Kapitel 8
Obwohl ich mich eigentlich am Nachmittag mit meinen Skizzen beschäftigen wollte, greife ich, ohne groß nachzudenken, zum Telefon in meinem Zimmer und wähle Tonys Nummer in Berlin.
Gleich nach dem zweiten Klingeln meldet er sich und ruft »Helena!« aus. »Ich habe die französische Nummer gesehen und wusste, dass du es bist! Meine Liebe, wie geht es dir?«
Und plötzlich weiß ich gar nicht mehr, was ich auf seine Frage antworten soll, schlucke und merke, dass ich zu aufgewühlt bin, um ihm irgendetwas zu berichten, und auch gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
»Helena, Liebes! Alles in Ordnung?«
»Ja, ich ...« Ich atme tief durch. »Ja, es ist schön hier. Die Arbeit geht gut voran«, lüge ich, doch es ist gar nicht so leicht, Tony hereinzulegen. Er ist eben nicht nur mein Galerist, sondern über die Jahre auch ein guter Freund geworden.
»Aber Schätzchen, irgendetwas ist los, ich höre es doch! Ist es Marchand? Ist er nicht nett zu dir? Soll ich kommen und mit ihm reden?«, fragt er drohend.
»Nein, nein. Er ist nett ...« ... und aufregend und attraktiv und verwirrend und und und ..., füge ich im Geiste hinzu. »Ich wollte mich nur kurz melden. Ich muss jetzt auch wieder Schluss machen. Ich muss malen, das Licht ist gerade zauberhaft! Wenn du das sehen könntest! Bis bald. Ich melde mich wieder!«
Rasch lege ich auf. Es war dumm gewesen, so unüberlegt Tony anzurufen, aber vielleicht wollte ich mich nur von Henri ablenken und ein Stück meiner alten Normalität spüren.
Ich lasse mich rückwärts auf das Bett fallen, ziehe die Shorts, das T-Shirt und Unterwäsche aus und bleibe nackt auf dem Bett liegen. Eine Brise vom Meer streicht über meinen Körper. Mit Marc, den ich noch während des Studiums kennenlernte, habe ich meinem Körper nicht viel Bedeutung beigemessen. Die Kunst war immer wichtiger – oder Marcs Befriedigung. Mein Körper ist wie ein unbespieltes Instrument, denke ich, wie eine Leinwand ohne Farbe. Als meine Gedanken zu Henri wandern, steigt in mir langsam wieder diese Erregung auf, ein Gefühl, das ich nicht einordnen kann, ein Verlangen, von dem ich gar nicht weiß, wie ich es befriedigen soll.
Vorsichtig streiche ich über meine warme Haut, berühre meine Brüste und gleite sanft über meine sich aufrichtenden Knospen. Seufzend schließe ich die Augen, fühle wie mein Schoß heiß und feucht wird. Ein Beben erfasst meinen Körper und mit beiden Händen umfasse ich meine Brüste, während die Sommersonne das Zimmer aufheizt und Seeluft das Zimmer erfüllt.
Alle meine Sinne sind geschärft und wachsam. Alles ist intensiv. Ich kann das Salz des Meeres in meinem Mund schmecken und gleichzeitig ist es unwichtig, denn es geht nur um das, was ich fühle. Ein Beben erfasst meinen Schoß. Heißes Pochen zwischen meinen Schenkeln.
Ich packe meine Brüste fest, fühle pralle Fülle zwischen meinen Fingern und in meinem Innersten lodert ein Feuer, als würde jemand das Sonnenlicht mit einem Brennglas zwischen meine Schenkel lenken. Ich spreize die Beine und hebe mein Becken. Das Verlangen, mich dort unten zu berühren, mich zu streicheln, wird größer, bis es mich schließlich überwältigt und ich eine Hand auf meinen glühenden Venushügel lege, während ich mit meinen Fingern meine Knospe reibe und sanft zwicke. Mein Rücken bäumt sich auf, als wolle sich mein Körper einem unsichtbaren Geliebten entgegenstrecken, ihn einladen, in mein Innerstes einzudringen und mich zu erfüllen.
Vorsichtig schiebe ich zwei Finger in die feuchte Hitze zwischen meinen Schamlippen, dringe in mich ein und stoße zu. Die Heftigkeit meines Tuns raubt mir den Atem.
Ich beiße stöhnend in meine Hand und endlich erlaube ich mir eine flüchtige Berührung meiner Perle. Wellen der Erregung durchfluten meinen Körper und ich gebe mich ihr ganz hin. Dabei wünsche ich mir, ich hätte mehr Hände, könnte mich überall gleichzeitig berühren. Hastig greife ich nach meinem Nippel, zwicke und quetsche ihn, während mir kehlige Laute entfahren. Mein Mund ist trocken und ich befeuchte meine Lippen mit der Zunge.
