Der Teamführer studierte die Mündung, bevor er seinem Gürtel einen Schalldämpfer entnahm und diesen auf die Glock schraubte.
»Ich bin mir sicher, dass Ihre Familie überaus stolz auf Sie sein wird«, sagte er mit einem leichten Akzent. »Und ich bin sicher, dass man Sie posthum noch für Ihren Einsatz, zwei bekannte Terroristen aufzuhalten, auszeichnen wird. Ihr Amerikaner liebt doch so etwas, nicht wahr?«
Als der Schalldämpfer an der Waffe angebracht war, ließ sie der Teamführer seitlich an sich herabhängen, sodass der Lauf auf den Boden zeigte.
»Wenigstens werden Ihre Kinder an einem sicheren Ort aufwachsen können«, schloss er. »Das ist etwas, von dem ich nur träumen konnte.«
Dann riss er die Waffe nach oben und streckte Al-Bashrah und Al-Hashrie mit Schüssen in die Brust und ins Genick nieder. Fast so schnell wie die Schüsse, die sie töteten, fielen die beiden zu Boden.
Agent Cross' Knie gaben unter ihm nach und für einen kurzen Moment verlor er das Gleichgewicht. Der Soldat hinter ihm riss ihn nach oben. Als der Agent wieder selbst in der Lage war, zu stehen, trat der Soldat von ihm zurück.
»Ich bin ja fast neidisch auf das, was Sie erwartet«, sagte der Teamführer, dann zog er seine eigene Waffe aus ihrem Holster und schoss Cross damit in die Kehle. Mit weit aufgerissenen Augen taumelte Cross noch kurz auf der Stelle, dann presste er sich die Hand gegen die Wunde am Hals, sackte auf die Knie und fiel schließlich zu Boden.
Während Blutblasen aus der Wunde an Cross' Hals sickerten und seine Augen irgendwo in die Ferne starrten, schraubte der Teamführer den Schalldämpfer von seiner Waffe und platzierte sie dann in Al-Bashrahs Hand. Ein anderer Soldat drückte Al-Hashrie die Sig in die leblosen Finger.
Nachdem der Teamführer auch den Schalldämpfer von der Waffe des Agenten entfernt hatte, legte er dessen Finger um die Glock. Mit der wenigen Kraft, die ihm noch blieb, hob Cross ein wenig den Kopf, um zu verfolgen, was der Teamführer tat. Ein furchtbares feuchtes Röcheln drang aus seiner Kehle, und der Glanz begann aus seinen Augen zu weichen. Schließlich erlag er seiner Wunde. Seine Augen starrten nur noch reglos in die Luft.
Der Teamführer sah Cross mit einem ebenso starren Blick zu, wie dieser seinen letzten Atemzug aushauchte. Dann drückte er dessen Finger um den Abzug der Pistole und legte seine Hand vorsichtig auf die blutverschmierten Fliesen zurück.
Schließlich richtete sich der Teamführer wieder auf und begutachtete sein Werk.
Die Bühne war vorbereitet, die Weichen gestellt. Al-Bashrah und Al-Hashrie waren in einem Feuergefecht mit Cross getötet worden.
»Ist alles abgesichert?«, erkundigte sich der Teamführer.
»Alles gesäubert und geräumt. Wir sind bereit, zu verschwinden.«
Der Teamführer nickte bestätigend. »Das alles in weniger als fünfzehn Minuten«, sagte er. »Yahwee wird mehr als zufrieden sein.«
Es war 02:59 Uhr.
Um genau 07:00 Uhr amerikanischer Standardzeit würde bei der CNN in Atlanta ein Anruf von jemandem eingehen, der behauptete, ein Mitglied der Soldiers of Islam zu sein. Der Anrufer würde unmissverständlich deutlich machen, dass sich Papst Pius XIII. nun in ihrer Gewalt befand.
Der erste Schritt für den endgültigen Djihad.
Kapitel 8
Annapolis, Maryland | 23. September, am frühen Vormittag
Das Anwesen des Gouverneurs war mit gelben DO-NOT-CROSS-Bändern abgesperrt. Die Spurensicherung war bereits vor Ort und durchkämmte jeden Zentimeter des Hauses. Mit Hochleistungslampen, die unterschiedliche Wellenlängen und Farben über alle Oberflächen warfen, suchte das Team die gesamte Einrichtung nach Fingerabdrücken und anderen biologischen Restspuren ab.
