»Ich fürchte, das wird etwas schwierig werden, bei etwa zweihundert Meilen Luftlinie«, setzte ich einen betont sinnlichen Blick auf, wobei ich meine Lider nur leicht geöffnet hielt. Jeremy stieß seinen Atem deutlich hörbar aus. Unterdessen lockerte er seine straff sitzende bordeauxfarbene Atkinson-Krawatte, als drohte ihm im nächsten Moment der Erstickungstod. Er saß nun nicht mehr ganz so entspannt auf seinem Hotelstuhl, sondern beugte sich langsam nach vorn und fasste mit seinen Händen vermutlich nach der Tischplatte, auf der sein Laptop zu stehen schien.
»Elena?«, hauchte er mir entgegen. Mein Herz fing an zu rasen, mir wurde ganz heiß und mein Unterleib zog sich zusammen.
»Ja?« Schmerzlich vergrub ich meine Schneidezähne in meiner Unterlippe. Jeremy starrte mich an.
»Bist du alleine im Büro?« Er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen.
»Gegenwärtig schon«, stieß ich nach einem leisen Seufzer hervor. Er schluckte, als würde es ihn besonders viel Überwindung kosten, seinen Wunsch auszusprechen.
»Würdest du mir einen Gefallen tun?« Die Begierde war ihm ins Gesicht geschrieben. Mit halb geöffneten Mund saß ich da und stierte ihn an.
»Kommt ganz darauf an«, stellte ich nun innerlich bebend fest, in der Erwartung, was jetzt kommen würde.
»Würdest du deinen Slip ausziehen?«, bemerkte er fast schon berauscht, dabei fiel mir seine Unsicherheit auf. Eine Hand berührte seine Lippen, sie zitterte. Vor Erregung? Oder war er sich nicht ganz sicher, ob ich mich darauf einlassen würde? Keine Sekunde ließ er mich aus den Augen.
Ohne ein Wort zu sagen, rollte ich mit meinem Sessel in Sichtweite für ihn und meine Hände wanderten unter meine Staatsanwaltsrobe. Gelassen und etappenweise erhob ich mich nur wenige Zentimeter von meinem Stuhl und ließ den Slip allmählich über meine Beine gleiten, bis er an meinen Knöcheln angelangt war. Jeremy dabei genau beobachtend, schlüpfte ich heraus und legte ihn vor mir auf den Schreibtisch. Der Schuhe entledigte ich mich gleich mit. Er hatte das Spektakel die ganze Zeit über präzise verfolgt und saß mir mit lüsternem Blick gegenüber. Trotzdem fühlte es sich an, als wäre er ganz in meiner Nähe, jedenfalls zog sich mein Unterleib aufs Heftigste zusammen und durchtränkte den Stoff meines Talars mit meiner übermäßigen Feuchtigkeit.
Jeremy stieß einen lustvollen Seufzer aus und fasste nach dem Reißverschluss seiner Hose, den er nun unüberhörbar und langsam nach unten zog. Schon allein das Geräusch ließ mich in Ekstase geraten. Auch Jeremy war sichtbar erregt. Während er mit der einen Hand nach seinem Penis fasste, hielt er sich mit der anderen so an seinem Stuhl fest, dass der Knöchel weiß hervortrat. Er stöhnte.
»Bitte komm näher, Elena«, forderte er mich auf und ich erhob mich von meinem Stuhl, um den Schreibtisch zu erklimmen, auf dem sich der Computer befand. Nun kauerte ich mit beiden Knien vor ihm und setzte mich allmählich auf meine Fersen, dabei spreizte ich meine Oberschenkel und ließ ihn, wenn auch nur symbolisch, gewähren. Ich zog meine Staatsanwaltsrobe aus und ließ sie zu Boden gleiten. Mit beiden Händen fasste ich auf meinen Rücken und entriegelte den Verschluss meines Push-up-Negligés.
Die Innenseiten meiner Schenkel erbebten förmlich unter meiner Erregung. Von diesem Hochgefühl und seinen starken Empfindungen völlig übermannt, schloss ich meine Augen und bewegte mein Becken kontinuierlich vor ihm auf und ab. Meine Augen weiterhin geschlossen, hörte ich Jeremy laut stöhnen und war mir sicher, er hatte sich zum Orgasmus gebracht. Ich fühlte mich in meiner Weiblichkeit bestätigt und öffnete die Augen. Er hatte seine Anzughose bereits wieder geschlossen und sah mich mit einem zufriedenen Blick an.
»Danke, Elena. Es war wunderschön.« Kurzerhand kletterte ich splitternackt von meinem Schreibtisch und langte nach meinem Slip, in den ich rasch hineinschlüpfte. Auf mein Negligé wollte ich auch nicht verzichten und zog es an. Anschließend streifte ich mein mitgebrachtes Etuikleid über und setzte mich genüsslich auf meinen Chefsessel. Mein Mund verzog sich zu einem sündigen Lächeln, während ich in Jeremys entspanntes Gesicht sah.
