Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027226405
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weißt denn du, wie schlimm daß es war?! Wie alt bist denn du, ha? Was hast du scho gsehn?!

      SLIWINSKI

      Holla, holla, holla – der sanft Oberle –

      REITER

      Ruhe!

      HANNES

      Laßt an do essn!

      SLIWINSKI

      grinst: Friß nur, friß – daß di aber nur net verschluckst!

      SIMON

      zu Oberle: Entschuldigens, Herr, daß i bisher nur Dreck gsehn hab. I kann aber nix dafür, daß i no net in Asien war – du, du kannst ja a nix dafür!

      OBERLE

      lächelt: Na, da kann i nix dafür. Mir wars lieber, kannst es glaubn, i hätt des Asien nie gsehn und war heut erst zwanzig Jahr.

      SLIWINSKI

      Jetzt predigt er scho wieder!

      SIMON

      »Liebe den Kapitalismus wie dich selbst!« Xaver lacht.

      SLIWINSKI

      Der Moser hat recht! Des is an Apostl, auf und nieder! Recht hast, Moser! Moser rührt sich nicht. Schweigen.

      OBERLE

      Der Moser weiß, daß durch Gewalt nix gedeiht. Nix.

       Alle starren Moser verdutzt an.

      Der Moser weiß, daß sei Faust stark is, furchtbar stark – und es kann ja leicht möglich sein, daß er sei Faust mal gebrauchn werd müssn, aber da gabs bloß Blut. Sonst nix.

       Schulz tritt rasch ein und bleibt verstört in der offenen Tür stehen; sein Gesicht ist blaurot vor Kälte und Blut, sein Anzug zerfetzt, zerschunden. Veronika schreit gellend auf. Moser, Oberle, Maurer, Simon schnellen empor. Alle versteinert. Der Sturm heult in den Raum, fegt ein Glas vom Herde, das klirrend zerbricht und bläst fast die Petroleumlampe aus.

      VERONIKA

      schreit: Des Licht! Des Licht!

      SIMON

      schreit: Ist d'Höll los?!

      MAURER

      Die Tür! Die Tür! Schulz schließt sie und lächelt verlegen. Stille.

      SCHULZ

      Eigentlich wollte ich absteigen, aber ich habe mich verstiegen. Und dann stürmt es so grausam und die Berge wachsen in der Nacht. Man muß es gewohnt sein – darf man sich wärmen?

       Oberle deutet auf den Herd.

      SCHULZ

      verbeugt sich leicht: Danke.

      VERONIKA

      entsetzt: Er soll si do des Gsicht abwischn!

      SCHULZ

      Warum?

      OBERLE

      Es is voll Blut.

      MOSER

      heiser: Vroni! Gib ihm a Tuch! Zu!

       Veronika reicht Schulz scheu einen Lappen.

      SCHULZ

      Ich danke, Fräulein Veronika.

      INGENIEUR UND AUFSICHTSRAT

      treten ein; bleiben perplex stehen: Wer ist das? Oberle, was ist denn hier geschehen?

      OBERLE

      Herr Ingineur –

      SCHULZ

      unterbricht ihn: Herr Ingenieur!

      INGENIEUR

      Wer ist das?

      SCHULZ

      aufgeregt: Ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden! Er überreicht ihm hastig seine Papiere. Hier! Mein Name ist Schulz, Max Schulz.

      INGENIEUR

      Mensch, wie siehst du aus! Alle außer Ingenieur und Schulz, sehen Moser an.

      SCHULZ

      Ich habe Nasenbluten. Moserwendet sich ab und starrt vor sich hin.

      INGENIEUR

      fixiert Schulz scharf: So?

      SCHULZ

      verwirrt: Und dann bin ich auch gestolpert, hierherauf, und gestürzt, einigemale – ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden. Bitte! Moment! Ich bin nicht schwach, ich wirke nur so! Ich bin klein, aber stark – jede, auch die schwerste Arbeit!

      INGENIEUR

      blättert in den Papieren; lächelt spöttisch: Sie sind Friseur?

      SCHULZ

      Jawohl, jedoch –

      INGENIEUR

      unterbricht ihn: Bedaure! Rasiere mich immer selbst.

       Gewaltiger Sturmstoß.

      INGENIEUR

      fährt zusammen: Hoppla! – Hm. Mensch, Sie haben Schwein. Gut! Ich stelle Sie ein. Wir müssen fertig werden, bevor das Wetter etwa umschlagen sollte. Oberle! Er arbeitet mit auf 3018. Zu Veronika. Mein Essen! Zum Aufsichtsrat. Darf ich bitten!

      AUFSICHTSRAT

      Na bequem ist anders! Ab mit dem Ingenieur nach rechts.

      MAURER

      Habts ghört? Paßts auf! Wies Wetter umschlagt, stellens die Arbeit ein!

      XAVER

      Was sagst?

      REITER

      Lang san wir nimmer da.

      MAURER

      I weiß net, wo i nacher hin soll!

      SLIWINSKI

      I a net.

      HANNES

      I scho.

      SIMON

      Du scho! Freili! Du rollst di in dei Dorf retour und hütst die Gäns im Stall!

      HANNES

      Da täuscht di! I, wanns hier zugmacht werd, i geh stehln! Pfeilgrad! I geh stehln! Alle schauen ihn groß an.

       Inhaltsverzeichnis

       Breiter Gratrücken. Gletscher ringsum. Rechts Arbeiterbaracke Nummer vier der Bergbahn A. & G. Davor Quelle und primitive Bank. An einer Leine hängt buntgeflickte Wäsche.

       Links Felskanzel. Vor Sonnenaufgang. Windstill.

       Ingenieur steht auf der Kanzel und blickt empor. Oberle tritt lautlos aus der Baracke und stellt sich neben den Ingenieur.

      INGENIEUR

      zuckt zusammen: Ach Sie sind es, Oberle!

      OBERLE

      San Sie jetzt erschrockn?

      INGENIEUR

      Wer?

      OBERLE

      Sie!

      INGENIEUR

      Ich? Er lacht.

      OBERLE

      Sie san halt nervös.

      INGENIEUR