Die kommenden Stunden arbeiten wir schweigend. Es ist so leise, dass das Kratzen meines Bleistifts auf dem Papier zu hören ist.
Bis Jean mit einem Telefonat die Stille durchbricht. Er sieht unglücklich aus, nachdem er aufgelegt hat. Es folgt ein kurzer Wortwechsel mit Henri, den ich nicht verstehe, weil beide sehr schnell sprechen, dann stürzt er, für mich sehr plötzlich, aus dem Zimmer.
Irritiert lasse ich den Bleistift sinken. Aber Henri zuckt nur mit den Achseln. Wir sind allein. Allein miteinander, und dieser Gedanke lässt mich wieder erröten und an seine Lippen auf meinen denken.
Henri erhebt sich langsam, geht um seinen Schreibtisch herum und tritt neben meinen Sessel am Fenster.
»Zeigen Sie doch mal! Wie sieht es bisher aus?«
Er greift so schnell zu und zieht mir den Skizzenblock aus der Hand, dass ich überrascht loslasse. Von schräg oben grinst er auf mich herab, als ich lautstark protestiere: »Nein! Das sind nur Skizzen! Das sollten Sie nicht sehen!«
Natürlich klappt er die erste Seite zurück und entdeckt das Bild mit seinen vielen Mündern.
Seine blauen Augen weiten sich überrascht und ein durchdringender Blick trifft mich.
»Ah«, sagt er leise, »ich ahnte doch, dass da etwas in Ihnen schlummert ...«
Ich versuche standzuhalten, aber in mir zerfließt etwas. Bedenken, Widerstand, die blonde Frau ... alles löst sich auf. Es ist nicht mehr wichtig. Wichtig ist nur, dass er mich küsst, dass er mich berührt.
Sehr langsam greift er nach dem Bleistift, entwendet ihn meinen zittrigen Fingern und legt den Stift auf das Fensterbrett.
Dann nimmt er meine Hand, zieht mich aus dem Sessel und umschließt mich fest mit beiden Armen. Diesmal hat dieser Kuss keine Sanftheit, diesmal trifft Begehren auf Begehren. Kein vorsichtiges Tasten. Er nimmt sich sofort, was er will. Er nimmt meinen Mund, so wie ich mir wünsche, dass er mich nimmt, meinen ganzen Körper. Und wie sehr überrascht mich dieser Wunsch! Wie sehr überrascht mich meine feuchte Scham, meine sich aufstellenden Knospen, die sich gegen den Stoff und seine Brust pressen. Atemlos lassen wir schließlich voneinander ab, nur um kurz darauf wieder in einen Kuss zu versinken. Ich fühle seine Hände auf meinem Rücken, seine warme Haut auf meiner. Er ist unter den Stoff geglitten und fährt mein Rückgrat auf und ab, als würde er auf mir spielen. Perlende, kleine Bewegungen, die Feuer und Brennen zwischen meinen Beinen wecken.
Ungeduldig ziehe ich an seinem Hemd, zerre es aus dem Bund der Hose, berühre seinen straffen Bauch, gleite bis zu seiner Brust.
»Langsam«, sagt er, löst sich lächelnd von mir und tritt einen Schritt zurück, »wenn wir spielen, dann nach meinen Regeln.«
»Was für Regeln?«, frage ich und empfinde das Fehlen seiner Lippen auf meinen als herben Verzicht.
Rasch durchquert er den Raum, schiebt einen Riegel vor die Tür.
»Ich bin der Herr deiner Lust.«
Er sagt es beiläufig, so als wäre es unwichtig. Meine Stirn runzelt sich, aber ich weiß nicht, was ich dazu sagen könnte. Begehren vernebelt meinen Verstand.
»Nicht hier. Komm mit!«
Er nimmt meine Hand und führt mich zum Buchregal an der Wand. Eines der Bücher ist ein Schalter, das sehe ich jetzt, als er es ein wenig nach vorn zieht. Der Schrank schwingt nach hinten auf und offenbart eine Wendeltreppe nach unten.
»Hast du Angst?«, fragt er, stellt sich vor die Treppe und mustert mich dabei eingehend. Seine Augen ruhen auf mir. Das Meer darin wirkt beruhigend blau und zugleich aufregend dunkel. Ich schüttele den Kopf. Ich habe keine Angst. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so sicher gefühlt, wie jetzt. Sein Körper ist mein Schild, mein Schutz.
»Dann komm.« Er umschlingt meine Finger und führt mich hinab in einen halbdunklen Raum, in dessen Mitte ein großes Bett mit hohen Metallpfosten steht. Die gemauerten Wände sind mit allerlei Peitschen und anderen Utensilien behängt, deren Bedeutung ich nicht kenne.