»Onlinesex!« Ich kicherte vor mich hin, während er die Augenbrauen hob.
»Aber bitte nur mit mir, Miss Cooper. Außerdem, welche andere Möglichkeit hätten wir denn heute schon gehabt?«, setzte er ein genüssliches Grinsen auf. Im Nebenraum hörte ich jemand die Tür öffnen.
»Das war knapp! Meine Sekretärin Tabitha kommt von der Mittagspause zurück«, stellte ich glucksend fest.
»Nur gut getimed, Honey«, berichtigte er mich und grinste. Ich seufzte.
»Wann kommst du wieder zurück?«, fragte ich sehnsüchtig.
»Spätestens am Freitag, ich melde mich, so oft ich kann, Elena. Heute Abend beginnt der Kongress und das heißt für mich, wahrscheinlich bis in die frühen Morgenstunden wach zu bleiben.«
»Verstehe«, lächelte ich ihn an. Er beugte sich nun ganz nah an den Laptop.
»Dank dir werde ich diese Nacht aber mit Bravour überstehen, bei dem Elan, mit dem du mich jetzt ausgestattet hast«, sagte er vor Begeisterung grinsend und schickte mir einen Kuss per Luftpost. »Ich bin verrückt nach dir, Elena. Vergiss das in den paar Tagen nicht, in denen ich nicht bei dir sein kann.« Sein Gesichtsausdruck war unergründlich und ich musste feststellen, dass ich seine Aussage nicht wirklich deuten konnte.
***
Der Dienstag verlief bedeutend geruhsamer, die Gerichtsverhandlung lag hinter mir, obwohl sich Jayson noch nicht dazu geäußert hatte, ob er in Berufung gehen würde. Aber das würde mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nichts ausmachen.
Nach einem gelungenen Arbeitstag saß ich nun in meinem Sportwagen und war auf dem Weg nach Hause. Da fiel mir unvermutet ein, dass Tabitha und ich noch einen ausgefallenen Kinoabend nachzuholen hatten, da sie zu einer unserer Verabredungen krank geworden war. Heute war sie nicht im Büro gewesen, sie hatte sich einen Tag freigenommen, da sie ohnedies genügend Überstunden hatte, die sie irgendwann einmal aufbrauchen musste. Gleich morgen würde ich sie darauf ansprechen.
Nach unserem nachmittäglichen Flirt gestern hatte ich mich aus meiner Bürotür geschlichen, ohne mich bei Tabitha zu verabschieden. Sie hätte es mir an meiner Nasenspitze angesehen, dass ich mit Jeremy ein eindeutiges Liebesspiel vollzogen hatte, wenn auch nur virtuell.
Solch eine dermaßen verrückte Sache hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie getan. Seit ich Jeremy kannte, stand alles auf eine gewisse Art Kopf. Bisher hatte ich ein Lotterleben geführt, getan, wozu ich gerade aufgelegt war, und seit Jayson keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt. Wenn ich es mir recht überlegte, gefiel mir mein neuer Lebensstil.
Heute würde ich einen gemütlichen Abend zu Hause vor dem Fernseher verbringen und mir von Jakes Tankstelle ein paar Chips mitbringen. Später könnte ich Jeremy anrufen. Sein Tag war sicher anstrengend gewesen, bestimmt hatte er den einen oder anderen Vortrag zu halten gehabt. Und er müsste mir gestehen, dass er mich extrem heiß fand, kaum ein Auge zugetan hatte, weil er mich und meinen anziehenden Körper so sehr vermisste.
In Überlegungen versunken, parkte ich den Wagen vor meinem Haus. Mein Domizil noch vor Einbruch der Dunkelheit zu betreten, war in letzter Zeit immer seltener vorgekommen. Daher war es mir ein Fest, heute mal tun zu können, was mir in den Sinn kam. Bei Jakes Tankstelle zu halten, hatte ich durch meine Gedankenkrämerei nun völlig vergessen.
Dann gibt es eben kein Knabberzeug, dachte ich still bei mir und stellte den Motor ab. Ich öffnete die Wagentür. Während ich meine Sonnenbrille, die ich sonst nie brauchte, weil ich entweder bereits nach Mitternacht vom Central Criminal Court nach Hause fuhr oder frühmorgens noch vor Sonnenaufgang ins Gerichtsgebäude unterwegs war, abnahm, stieg ich aus dem Wagen. Mein Haar warf ich mit Schwung über meine Schulter, dabei fasste ich nach meiner magnolienfarbenen Designer-Lederhandtasche, die ich bei Clarks erstanden hatte und die nun auf dem Beifahrersitz lag. Mit einigen Akten unter dem Arm stieß ich die Wagentür mit meinem Po zu und betätigte die Fernbedienung, um abzuschließen.
Ich entriegelte die Gartentür