Die Standuhr im Erdgeschoss schlug zur vollen Stunde, es war bereits neun Uhr. Jeremy gähnte.
»Elena, ich muss morgen früh raus und ein anstrengender Tag wartet auf mich. Kommst du jetzt?«, fragte er schon etwas genervt.
»Geh schon mal vor und mach es dir gemütlich, ich komme gleich nach«, versuchte ich ihn zu besänftigen. Der Fall ließ mich nicht los, er machte mich neugierig. Je weniger in der Akte zu finden war, desto mehr interessierte mich dieser Sachverhalt. Trotzdem würde ich erst morgen nach weiteren Erkenntnissen suchen, die Akte war umfangreich und ich hatte sie noch nicht ganz durchgearbeitet. Die Hoffnung, doch noch irgendein Indiz zu finden, war nicht ganz gestorben. Jeremy würde heute die letzte Nacht bei mir sein, bevor er nach Brüssel aufbrechen würde.
Entschlossen entledigte ich mich meines Stretchkleids, meiner High Heels sowie des Slips und warf alles achtlos in eine Ecke. Frustriert, dass ich zu keinem positiven Ergebnis gekommen war, nahm ich eine Stufe nach der anderen und erklomm somit den Weg zu meinem Schlafzimmer.
Der Präsident des Obersten Gerichtshofs saß in meiner Badewanne inmitten eines übermäßigen Schaumbads und zwinkerte mir zu.
»Willst du mir nicht Gesellschaft leisten, Honey?«, raunte er und setzte seinen verführerischen Blick auf. Dabei zog er seine Augenbrauen mehrmals hintereinander hoch, seine Stirn war deutlich in Falten gelegt, als hätte er sagen wollen: Hey, hübsche Lady! Ein Quickie gefällig?
Lachend warf ich meinen Lockenkopf in den Nacken und schlüpfte aus meinen Strümpfen. Nun stand ich splitternackt vor ihm und er riss seine Augen auf.
»Kein Slip mehr?«, keuchte er.
»Nein, kein Slip«, erwiderte ich kurz angebunden und rieb die Zähne an meiner Unterlippe.
Nicht eine Sekunde konnte er seinen Blick von mir abwenden und ich kniff meine Augen zusammen und versuchte, so betörend wie möglich auf ihn zu wirken. Und das schien mir auch zu gelingen, denn ich musste nicht einmal viel dazu beitragen. Er schluckte heftig und ich setzte meine weiblichen Waffen ein. Heute Nacht würde er nicht so ohne Weiteres davonkommen.
»Den brauche ich nur, um dich zu bezirzen. Nachdem ich das aber schon erfolgreich getan habe, erspare ich mir das unnötige Stück Wäsche auf meinem Körper und komme lieber gleich zur Sache«, stellte ich in einem kecken Tonfall fest und glitt dabei elegant in die Badewanne, sodass der Schaumberg meinen Körper fast vollständig unter sich begrub. Ich lehnte nun mit dem Rücken an seiner Brust. Gleich darauf spürte ich seine fordernden Hände auf mir und er begann, mich intensiv zu massieren. Entspannt stöhnte ich auf.
Nun lagen seine sanften Lippen auf meinem Hals und bewegten sich langsam vorwärts. Während seine linke Hand weiterhin mein Rückgrat massierte, wanderte seine rechte Hand zu meiner Scham, wo sich einer seiner Finger in mir versenkte. Ich ließ meinen Kopf rücklings auf seine Brust sinken und seufzte entspannt.
»Hast du es schon mal in der Badewanne getrieben?«, hauchte er mir ins Ohr, dabei drang er immer tiefer und heftiger in mich ein. Ich stöhnte auf und japste, denn zu mehr war ich im Moment nicht fähig.
»Noch nie! Du?« Seine Erregung war deutlich zu spüren, denn sein Prachtstück drückte prall gegen mein Steißbein.
»Nein, aber für alles gibt es ein erstes Mal«, rang er verzweifelt nach Luft. In dem Augenblick, als er mich hochheben wollte und mich sowohl eine Welle der Leidenschaft als auch eine Woge des Badewassers ergriff, klingelte sein Aster. Dank dieses dämlichen Tones war meine Begierde mit einem Mal vorbei. Er seufzte genervt und schielte auf sein Mobiltelefon.
»Larry!«, schnaubte er verächtlich und verdrehte seine Augen dabei. »Was will der denn jetzt, verdammt noch mal?«
Rasch griff er sich ein Handtuch, um seine Hand zu trocknen, bevor er das Aster nahm, um es an sein Ohr zu halten.
