Da ich nicht wusste, wo ich hinschauen sollte, trank ich meinen Sherry. So hatte ich die Möglichkeit, ihn über den Rand des Glases zu betrachten. Der makellose Typ mit seinem perfekten Körper versprach erotisch so einiges …
Unvermittelt streckte er seinen Arm aus und mein Blick fiel auf einen sehr langen, beinahe durchsichtigen Fingernagel, der auf meinen Busen zeigte. »Flachbrüstige Frauen sind mir ein Gräuel. Aber du bist wirklich gut ausgestattet.«
Es war also die richtige Entscheidung gewesen, meine Titten derartig einzuquetschen.
Seine Hände ruhten jetzt überkreuzt vor seiner schwarzen Brust. So konnte ich seine Nägel betrachten. Sie waren nadelspitz zugefeilt und es war nicht zu erkennen, ob sie echt waren, oder nicht. »Was macht Mr McLeod gerade?«, fragte ich.
Er löste das Kreuz und nahm sich einen Drink. »Das willst du nicht wissen.«
»Dann hätte ich nicht gefragt.«
Ein Blitzen schoss durch seine grünen Augen. Ernsthaft: Gab es solche grünen Augen? Oder trug der Typ farbige Kontaktlinsen?
»Er lässt es sich gerade gutgehen.«
Ich nickte. Kühl und ruhig. Auch wenn seine Stimme mir klar machte, dass er keine weiteren Fragen zum Thema beantworten würde, gerieten die Dinge bei mir innerlich etwas in Wallung, aber ich beherrschte die Fassade.
Sein Adamsapfel war noch stärker ausgeprägt als der von George. Es war wohl sein Glück, dass das Hemd oben offen stand.
Ohne ein einziges Geräusch zu machen, war die Dienerin wieder eingetreten, stellte ein Tablett ab und goss mir Kaffee ein.
»Schwarz, bitte.«
Seine Lippen zogen sich in einem Lächeln von den weißen Zahnreihen zurück. »Doch nicht meinetwegen?«
Ich antwortete nicht.
Mein Gastgeber beugte sich nach vorne, wobei ihm eine Strähne in die Augen rutschte. Mit einem einzigen Handgriff schob er sie nach hinten über die Schulter.
Ich lehnte mich zurück und hatte ihn. Seine Augen saugten sich an meinen Brüsten fest, die unbändig gegen ihr ledernes Gefängnis drängten. Meine Zunge wanderte langsam über meine Oberlippe und benetzte sie. Eindeutig, ich hatte Lust auf Graf Dracula!
Die Dienerin war um den Tisch herumgegangen und kniete sich nun mit einem leisen Rauschen neben ihren Herrn. Sein perfektes Gesicht, das zu schön für einen Mann war, fesselte mich. Die tiefgrünen Augen und der ausdrucksstarke Mund wandten sich keinen Moment von mir ab. Das kräftige Kinn mit der kleinen Kerbe und das lange Haar, auf dessen Enden er praktisch saß, bewegten sich nicht. Mit seinen starren Schlangenaugen, die nicht vom Blinzeln geschützt wurden, war er wie in Trance.
Die Frau machte sich an seinen Stiefeln zu schaffen. Im Gegensatz zu ihm, der wohl nichts anderes erwartete, musste ich zu ihr hinsehen. Behutsam zog sie ihm den Stiefel aus. Seine Füße waren nackt. Coole Männer tragen wohl keine Socken …
Sie kniete sich hin und öffnete den Mund. Ich war ein kleines bisschen aus der Fassung gebracht, als sie seinen großen Zeh in ihrem Mund verschwinden ließ und daran saugte. Dann öffnete sie ihre vollen, roten Lippen und leckte mit der Zungenspitze tief in die Lücke zwischen den Zehen. So verfuhr sie mit allen Zehen. Als sie fertig war, nahm sie alle gleichzeitig in ihren Mund.
Das hätte ich so nicht gemacht, schoss es mir durch den Kopf, während ich meine Verlegenheit durch einen Schluck Kaffee zu verdecken suchte. Taten sie das öfter oder war diese kleine Vorführung extra für meine Wenigkeit? Vielleicht wollte ich wirklich nicht wissen, was George gerade tat …
Mein exzentrischer Gastgeber erhob sich so schnell, dass sein Fuß der Dienerin entglitt. Sie fiel leicht nach vorne, fasste sich aber sogleich wieder und kam ebenfalls auf ihre Füße.
»Zieh ihn mir wieder an!«, sagte er ganz ruhig.
Sie leckte seinen Fußrücken nass und schob ihn dann behutsam in den Schaft zurück.
