Der Schatz von Ihrland. Jörg Bothe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörg Bothe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783861969662
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ging mit ihr zur Vordertür hinaus.

      „Auf Wiedersehen, Herr Schwarz. Schauen Sie doch mal wieder vorbei.“

      „Das werde ich!“, rief er aus dem offenen Fenster seines Autos und brauste davon.

      „Das werde ich sicher“, sagte er noch einmal leise vor sich hin. Er fuhr erst ziellos durch die Straßen und grübelte. Dass es nicht einfach werden würde, wusste er bereits. So oft hatte er diese Frau bereits besucht und versucht, ihr das Haus mit gutem Willen abzuschwatzen. Doch jetzt war Schluss. Er musste einen Plan schmieden, der ihr keine andere Wahl mehr lassen würde, als ihm das Haus zu verkaufen. Er hatte da auch schon eine Idee. Doch vorher musste er noch einmal bei seinem Boss vorsprechen. Dieser hatte ihn zu sich zitiert, um die letzten Neuigkeiten von ihm zu erfahren. Das würde nicht schön werden, aber da musste er jetzt durch. Langsam steuerte er auf das Büro seines Chefs Eduardo Tollini zu – und genauso langsam wurden seine Knie weicher.

      *

      Der Schlüssel

      „Moin, Peggy“, grüßte Mark seine Mutter, als er durch die Wohnzimmertür kam. Sie war gerade dabei, das Geschirr abzuräumen.

      „Moin, Herr Wetterfest“, entgegnete sie ihm lächelnd.

      „Was gibt’s Neues bei meinem Lieblingsschleimer?“, fragte er herablassend.

      „Du sollst ihn nicht immer Schleimer nennen. Das sagt dein Papagei mittlerweile auch schon. Er benimmt sich nun mal sehr korrekt.“

      „Korrekt? Für das, was er ist, gibt es viele Ausdrücke.“

      „Ich höre da einen leichten Unterton. Kann es sein, dass du ihn nicht sehr magst?“

      „Bingo“, bestätigte Mark diese Vermutung.

      „Aber warum denn nicht? Er ist immer sehr höflich und zuvorkommend.“

      „Mir ist er ein wenig zu höflich. Hat er dich wieder über eine neue Wohnung vollgequatscht?“, fragte Mark zögernd.

      „Ja. Wieso fragst du?“

      „War nur so ’n Gedanke. Aber kommt es dir nicht auch merkwürdig vor? Jedes Mal, wenn er hier ist, kommt er irgendwie auf unser Haus zu sprechen. Will er es kaufen und dann abreißen? Vielleicht will er hier ein supermodernes Einkaufszentrum hinsetzen. Wer weiß das schon so genau?“

      „Nu hör mal auf zu fantasieren, Mark. Ich bin sicher, dass er nichts Böses vorhat. Er meint es bestimmt nur gut mit uns. So, ich muss noch abwaschen, was hast du denn noch so vor?“

      „Null Ahnung. Ich werde mich wohl kurz auf mein Sofa legen und entspannen!“

      „Na dann entspann dich mal, großer Meister.“

      Mark wanderte ziellos durch das zweistöckige Haus und bekam das Erlebte des Tages nicht aus dem Kopf als plötzlich ...

      „Waahaa! Ooouuaaauuhh! Ich glaub das ja nicht! Huuhuaaa!“, schrie er aus voller Kehle.

      Seine Mutter kam völlig außer Atem die Treppe in den ersten Stock hoch gerannt und fragte mit sorgenvoller Miene nach seinem Befinden.

      „Mir geht’s gut! Mir geht’s sogar sehr gut! Könnte nicht besser sein. Wirklich! Prima! Alles bestens!“, beruhigte er sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Leg dich wieder hin, Peggy. Alles im Griff.“

      „Mark Wetterfest! Dein Verhalten ist ein wenig merkwürdig, aber ich sehe da noch einmal drüber hinweg. Das nächste Mal rufe ich einen Arzt“, drohte sie ihm eindringlich und ging dann kopfschüttelnd wieder nach unten.

      Den letzten Satz seiner Mutter hatte Mark schon gar nicht mehr vernommen. Er stand wie erstarrt vor einer Glasvitrine im Flur des ersten Stocks und bekam die Augen nicht weit genug auf und den Mund nicht wieder zu.

