Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027226405
Скачать книгу

      OBERLE

      MAURER

      HANNES

      SIMON

      INGENIEUR

      AUFSICHTSRAT

      Schauplatz: Hochgebirge

      Zeit: Vierundzwanzig Stunden

       Inhaltsverzeichnis

       In der Arbeiterbaracke Nr. 4 der Bergbahn A. G. Links Matratzenlager. Rechts Herd und langer Holztisch, darüber Petroleumlampe. Im Hintergrund eine Tür ins Freie, rechts eine nach dem Räume des Ingenieurs. Neben letzterer Telephon.

      Spätnachmittag. Herbst.

      Veronika lacht.

      KARL

      grimmig: Wie die lacht! Wie die lacht!

      VERONIKA

      Ausgerutscht! Ausgerutscht! – Du bist mir so aner, so von hinten – so a ganz Rabiater –

      SCHULZ

      ein blasses, schmales Kerlchen mit Sommersprossen, tritt ein; verbeugt sich leicht; er lispelt ein wenig: Guten Tag! Verzeihen Sie, Fräulein: dies hier, dies gehört doch zum Bergbahnbau?

      VERONIKA

      Ja.

      SCHULZ

      Dies ist doch Baracke Nummer 4?

      VERONIKA

      Ja.

      SCHULZ

      Hm.

      KARL

      Wer san denn Sie?

      SCHULZ

      Mein Name ist Schulz.

      KARL

      Was wollns denn da?

      SCHULZ

      Ich möchte den Herrn Ingenieur sprechen.

      KARL

      Der is jetzt net hier.

      SCHULZ

      Ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden.

      KARL

      Suchens Arbeit?

      SCHULZ

      Ja.

      KARL

      schnallt sich ein Gestell auf den Buckel: So? Drum.

      SCHULZ

      lächelt verlegen: Eben. – Wann kommt der Ingenieur?

      VERONIKA

      Nit vor der Nacht. Sie nähert sich Karl. Mußt scho nunter? Wieder nunter? Du trauriger Bua –

      KARL

      Tu nur net so! So scheinheili! – Alsdann, was brauchst? A Mehl, dreißig Pfund und a Marmelad.

      VERONIKA

      Und an Schnaps.

      KARL

      Und an Schnaps. – Und?

      VERONIKA

      Sonst nix.

      KARL

       Nix?

      VERONIKA

      Nix. Nix vo dir.

       Stille.

      KARL

      Jetzt glaub ichs, was d'Leut im Dorf redn. Es is scho wahr: Dei Mutter hat mitn Teufl paktiert, an Vater hat ja no kaner gsehn!

      VERONIKA

      Halts Maul!

      KARL

      Du bringst bloß Unglück! Lach net! Herrgottsakra! Des Fleisch! Du bist scho des best Fleisch im Land, auf und nieder! Di hat net unser Herrgott gformt; den Arsch hat der Satan baut! – Adies, Höllenbrut! Rasch ab.

      VERONIKA

      betrachtet Schulz; etwas spöttisch: Was wollns denn vom Ingineur?

      SCHULZ

      Ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden.

      VERONIKA

      äfft ihm nach: So? Das habe ich nicht gehört.

       Ab.

      SCHULZ

      allein: Hm.

       Xaver, Sliwinski, Reiter kommen von der Arbeit mit Spaten, Hacken usw. Xaver und Sliwinski legen sich auf die Matratzen, nur Reiter beachtet Schulz.

      REITER

      Wer bist denn du?

      SCHULZ

      Ich habe gehört, hier würden noch Leute eingestellt werden.

      REITER

      lacht kurz: So? Wo hast denn des ghört?

      SCHULZ

      In, in – ich weiß nicht, ob es stimmt.

      REITER

      Des stimmt net. Aber scho gar net.

       Schulz setzt sich. Reiter lehnt seine Hacke an die Wand und will wieder hinaus, trifft in der Türe auf Veronika, die mit einer Schüssel Kartoffeln und einigen rohen Koteletts eintritt.

      VERONIKA

      Wohin?

      REITER

      Des geht di nix an! Ab.

      VERONIKA

      erblickt Schulz: Jetzt hockt der no allweil da!

      SCHULZ

      Ja.

       Stille.

      Eßt ihr hier alle Tage Fleisch?

      VERONIKA

      Ah! Die Schnitzel da san für an hohn Herrn, an Direktor. Der is d'Bergluft nit gwohnt, drum muß er fest essn – was schauns mi denn so an?

      SCHULZ

      Ich dachte nur nach: wann ich das letztemal Fleisch –

      VERONIKA

      Was für Fleisch?

      SCHULZ

      Fleisch –

      VERONIKA

      Aso!

       Stille.

      Wendet sich ihm zu. Um Gotts willn! Mensch, was habens denn?! Sie san ja ganz gelb, als warens tot!

      SCHULZ

      Mir ist es nur plötzlich so schwindlig. Das dürfte wohl auch die Luft gewesen sein, die Bergluft, die eben nicht jeder gewohnt ist. Fest essen, fest essen.

      VERONIKA

      setzt sich neben ihn und schält die Kartoffel: Woher kommens denn?

      SCHULZ

      Von unten.

      VERONIKA

      Na, i mein: woher? aus welcher Stadt? Sie san do aus der Stadt, Sie redn ja so.

      SCHULZ

      Ich bin aus Stettin.

      VERONIKA

      Stettin?

      SCHULZ

      Stettin