Erst mal grinste er nur.
„Ich meine es ernst, Achillea Mantalo. Mir ist nicht zum Lachen.“
Sie schaute jetzt bitterböse, die Hände in die Hüften gestemmt.
„Aber, aber, liebe Niobe. Wer wird denn gleich so bitterernst werden.“
„Das ist keine Antwort.“
„Weiß ich. Aber es ist doch wegen Nephele.“
„Weiß ich auch. Aber das löst mein Problem nicht. Und Nephele ist noch ein junges Ding. Die kann genauso gut mit ihrem eigenen Wagen fahren.“
„Den haben wir nicht mehr durch die MOT-Prüfung bekommen. Er wurde verschrottet.“
„Dann kauf ihr einen neuen. Geld hast Du ja wohl genug.“
„Also erstens bin ich ein armer Teufel…“
Niobe lachte jetzt laut auf:
„Mir treten gleich die Tränen der Rührung in die Augen.“
„ …und zweitens will Nephele das nicht, weil sie dann wieder das Gefühl hat, auf Papas Tasche zu liegen.“
„Ist mir egal. Dann lass Dir was einfallen.“
„Ich wüsste was.“
„Was denn?“
„Das dauert aber ein bisschen. Ich vergesse einfach in den nächsten Wochen ein paar Mal, sie abends wieder mit nach Hause zu nehmen. Das nervt sie mit Sicherheit.“
„Und wieso kommst Du dann nach drei Wochen erst wieder um ½ 9?“
„Wenn ich ihr dann wieder ein eigenes Auto anbiete, wird sie es gerne annehmen, um nicht mehr als vernachlässigte Tochter in Paphos zurückzubleiben. Zwar wird sie ein wenig über ihren trotteligen Vater herziehen, aber was tut man nicht alles, um seiner Sekretärin willen.“
„Und Du meinst, das funktioniert?“
„Bin mir ziemlich sicher.“
Niobe lächelte, sichtlich erleichtert.
„Willst Du jetzt Deinen Café? Vielleicht einen Doppio?“
„Ja gerne.“
Papa Achi vergaß seine Tochter. Das erste Mal noch am selben Tag. Es war ihr nichts anderes übrig geblieben, als mit dem Bus bis Pissouri zu fahren. Dort rief sie ihre Mom an.
„Kannst Du mich hier abholen? Dad hat mich nämlich versetzt.“
Ihre Mom tat, wie ihr geheißen.
„Na, Dein Vater wird keinen schönen Abend vor sich haben.“ kommentierte sie die väterliche Vergesslichkeit.
Dass Helena von ihrem Göttergatten Achilleas längst eingeweiht war und der ihr auch die Gründe dargestellt hatte, musste Nephele erst einmal nicht wissen.
Nephele reagierte beim Abendessen ihrem Vater gegenüber höchst gereizt, ihre Mutter schimpfte ihn gehörig aus.
In der darauffolgenden Woche wiederholte sich das ‚Spielchen‘. Der Ton wurde etwas rauer. Und der Papa wehrte sich: So etwas könne ja mal vorkommen und außerdem habe er gerade sehr viel Ärger mit einem seiner Mandanten und sie solle sich nicht so anstellen. Sondern froh sein, dass er sie immer chauffiere.
Achi hatte inzwischen für Nephele ein Auto gekauft. Einen sehr hübschen kleinen Austin Mini-Cooper als Cabrio. Allerdings gebraucht, neu war ihm das doch ein wenig zu viel des Guten.
In der dritten Woche schaute Nephele wieder vergeblich nach dem großen Range Rover des Herrn Papa.
‚Hat der mich schon wieder vergessen!?‘ dachte sie und hätte am liebsten geheult, weil sie ausgerechnet heute mal wieder mit ihrer Freundin Alexa zusammen sein konnte, die für ein verlängertes Wochenende aus Athen gekommen war.
Sie wollte gerade zur Bushaltestelle rennen, als sie einen feuerroten Mini, offen, Dad am Steuer, laut hupend, um auf sich aufmerksam zu machen, angefahren kommen sah.
„Was soll das denn, Dad?“
„Der Rover ist in der Werkstatt. Da haben die mir den hier geliehen. Kannst Du fahren? Ich hab ein bisschen Schwierigkeiten mit der Schalterei – mir fehlt die Automatik.“
„Klar, gern Dad.“
Nephele genoss die Fahrt. Sie fand es herrlich, in der abendlichen warmen Luft ‚oben ohne‘ zu fahren. Ihr Dad saß daneben und grinste.
„Na, das macht dem jungen Fräulein wohl Spaß.“
„Musst Du zugeben – ist doch viel schöner als das ‚Dickschiff‘, mit dem Du immer rumkutschierst. Hör nur mal, wie schön der schnurrt.“
„So etwas hättest Du wohl gern?“
„Weiß nicht. Ist glaub ich viel zu teuer für mich.“
„Aber mit einem eigenen Auto wärst Du unabhängig von mir.“
„Ach Dad.“
„Ach Töchterlein.“
„Der kostet doch sicher sogar gebraucht über 10.000 Euro.“
„Ich frag morgen mal, wenn ich ihn zurückbringe. Ich denke, er ist viel billiger.“
„Aber ich hab momentan höchstens nur 3.000.“
Als sie am nächsten Vormittag wieder im offenen Cabrio nach Paphos fuhren, lud Achi seine Tochter an der Klinik ab und fuhr zu dem Autohändler, wo er seinen Range Rover abgestellt hatte.
„Du willst ja 11.500 für die Karre haben, Ioanni. 10.000 und ich nehme sie.“
„Dr. Mantalo, lieber Freund Achillea, sorry – also 11.000, darüber können wir reden.“
„10.000.“
„10.750.“
„10.500.“
„Mensch Doktor, willst Du mich ruinieren? Aber gut, weil Du’s bist, Achi. 10.500.“
„Ok. Aber unter einer Bedingung.“
„Oh, bitte nicht. Die wäre?“
„Ich brauche eine Rechnung auf den Namen Nephele Mantalos über 3.900 Euro. Und eine zweite auf meinen Namen über 6.600 Euro.“
„Warum das?“
„Meine Nephele will sich nichts schenken lassen. Und sie hat nur 3.000 momentan.“
„Ok, machen wir so.“
„Das war die erste Bedingung.“
„Was denn nun noch?“
„Bis heute Abend muss er auf Nephele Mantalos zugelassen sein.“
„Wenn Du mir ihren Ausweis gibst, schaffe ich das vielleicht.“
„Ausweis habe ich nicht. Und wie Du das ohne das Papier hinbekommst, ist Dein Problem. So ein wenig Schmierstoff wirst Du doch wohl noch haben.“
„Achi, wenn ich Pech habe, kostet mich das 300 Euro!“
„Ja, ja, Ioanni, das Leben ist teuer und schön. Man kann’s auch billiger haben, aber dann ist’s nicht mehr so schön. Ich hol die Karre aufgetankt und gewaschen um 17 Uhr ab. Alles klar?“
„Aber Achi…“
„Nix ‚aber‘, Ioanni – see you later.“
Um 17.00 war Achi bei Ioannis und das Cabrio strahlte ihn frisch gewaschen und zugelassen an.
„Na prima. Geht doch, mein Lieber.“
„Noch so ein paar Kunden wie Dich und ich bin pleite.“
„Noch so ein paar Kunden wie mich und Du kannst