      „Und ich dachte immer, das wäre eine Sammlung alter Blumenvasen und Klobürsten“, sagte er vor sich hin. Hinter dem Glas wurden schon seit ewigen Zeiten die Antiquitäten der Familie Wetterfest aufbewahrt. Und eines dieser Stücke wurde immer nur im Hintergrund aufbewahrt, weil einfach keiner wusste, was es darstellen sollte. Jetzt sah Mark es mit seinen eigenen Augen. Es war ...

      „Der Schlüssel!“ Immer noch ungläubig über dieses Ereignis, stand Mark vor der Vitrine und seine Beine fingen an zu zittern. Er wiederholte es immer wieder flüsternd. „Der Schlüssel! Ich Idiot! Der Schlüssel!“

      Langsam schob er die Glastüren auseinander und nahm ihn vorsichtig aus dem Schrank. „Jetzt, wo ich weiß, wozu du gut bist, find ich dich gar nicht mehr so hässlich.“

      Er sprach zu dem Schlüssel, als wäre er einer seiner besten Freunde. Er drehte ihn immer wieder in alle Richtungen und bestaunte ihn von allen Seiten. Im Holzgriff, der mit Kleeblättern verziert war, war ein Eisenstab eingelassen. Von dem Stab standen Metallplättchen ab, die ebenfalls mit Kleeblättern verziert waren. Wenn man dieses Gebilde von vorne betrachtete, ergab es genau die gleiche Form, zu der das Gegenstück in der Steintür passte. Er wusste es einfach sofort – das musste der Schlüssel sein.

      *

      Verwirrung

      „Weißt du, was mit Mark los ist?“, fragte Melissa ihren Bruder Greg. Sie waren inzwischen wieder zu Hause angekommen und hatten es sich bei ihren Eltern im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

      „Keine Ahnung“, sagte er nachdenklich, „aber am Telefon klang er wie ein Physiopat oder wie das heißt. Ich hab nur verstanden, dass wir sofort zu ihm kommen sollen. Er sagte immer wieder: Er ist es! Er ist es!. Und: Ich hab ihn! Ich hab ihn!. Dann hat er auch schon wieder aufgelegt.“

      Unterwegs trafen wir uns und jeder blickte den anderen fragend an, was wohl mit Mark los war. „Vielleicht gibt’s morgen schlechtes Wetter und er will uns vorwarnen“, scherzte ich.

      „Nee, glaub ich nicht. Am Telefon hörte er sich nicht an, als würde er uns einen Witz erzählen wollen“, meinte Patsy nachdenklich.

      Als wir am Haus der Wetterfests ankamen, öffnete Peggy uns mit einem Lächeln im Gesicht die Tür. „Hallo ihr Lieben! Schön, dass ihr wieder hier seid. Ich glaube, dass Mark langsam durchdreht, aber geht lieber schnell zu ihm. Er ist in seinem Zimmer.“

      „Danke, Frau Wetterfest“, sagten wir einstimmig und rannten schon los in den Keller, um mit Mark zu reden. Wir machten uns jetzt wirklich Sorgen.

      Er saß einfach nur da und bewegte sich nicht.

      „Was ist los, Mann?“ Greg sah in verstört an.

      „Was um alles in der Welt ist passiert? Du hast doch nicht etwas Schlimmes mit dem Schleimbolzen angestellt?“ Martha sah sehr besorgt aus. Melissa kaute nervös auf mehreren Fingern.

      „Alles klar, Mark? Äh, wir stören doch nicht etwa bei einer wichtigen Sitzung, oder so was?“, fragte ich vorsichtig.

      „Blödsinn! Ich hab euch doch selbst hergerufen. Es ist etwas Wunderbares passiert!“, flüsterte er geheimnisvoll. Wir sahen uns an und schüttelten gleichzeitig mit den Köpfen. Doch nachdem er uns alles erzählt und den Schlüssel auf den Tisch gelegt hatte, saßen wir alle einfach nur da und bewegten uns nicht.

      *

      Tollini

      W. C. Schwarz war inzwischen im Büro seines Bosses angekommen und bestaunte die Inneneinrichtung. An den Wänden hingen große Gemälde von namhaften Künstlern. Die dunklen wuchtigen Holzschränke und Tische machten den Raum noch erdrückender für Schwarz. Er kam sich irgendwie klein vor in dem riesigen Ledersessel vor dem mächtigen Eichenschreibtisch, hinter