Ein Lederbock steht rechts neben der Tür, zwei runde Hocker vor dem Kamin gegenüber des Bettes.
»Das ist meine Welt.«
»Was ist das alles?«, traue ich mich schließlich zu fragen. Meine Stimme klingt leise und hallt ein wenig von den Wänden wieder.
»Das ist Spielzeug.« Henri streift sein Hemd ab und entblößt eine gebräunte glatte Brust, deren Anblick mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagt.
»Du kannst wieder gehen und alles ist wie vorher«, bietet er mir an, aber ich weiß, dass nichts jemals so sein wird wie vor Henri Marchand.
»Nein!«, sage ich entschieden. Was habe ich schon zu verlieren?
»Zieh dich aus.« Seine Stimme klingt jetzt sehr sanft, sehr beruhigend und hätte mir sonst so eine Aufforderung vielleicht die Schamesröte ins Gesicht getrieben, fühlt es sich gerade sehr richtig an.
Langsam lasse ich die Bluse über meine Schultern und die Hose zu Boden gleiten. Bei meinem BH zögere ich kurz, aber Henri nickt mir ermunternd zu und befeuchtet seine Lippen mit der Zunge. Seine Zunge in meinem Mund ..., denke ich, und lasse auch BH und Slip fallen.
»Geh zum Bett.«
Ich lege mich auf den Rücken. Ein wenig peinlich ist mir, wie feucht ich bin.
Inzwischen hat er zwei Tücher von der Wand genommen, tritt hinter mich und bindet mit geschickten Bewegungen meine Hände an den Metallpfosten fest. Noch immer hat er mich nicht berührt und ich ersehne seine Hände auf meinen Brüsten. Langsam beugt er sich vom Kopfende her über mich. Ein langer Kuss. Seine Zunge prescht vor und zieht sich wieder zurück. So gut ich es gefesselt eben kann, hebe ich mich ihm entgegen, aber es sind nur hilflose Bewegungen, die von den Tüchern in Zaum gehalten werden.
Ich will mehr. Was genau ich will, weiß ich nicht. Bei Marc habe ich mir nichts gewünscht. Alles ist einfach passiert. Hier bin ich ganz ich selbst und will alles, was auch immer das ist.
»Ich kann nicht mehr!«, protestiere ich und höre hinter mir sein Lachen. Ich kann ihn nicht sehen, er muss am Kopfende des Bettes stehen. Als Henri endlich wieder in mein Sichtfeld am Fußende des Bettes tritt, ist er nackt.
Oh je, denke ich. Sein steil aufgerichteter, gerader Penis ist riesig! Er wird mich zerreißen und trotzdem ersehne ich mir genau das. Er in mir.
Henri lehnt sich über mich und quälend langsam senkt sich seine Zunge auf meine rechte Brust, umspielt ihre Spitze. Ich schließe die Augen und winde mich unter seiner Berührung. Schließlich kann ich mich nicht mehr zurückhalten und stöhne laut. »Nimm mich«, flüstere ich.
»Noch nicht.« Sein Blick ist liebevoll, aber bestimmt.
»Das ist Folter!« Ich funkele ihn böse an, doch er lächelt nur, beugt sich vor und vergräbt seinen Kopf zwischen meinen Beinen. Früher wäre mir so etwas bestimmt unangenehm gewesen, ich hätte es nicht gewollt, aber Henri nimmt sich, was ihm gefällt. Und es gefällt ihm offensichtlich, die Form meiner pochenden Schamlippen mit der Zunge nachzuzeichnen.
Ich kann nicht mehr atmen. Ich weiß nicht mehr, wie es geht. Und doch strömt irgendwie Luft in meine Lungen und entlädt sich in einem spitzen Schrei der Verzückung, als er das Zentrum meiner Lust erreicht und meine Perle umkreist, während seine Hände über meinen Bauch bis zu meinen Brüsten wandern und er sie fest umschließt, sie sanft streichelt und knetet.
Sehr langsam umspielt seine Zunge meine Perle, leckt darüber. Und gerade, als ich glaube, es nicht mehr aushalten zu können, zieht er sich zurück. Er hebt den Kopf und sieht mich an. Ich werfe den Kopf in den Nacken, wälze und winde mich, ziehe erfolglos an den Tüchern. Süße Qual.
Als ich die Augen wieder öffne, spüre ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Sein Mund kreist über meinem, ohne mich zu berühren. Henri ist überall. Er füllt diesen Raum und wie sehr wünsche ich mir, dass er