Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandy Palmer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745212105
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verstehen uns so gut, dass wir uns duzen sollten«, schlug er vor, und seine Stimme klang eine Spur dunkler als sonst.

      »Okay«, erwiderte Marina mit belegter Stimme.

      »Selbstverständlich gehört das mit einem Kuss besiegelt«, flüsterte er, und seine Lippen berührten schon ganz leicht ihren Mund. Sie lächelte, und weil sie sich so sehr nach seinem Kuss sehnte, nickte sie nur noch zustimmend.

      Im nächsten Moment zog er sie an sich. Zunächst sanft, dann immer leidenschaftlicher küssten sie sich. Marina kam sich in diesem Augenblick schwach und verwundbar vor und bebte innerlich. Sie wünschte sich, dass dieser Kuss nie zu Ende gehen würde.

      Es dauerte lange, bis Tommy sie losließ. Verwirrt rang sie nach Luft.

      »Ich ... ich muss gehen«, stieß sie völlig durcheinander hervor und wollte aussteigen.

      Tommy hielt sie zurück. »Ich muss dir noch etwas sehr Wichtiges sagen, Marina.«

      »Ja? Was denn?« Ihr Herz klopfte noch immer so schnell und so laut, dass sie meinte, er müsste es hören.

      »Dass ich dich liebe«, antwortete Tommy zärtlich.

      3

      »Machst du gute Fortschritte in der Fahrschule?«, erkundigte sich Veronika Hagen eines Morgens beim Frühstück. Die siebenundvierzig Jahre, die sie alt war, vermochten ihrer eleganten Schönheit nichts anzuhaben. Im Gegenteil, ihre frauliche Reife kam jetzt erst voll zur Geltung. Sie hatte es nicht nötig, zu lügen, wenn man Sie nach ihrem Alter fragte, denn sie wirkte noch so jugendlich, als wäre sie Marinas ältere Schwester. Deshalb hatte sie sich auch nicht über Arbeitsmangel zu beklagen. Die vielseitige Schauspielerin drehte Filme und Fernsehspiele, war gern gesehener Gast in diversen Fernsehkrimis, wurde zu großen Shows eingeladen, spielte, wenn es ihre Zeit erlaubte, auch mal Theater, trat in Musicals auf und durfte die Gewissheit haben, dass viele Menschen sie liebten. Manchmal mehr als ein eigenes Familienmitglied.

      Marina nahm einen Schluck vom frisch gepressten Orangensaft. »Ich mache meine Fortschritte mit Siebenmeilenstiefeln«, antwortete sie schmunzelnd. »Tommy sagt ...«

      »Tommy?«

      »Tommy Lindner, der Juniorchef der Fahrschule«, erklärte Marina. »Mein Fahrlehrer.«

      »Du nennst ihn Tommy? Wie alt ist er denn?«

      »Neunundzwanzig.«

      »So, so, und was sagt also dieser Tommy?«

      »Dass er noch nie so eine gute Schülerin hatte.«

      »Darauf würde ich mir nicht allzu viel einbilden. Das sagt er wahrscheinlich zu jeder, damit sie nicht den Mut verliert.« Veronika ließ zwei Weißbrotscheiben in den Toaster fallen. Auch sie war blond, aber ihr schulterlanges Haar ging eine Spur ins Rötliche.

      »Was steht heute auf dem Programm?«, erkundigte sich Marina.

      »Zu Mittag esse ich mit einem Intendanten aus Zürich. Am Nachmittag schließen wir die Proben für die bevorstehende TV-Gala ab, und abends muss das natürlich gebührend gefeiert werden. Das wird eine tolle Sache. Wir sind alle sehr zuversichtlich. Würdest du mir bitte die Butter reichen, Schatz? Danke.«

      »Wann hast du mal Zeit?«, erkundigte sich Marina.

      »Wofür?«

      »Ich möchte dir Tommy vorstellen.«

      »Deinen Fahrlehrer?« Veronika lachte. »Wozu soll das denn gut sein? Kindchen, niemand stellt seinen Eltern seinen Fahrlehrer vor.«

      Es ärgerte Marina immer ein bisschen, wenn Veronika sie Kindchen nannte, schließlich war sie schon dreiundzwanzig und somit schon lange kein Kindchen mehr. Aber das war ihrer Mutter nicht abzugewöhnen. Die getoasteten Weißbrotscheiben versuchten an die Decke zu springen, schafften aber nur wenige Zentimeter.

      »Tommy ist nicht nur mein Fahrlehrer«, klärte Marina ihre Mutter auf.

      »Sondern?«, fragte Veronika Hagen, die ihrer Tochter häufig - und auch diesmal - nur mit halbem Ohr zuhörte.

      »Wir lieben uns.«

      Alarm!

      Jetzt war die Schauspielerin ganz bei der Sache. »Wie war das eben? Würdest du das wiederholen?«

      »Ich liebe Tommy Lindner, und Tommy liebt mich«, erklärte Marina mit Nachdruck.

      Veronika schüttelte den Kopf. »Meine Tochter verliebt sich in ihren Fahrlehrer.«

      »Es ist schon Schlimmeres passiert.«

      »Ist das nicht bloß eine kurze Schwärmerei?«, erkundigte sich Veronika.

      Marina schüttelte bestimmt den Kopf und nahm sich ein Croissant.

      »Kleine Jungs verlieben sich in ihre Lehrerin«, meinte Veronika, »Frauen verlieben sich in den Arzt, der sie behandelt, Männer verlieben sich in die Krankenschwester, die sie betreut ... Was ich damit sagen möchte, ist - es wird so viel für Liebe gehalten, was in Wahrheit bestenfalls naive Bewunderung oder schwärmerische Zuneigung ist.«

      »Wie sich das bei anderen verhält, kann ich nicht beurteilen«, erwiderte Marina, »dass es bei Tommy und mir Liebe ist, weiß ich. Oder traust du mir nicht zu, das beurteilen zu können?«

      »Aber ja. Sicher. Warum nicht? Ich wollte nur sicher sein ...«

      »Dass du deine kostbare Zeit an keinen unwichtigen Flirt verschwendest?«

      »So ungefähr«, gab Veronika zu. »Freut mich, dass wir uns verstehen. Wie wär’s mit Samstag? Wir kochen gemeinsam was Schönes und setzen es Tommy vor. Falls es ihm nicht schmecken sollte, kannst du ihm getrost sagen, ich hätte es allein verbrochen. Niemand erwartet von einer Schauspielerin, dass sie kochen kann.«

      4

      Tommy kam mit Blumen, die er Veronika Hagen nervös überreichte. Schließlich war sie nicht irgendeine Frau. Er hatte sie schon oft auf dem Bildschirm gesehen und ihre natürliche Art zu spielen bewundert. Durch das Fernsehen war ihm ihr Gesicht so vertraut wie das einer guten Bekannten. Dass er ihr nun persönlich gegenüberstand, machte ihn befangen.

      Reiß dich zusammen!, dachte er ärgerlich. Benimm dich nicht wie ein unreifer Primaner! Und gaff sie vor allem nicht so an, sonst denkt Marina am Ende noch, du wolltest deine Liebe wie einen Stafettenstab an ihre Mutter weitergeben, und das liegt ja nun wirklich nicht in deiner Absicht!

      »Sie sind also Marinas Fahrlehrer«, stellte Veronika