Gerade, als ich glaube, es nicht mehr aushalten zu können, beginne ich, meine Perle sehr langsam zu umkreisen. Ich mag das nasse, satte Schmatzen meines Schoßes. Abwechselnd dringe ich in mich ein und streichele die empfindliche, zarte Haut um meine Perle. Mein stoßweiser Atem gibt mir den Rhythmus vor. Schneller, immer schneller werden meine Bewegungen. Mein Körper kommt mir vor wie ein Bogen, bis zu Äußersten gespannt und bereit, den Pfeil abzuschießen.
Fahrig gleitet meine andere Hand über meine Brüste, über meinen Bauch und zurück zu meinem Mund, um ihn zu verschließen, einen Schrei zu ersticken, als mich mein Höhepunkt zuckend und blitzend überrollt, meinen Schoß schüttelt und mich dann erschöpft zurücklässt.
Die Befriedigung besänftigt jeden Muskel und auch jeden Gedanken. Nur wenige Sekunden später falle ich in einen leichten unruhigen Schlaf, der jäh von einem kurzen, lauten Geräusch unterbrochen wird.
Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe meine Zimmertür einen Spalt offen. Fast sofort fällt mir ein, dass ich nackt bin, greife hastig die Bettdecke und hülle mich darin ein.
»Hallo?«, rufe ich vom Bett aus.
Henris sonore Stimme dringt durch den Türspalt. »Machen Sie Ihr Mittagsschläfchen immer nackt?«
Oh, ist das peinlich! Die Röte schießt mir bis in die Haarwurzeln. Ich ziehe die Decke noch fester über meine Brust. Er hat mich nackt gesehen!
»Ich ... nein, ich ...«, stottere ich.
»Na, wie auch immer Ihre Schlafgewohnheiten sind, eigentlich wollte ich Sie fragen, ob ich Ihnen den Strand zeigen soll, der zum Anwesen gehört. Ich denke, er könnte Ihnen vielleicht einiges an Inspiration bieten, aber wenn Sie lieber weiterschlafen wollen ...«
»Nein, nein!«, rufe ich. »Ich komme in zehn Minuten!«
Henri lacht leise. »Bei mir kommt jede Frau in unter fünf Minuten!«, sagt er und zieht die Tür zu.
Diese Zweideutigkeit trägt nicht gerade dazu bei, meine Scham zu lindern. Aber was hätte ich tun sollen? Sein Angebot ablehnen? Spätestens zum Abendessen hätte ich ihn eh wiedergesehen. Und von jetzt an ist in mein Hirn gebrannt, dass er mich nackt gesehen hat!
Beruhige dich, Helena, sage ich mir, in der Sauna ist man auch nackt.
Ja, eben, antworte ich mir selbst aufgebracht, deshalb gehst du ja auch nicht in die Sauna!
Diesmal ziehe ich rasch einen langen Rock aus dem Schrank und ein weites lockeres Langarmshirt. So wenig Haut wie möglich. Zu guter Letzt fällt mir noch meine Sonnenbrille ein. Perfekt, um mich zu verstecken!
Kapitel 9
In der Eingangshalle mustert Henri meinen Aufzug sichtlich erheitert. »Soll ich Ihnen noch einen Sonnenhut leihen? Irgendwo im Gartenhäuschen ist sicherlich noch einer von meiner Mutter.«
Ich beschließe, der alten Weisheit, Angriff sei die beste Verteidigung, Glauben zu schenken. »Platzen Sie immer so in die Zimmer Ihrer weiblichen Gäste?«
Er lacht laut auf. »Üblicherweise erwarten das meine nackten, weiblichen Gäste.«
Schon wieder diese verdammte Röte, schon wieder macht er mich sprachlos. Und am schlimmsten ist es, mir einzugestehen, dass ich ihn auch gern nackt sehen würde.
»Kommen Sie«, sagt er. »Genug Späße auf Ihre Kosten.«
Draußen überqueren wir schweigend den Rasen bis zu einem Steinstreifen und gehen einige Meter parallel zum Meer.
»Hier müssen Sie ein wenig aufpassen, manchmal steigt das Wasser bis zu den Steinen und es wird rutschig.« Henri deutet mit der Hand auf die Stelle.
Kurz darauf, hinter einer Biegung, wird der Blick frei auf eine kleine, felsige Bucht, die ich von meinem Fenster aus nicht sehen kann, weil ein Pinienhain sie verdeckt.
Nachmittagssonne spiegelt sich auf sanft kräuselnden Wellen. Der Atem des Meeres. Beruhigend für mein Gemüt.
Auf einem