für ein Geweih gezahlt wird! Vielleicht hatte er Geldsorgen und hat es deshalb getan!"

      Aber der Max war noch nicht überzeugt.

      "Ich weiß noch net, was ich von deiner Geschichte halten soll, Toni!", bekannte er.

      "Leider bin ich dort droben auf dem schmalen Steig verunglückt, sonst hätte ich dir beweisen können, dass ich die Wahrheit sprech'! Aber jetzt..." Er sprach nicht weiter.

      Nach kurzer Pause fuhr er dann fort: "Der Sepp wird genau wie wir irgendwo untergekrochen sein, sofern ihm nix passiert ist!"

      "Sei still!", fuhr ihn da plötzlich der Max an.

      Der Toni schaute ratlos drein.

      "Was ist los? Hab' ich was Falsches gesagt, dass dich ärgerlich gemacht hat!"

      "Schmarrn! Ein Geräusch hab ich gehört!", erwiderte der junge Jäger, dessen Rechte die Flinte nahm.

      17

      Max blickte kurz aus dem Fenster, aber da war nichts zu sehen.

      Jetzt waren die Schritte deutlicher zu hören. Die beiden Brüder waren wie erstarrt und warteten ab. Jemand machte sich nun an der Tür zu schaffen und einen Moment später wurde sie aufgestoßen.

      Ein hochgewachsener Mann stand zwischen den Pfosten. Auf dem Kopf trug er einen völlig durchnässten, dunkelroten Hut, von dem das Wasser tropfte.

      Über der Schulter hingen ein Jagdgewehr und eine Jagdtasche.

      Nein, da konnte es keinerlei Zweifel mehr über den Grund geben, aus dem dieser Mann hier oben im Hochwald unterwegs war!

      Der Mann blickte auf und erstarrte dann mitten in der Bewegung.

      "Mei...", murmelte er nur und blickte die beiden Krainacher-Brüder an, als hätte er zwei leibhaftige Berggeister vor sich.

      "Sepp!", entfuhr es Max, wobei er fassungslos den Kopf schüttelte.

      So hatte sein Bruder also recht gehabt und er hatte ihm mit seinem Verdacht Unrecht getan.

      Sepp ließ die Schultern hängen.

      "Komm rein", wies Max ihn an und so trat der Großknecht ein und schloss die Tür hinter sich.

      Sepp ließ Flinte und Jagdtasche zu Boden gleiten und nahm dann den nassen Hut vom Kopf.

      Er zuckte mit den Schultern.

      "Ich