Andere Ermittler benutzten Mini-Vacs, kleine Handstaubsauger mit sterilen Beuteln, um Spuren wie Staub, Dreck und Zellrückstände aufzusaugen. Im Schlafzimmer des Gouverneurs war ein CSI-Techniker vorsichtig damit beschäftigt, mögliche Fingerabdrücke für das VMD, das Vacuum-Metal-Deposition-Verfahren, sicherzustellen. Unglücklicherweise konnten bei den meisten Tatorten 97 Prozent aller Fingerabdrücke den Bewohnern selbst zugeordnet werden, zwei Prozent waren verunreinigt oder nicht verwertbar und nur ein Prozent ließ sich wirklich nachverfolgen.
Als Special Agent Punch Murdock vom Secret Service des Präsidenten am Eingang zur Villa von einem Polizisten der D.C. Metro zurückgehalten wurde, zückte er nur kurz seinen Ausweis und durfte passieren. Er war von affenartiger Statur und besaß an einen Hund erinnernde Gesichtszüge. Seine schiefe Nase zeugte von zu vielen Jahren im Ring, aber er hatte sie sich nie richten lassen, weil er es als eine Art persönliches Ehrenabzeichen ansah und es ihn gefährlich wirken ließ. Auch seine Augen schienen wild und ungezähmt, doch in Wirklichkeit nahm Murdock mit ihnen jedes Detail im Schlafzimmer des Gouverneurs in sich auf. Er steuerte auf einen Techniker zu, der mit einem Scanner gerade langsam die Oberfläche eines Nachttisches abfuhr.
Murdock sprach stets mit dem Tonfall eines Mannes, der in den schäbigen Gassen der härtesten Viertel der Stadt groß geworden war. Der raue Unterton wirkte auf die meisten Leute eher einschüchternd als anziehend. Murdock näherte sich dem Techniker und beugte sich nah an dessen Ohr heran. »Wie sieht's aus, Kumpel?«
Der Ermittler der Spurensicherung fuhr akribisch mit seiner Untersuchung des Nachtschränkchens fort. Neben ihm lagen die zerwühlten Decken des Doppelbettes.
»Bin noch dabei«, antwortete er.
»Irgendwelche Blutspuren?«
»Nicht hier.«
»Danke.«
Murdock verließ das Zimmer und kämpfte sich durch eine schiere Menge an Ermittlern. Manche von ihnen trugen Handschuhe und Überschuhe aus Papier, andere schossen Fotos aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. In der Küche lag Darlene Steeles Leiche auf dem Rücken, die Augen halb geschlossen. Ein Gerichtsmediziner untersuchte das blutleere Loch in ihrer Stirn. Das herausgerissene Fleisch an ihrem Hinterkopf formte eine Rosenblüte aus breiiger Masse und getrocknetem Blut. Behutsam entfernte der Gerichtsmediziner mit einer Zange fremdartige Partikel vom Rand der Wunde und gab sie in eine kleine Glasphiole.
Ein zweiter Gerichtsmediziner stand vor dem Jackson Pollock, musterte kritisch das Muster der Blutspritzer und versuchte, den Schusswinkel aus der Verteilung von Blut, Fasergewebe und Haaren abzulesen, die an der Wand getrocknet waren. Für den Gerichtsmediziner hatte der Mord oder das sternenförmige Motiv an jener Leinwand nichts Künstlerisches an sich.
Murdock sah den beiden unbeeindruckt zu. In seinen über fünfundzwanzig Jahren als Bundesbeamter hatte er so etwas öfter sehen müssen und über die Zeit und die vielen Blutbäder hinweg gelernt, sich emotional davon abzukoppeln.
Ein Mann in einem grauen Anzug, weinroter Krawatte und einem Kugelschreiber und einem Notizblock in der Hand trat neben Murdock. Sein Gesicht hatte das Aussehen eines frisch rasierten, jugendlichen Filmstars und seine eiskalten, blauen Augen absorbierten jedes Detail mit einem beinahe fotografischen Gedächtnis.
»Sie sind Punch, nicht wahr? Punch Murdock?«
Murdock ließ ihn wortlos stehen. Das letzte, was er im Moment gebrauchen konnte, war ein Jungspund, der ihm am Rockzipfel hing.
Der junge Mann folgte ihm und versuchte mit Murdock Schritt zu halten. »Mein Name ist Melvin Yzerman«, sagte er.
»Okay, schön für dich, Kleiner.«
»Ich bin von der Washington Post.«
Murdock blieb urplötzlich stehen. Er wusste, was jetzt kam. »Wie bist du hier reingekommen?«
»Das ist nicht wichtig. Was jedoch wichtig wäre, ist ein Kommentar von Ihnen zu Ihrem Team. Wie fühlen Sie sich als Chef der Sicherheit des Präsidenten angesichts der Tatsache, dass Ihr Team …«
»Okay,