Er streckte mir seine offene Hand entgegen. »Wollen wir?« Es war die Haltung eines Profi-Tänzers, der die Partnerin auffordert.
Wie ging man mit frisch abgeleckten Füßen?
Ich stand auf und nahm seine Hand. Hintergründig blickte er zu mir herab und lächelte. Er war mindestens zwei Köpfe größer als ich. Vorsichtig erwiderte ich sein Lächeln. Es wurde breiter, als ich sah, dass seine Augen wieder an meinen Brüsten hingen.
Als er aber die schwere hölzerne Tür öffnete, gefror mein Lächeln. Es war das gleiche Gefühl, wie wenn eine Hand aus dem Dunkel schießt und einen an der Kehle packt. Ich schrie beinahe auf.
Macht - Teil 4
Vor uns war Schwärze. Ich sah absolut nichts! Vollkommene Dunkelheit! Doch mein Begleiter ließ sich nicht abhalten, durch die Schwärze zu laufen. Er lenkte seine Schritte so sicher, als sei er eine Katze. Jetzt zog er mich beinahe durch den langen Gang, in dem wir uns wohl befanden. Erfüllt von Furcht, tastete ich mit meiner freien Hand neben mir die Wand entlang. Mein Herz raste, als seine Schritte sich immer mehr beschleunigten. Jetzt konnte er mit mir tun, was er wollte ...
Die Nervosität schlug direkt auf meine Blase. Ich musste dringend auf’s Klo. Wie sagt man in solch einer Situation: »Tut mir leid, die Show zu stören, aber ich muss mal für kleine Mädchen …«
Er zog mich mit sich, und ich gab das Tasten auf.
»Wo gehen wir hin?«, fragte ich mit leichtem Zittern in meiner Stimme.
»Das wirst du gleich sehen, meine Schönste.«
Im Unterton schwang eine Mischung aus Drohung und gieriger Erwartung, beinahe Vorfreude.
Plötzlich blieb er ebenso abrupt stehen, wie er losgelaufen war. Ich spürte an seinem Oberkörper, dass er den freien Arm nach vorne ausstreckte und drückte. Schon öffnete sich eine Tür. Ich versuchte, ruhig durch die Nase zu atmen, mich kontrolliert zu bewegen und nicht zu zittern.
Vor einiger Zeit war ich mit einem Gast in einem Club gewesen zu einer Art SM-Show. Was dort geboten worden war, hatte mich irgendwie nicht angemacht.
Hier aber, in diesem mittelalterlichen Gewölbe, da war es nicht nur Gänsehaut, sondern meine gesamte Körperoberfläche schien sich zusammenzuziehen und zu kräuseln, auch meine Haare stellten sich auf. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen.
Mitten im Raum befand sich ein riesenhafter, schwarzer Eisenkäfig, in dem eine junge Frau stand. Ihr Gefängnis war so eng, dass sie sich trotz offensichtlicher Erschöpfung, nicht setzen konnte. Ihre vollen Brüste wurden zwischen den Eisenstäben durchgedrückt und ihre Nippel standen hart und aufrecht, wie kleine Wachsoldaten. So abstoßend der Anblick auch war, so sehr erregte er mich. Dazu kam meine Verwunderung über das Leuchten in ihrem Gesicht, als sie meinen Gastgeber erblickte. »Benutz mich, Meister! Ich flehe dich an!«, gellte ihre erregte Stimme durch den hohen Raum, der jedes Geräusch mit einem scheinbar endlosen Hall versah.
Doch mein Gastgeber, der mit dem flehentlichen Schrei gemeint war, kümmerte sich mit keinem Atemzug um die so bitterlich Winselnde.
Gelangweilt blickte er sich um. Ein kleiner, verwöhnter Adelsspross, der schon alles kannte, was ihm liebende Hände tonnenweise in seine Kinderstube geworfen hatten. Er trug das blasierteste Gesicht zur Schau, das ich je gesehen hatte.
»Nehmen Sie mir die Gemme ab. Sie bedrückt mich«, klang es in meinem Kopf, und wäre der Anblick nicht so gruselig gewesen, hätte ich lachen müssen.
Diesem Raum fehlte all das künstlich Erzeugte, was man sonst von dieser Szene erwartete. Es hatte eine Authentizität, die mich fassungslos machte. Gerade so, als habe ich mich in eine Zeitmaschine gesetzt und wäre direkt im Mittelalter gelandet. Mein Gegenüber beugte sein lackschwarzes Haupt zu mir herab und flüsterte: »Du brauchst dich nicht fürchten. Es geschieht dir nichts.«
Es war ein Geheimnis der Unverwundbarkeit, das er mit