»Ich besitze kein Auto.«
»Da ist kein Problem. Wir könnten den Zweitwagen meiner Mutter haben. Er ist zwar nicht sonderlich groß, aber für uns beide würde er bestimmt reichen.«
»Hört sich verlockend an.«
Marina schlang die Arme um seinen Hals, zog ihn zu sich hinunter und küsste ihn auf den Mund. »Du würdest mitkommen? Würde dich dein Vater so lange weglassen?«
»Erstens bin ich nicht irgendein Angestellter, und zweitens stehen mir genauso wie jedem anderen fünf Wochen Urlaub zu.«
Marina jubelte innerlich. Fünf Wochen Urlaub! Fünf Wochen mit Tommy zusammen sein! Tag und Nacht! Im fernen Griechenland! Sie stellte sich das himmlisch vor.
»Oh Tommy, das wird eine wundervolle Zeit«, rief sie überschwänglich und sprang aus dem Bett.
»Wohin willst du?«, erkundigte sich Tommy.
»Zuerst unter die Dusche und dann in die Küche. Ich kann dich doch nicht verhungern lassen.« Sie bewegte sich ohne Scham vor ihm.
Er musterte sie genießerisch. »Weißt du, dass du unheimlich sexy bist? Wir sollten zusammen duschen.«
Marina lachte. »Lieber nicht, sonst fällt das Frühstück im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.« Sie schlüpfte in ihren auberginefarbenen Morgenrock und verließ das Zimmer mit den Worten: »Ich rufe dich, wenn das Frühstück fertig ist.«
»Ich möchte vorher auch noch duschen.«
»Die zweite Tür rechts. Das Bad ist in zehn Minuten frei.«
8
Während des reichlichen Frühstücks meinte Tommy: »Ich habe über deine Worte nachgedacht. Du hast recht, wenn du behauptest, dass du wenig von mir weißt, und das möchte ich ändern. Wahrscheinlich hast du dich gefragt, ob ich mit jeder hübschen Fahrschülerin anbändle ...«
Marina wollte protestieren, und ihre Wangen röteten sich ein wenig, doch er hob die Hand und sagte: »Die Antwort lautet: nein. Ich habe Berufliches und Privates immer streng getrennt. Und ich bin ein Mann mit Prinzipien.«
»Denen du nun zum ersten Mal untreu geworden bist«, sagte Marina.
Er hob die Schultern. »Einmal ist keinmal. Ich werde es bestimmt nie bereuen.«
»Das hoffe ich.«
Er griff nach ihrer Hand und drückte sie liebevoll, dann aß er weiter. Er hatte wirklich einen gesegneten Appetit. Marina freute sich, dass ihm das Frühstück so gut schmeckte. Er lobte ihre hausfraulichen Qualitäten.
»O ja, wer mich einmal zur Frau bekommt, der macht einen Haupttreffer«, scherzte sie.
»Das kann ich nur bestätigen«, sagte Tommy ernst. »Bei der Gelegenheit möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich schon einmal verlobt war. Eine Torheit! Doris und ich passten überhaupt nicht zusammen, aber sie überredete mich zu diesem unvernünftigen Schritt.« Er nahm seine Brieftasche und zeigte Marina ein Foto von seiner Ex-Verlobten.
»Sie ist sehr hübsch«, stellte Marina fest.
»Und ebenso eigensinnig, rechthaberisch und egoistisch«, ergänzte Tommy und steckte das Foto wieder in die Brieftasche.
Es wunderte Marina, dass er Doris’ Bild immer noch bei sich trug. Bedeutete sie ihm trotz allem immer noch etwas? Tat es ihm inzwischen leid, sich von ihr getrennt zu haben? Ein flaues Gefühl breitete sich in Marinas Magen aus.
»Ich bin froh, dass es vorbei ist«, behauptete Tommy. Aber strafte ihn das Foto in seiner Brieftasche nicht Lügen?
»Wie lange ist es schon vorbei?«, erkundigte sich Marina.
»Ein halbes Jahr.«
Ein halbes Jahr danach trägt er immer noch ein Bild von ihr bei sich!, dachte Marina verständnislos. Warum tut er das? Um allen zeigen zu können, mit welcher Schönheit er verlobt war? Das hat er doch nicht nötig.
Tommy schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Doris Staller ist Vergangenheit. Du bist meine süße Gegenwart und - das hoffe ich sehr - meine Zukunft.«
9
Tommy arrangierte sich mit seinem Vater. Der Urlaubsbeginn stand fest. Am 28. Juli, also in drei Wochen, sollte es losgehen.
Die Vorfreude von Marina und Tommy war riesig. An Doris Staller verschwendete Marina keinen Gedanken mehr. Es wäre dumm gewesen, auf Tommys Vergangenheit eifersüchtig zu sein. Ein gut aussehender Mann mit neunundzwanzig Jahren hatte nun einmal einige Affären hinter sich, und ganz unerfahren war Marina ja auch nicht in diese Beziehung gegangen.
Ob Tommy Doris’ Foto noch bei sich trug, wusste sie nicht. Sie hoffte, dass er sich mittlerweile davon getrennt hatte, aber es wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, ihn danach zu fragen. Und noch weniger kam es für sie in Frage, heimlich einen Blick in seine Brieftasche zu werfen, obwohl sich dazu mehrfach die Gelegenheit geboten hätte. Marina vertraute ihm, und sie fühlte, dass er sie nicht enttäuschen würde. Tommy war gradlinig und ehrlich. Sie konnte ihn alles fragen, er wich niemals aus, antwortete stets prompt und aufrichtig. Geheimniskrämerei war ihm verhasst.
Gemeinsam planten sie die Reise nach Griechenland. Sie erstellten eine Liste ihrer Wünsche: Akropolis, Piräus, Kap Sounion, Olymp, Meteora Klöster, Orakel von Delphi, Isthumus von Korinth ...
Etwa zur gleichen Zeit wollte auch Veronika Hagen verreisen. Ihr Ziel war allerdings nicht Griechenland. Sie zog es wegen des angenehmeren Klimas nach Teneriffa, auf die Insel des ewigen Frühlings. Wenn Marina sich nicht mit Tommy zusammengetan hätte, hätte sie ihre Tochter gern mitgenommen. Aber mit dem jungen Fahrlehrer konnte und wollte sie nicht konkurrieren. Die beiden würden in Griechenland bestimmt eine sehr glückliche Zeit verbringen.
Da sie nicht damit rechnen konnten, in der Hauptreisezeit stets eine Unterkunft zu finden, kaufte Tommy ein kleines Zelt für den Notfall. Sie besprachen natürlich die einzelnen Etappen, vereinbarten jedoch, sich niemals sklavisch daran zu halten: Wenn es ihnen an einem Ort besonders gut gefallen sollte, würden sie einfach länger bleiben, und sollten die Gegebenheiten an einem anderen Ort, für den sie mehrere Tage reserviert hatten, nicht ihren Vorstellungen entsprechen, würden sie früher abreisen. Mit kluger Flexibilität wollten sie das Maximum aus diesen fünf Wochen herausholen,
»Das wird eine herrliche Reise«, sagte Tommy.
»Ich