»Larry? Was gibt’s?« Er fühlte sich sichtlich belästigt. Ich änderte die Position und setzte mich nun ihm gegenüber. Während des Gesprächs wanderte sein Blick zuerst zu mir, dann steil bergab zu seinem Penis, der auf den Wogen des Badewassers trieb. Die Lust war ihm faktisch vergangen. Angespannt hörte er zu. Für einen Moment herrschte Stille. Sein Gesichtsausdruck hatte sich schlagartig verändert. Der gerade noch völlig gelöste Eindruck erstarrte nahezu. Die Augen schienen ausdruckslos zu sein.
Ich wartete ab. Das Einzige, das sich in seinem skulpturenartigen Gesicht bewegte, war der Mund, der sich nun öffnete.
»Das ist kein Problem, ich werde noch mal ins Büro fahren, um alle erforderlichen Unterlagen zu holen. Sie können mich in einer halben Stunde abholen.« Das verblüffte mich jetzt. Gerade hatte er so ein Drama daraus gemacht, dass ich nicht gleich zu ihm ins Bett gekommen war und jetzt wollte er schon wieder aufbrechen. Was war passiert?
Er legte auf. Seine Miene erhellte sich, wenn auch sehr widerwillig, wie ich feststellen musste. Gedankenversunken strich er über meine linke Wange und stieß einen hörbaren Seufzer aus.
»Es ist wirklich sehr bedauerlich Elena, aber ich fürchte, ich muss vorher ins Büro, um einige Unterlagen vorzubereiten, die ich mit nach Brüssel nehmen muss.« Er war sichtbar am Boden zerstört. Den Abend und die Nacht hatte er sich mit Sicherheit anders vorgestellt. Nun ja, wenn ich ehrlich war, ich auch.
Gezwungenermaßen stieg er aus der Wanne und wickelte sich ein Handtuch um seine Körpermitte. Mein Bademantel hing an einem der Haken an der Wand, er ergriff ihn und ließ mich hineinschlüpfen. Kurz umarmte er mich von hinten und küsste mich.
»Ich werde dich vermissen!« Unsere Blicke trafen sich. Es war deutlich erkennbar, dass ihn der Abschied schmerzte. Allmählich löste er sich aus unserer Umarmung, begann, sich abzutrocknen und glitt anschließend in seine Anzughose. Sein muskulöser Oberkörper verschwand unter seinem blütenweißen Hemd. Dann glitt er in sein Jackett. Professionell band er nun seine Krawatte. Zuletzt zog er seine schwarzen Socken an, stieg in die Schnürschuhe und band sie zu. Die umgekehrte Reihenfolge wäre mir offen gestanden lieber gewesen. Er war ein äußerst attraktiver Mann.
Als ich so jämmerlich vor ihm stand und mir beinahe die Tränen gekommen wären, strich er mir eine Locke hinters Ohr und küsste mich zärtlich auf den Mund. Das stimmte mich etwas versöhnlicher.
»Sobald ich im Hotel angekommen bin, melde ich mich bei dir.« Ich nickte betrübt, dabei ließ ich den Kopf hängen. »Mach es mir bitte nicht so schwer, Elena. Ich habe nun mal Verpflichtungen.«
»Ich weiß, Jeremy«, seufzte ich. »Ich klemme mich noch hinter meinen dubiosen Fall, denn schlafen kann ich jetzt sowieso nicht mehr«, stellte ich entschieden fest.
»Wenn du möchtest, sehe ich mir den Fall gerne während des Flugs an und führe die Akte auf legalem Weg wieder an Ort und Stelle zurück, wo sie hingehört«, lächelte er mich bedeutungsvoll an. Ich wollte ihm vertrauen.
Mit seinem Vorschlag war ich einverstanden, konnte ich doch mit diesen an Beweismaterial fehlenden Unterlagen ohnehin nichts anfangen. Jeremy hingegen hatte viel mehr Erfahrung und vor allem die nötigen Kontakte, um eventuell wichtige Indizien, die auf den Rückschluss des Vorliegens gewisser Tatsachen zurückzuführen gewesen wären, herauszufinden. Also willigte ich ohne Zögern ein.
»Wenn du mir den Schuldigen und genügend Beweise lieferst, um den Kerl festzunageln«, meinte ich grinsend. Er tippte mit seinem Zeigefinger auf meine Nasenspitze und lächelte sanft.
»Immer zu Ihren Diensten, Miss Cooper.« Wir gingen nach unten. In weiterer Folge nahm er die Akte unter seinen Arm, schnappte seinen Weekender und ich begleitete ihn bis zur Tür. Zum Abschied nahm er mich in den Arm und gab mir einen intensiven Kuss. Als ich meinen Mund leicht öffnete, spürte ich seine Zunge, die meine umschmeichelte. Sogleich breiteten sich wieder unzählige Schmetterlinge in meinem Bauch aus, doch das Prickeln versiegte