EMANUEL
Wie du einen quälen kannst!
ADA
lacht ihn aus.
EMANUEL
steckt langsam den Revolver ein.
ADA
Langen drei?
EMANUEL
Was drei?
ADA
Dreitausend.
EMANUEL
entrüstet: Ich bin doch kein Hebräer!
ADA
Langen drei?
Stille.
Lächelt. Darf man den Herrn Baron einladen, über Nacht hierzubleiben? Du könntest es ja dann telegraphisch – wenn ich dir die drei bewilligt haben sollte – Strasser! Ein Zimmer! Ein Gast! Ein Gast!
EMANUEL
Du hast dich nicht verändert.
ADA
Keine Komplimente!
EMANUEL
Da du als Kind schon Tiere gequält hast, kann mich dein jetziges Benehmen keineswegs wundern – doch hoffe ich, daß du mich nicht zu Tode peinigst. Ada, es geht um sieben. Drei kosten mich den Kopf.
ADA
Diesen Kopf! – Strasser! Führe den Herrn Baron auf sein Zimmer!
STRASSER
Sonnenseitig?
ADA
Nur nicht Mond! Damit er nicht anfängt zu wandern!
EMANUEL
Ich darf wohl bitten, meine Gebrechen nicht derart vor dem Personal –
ADA
unterbricht ihn: Unter uns! Unter uns! Wir haben keine Geheimnisse! Du erlaubst, daß ich dich deinen Verwandten vorstelle: mein Bruder Emanuel, genannt Bubi. – Dein Schwager Direktor Strasser. Dein Schwager Karl, der wagemutigste Rennfahrer seit Ben Hur, fünf Kilometer in der Stunde –
KARL
Kilometer ist gut! Sehr gut!
ADA
grinst: Nicht? – Und dein Schwager Max!
MAX
Angenehm!
EMANUEL
erstarrt.
Stille.
ADA
schleicht zu Emanuel und küßt ihn auf das Ohr; grinst: Nicht weinen, Bubi, nicht weinen –
EMANUEL
unterdrückt: Es ist erschütternd!
ADA
lacht: Bubi! Bubi!
EMANUEL
Als Mensch möchte ich jetzt tot umfallen, aber als Kavalier muß ich mich degradieren lassen.
STRASSER
Darf ich bitten, Herr Baron!
Müller erscheint in der Eingangstüre.
Und Generaldirektor Müller, Präsident der Vereinigten Kalkwerke von Paneuropa!
MÜLLER
He?
STRASSER
Einen Augenblick, Herr Generaldirektor! Darf ich bitten, Herr Baron!
Stille.
EMANUEL
starr; lächelt sarkastisch und verbeugt sich steif: Zu freundlich! Er eilt die Treppen empor.
Strasser folgt ihm.
MÜLLER
Halt!
STRASSER
Im Augenblick, Herr Generaldirektor! Ab.
MÜLLER
Was bin ich?
ADA
zu Karl: Allons, Ben Hur!
KARL
Was man alles werden kann!
ADA
Wie du willst, Herkules!
Es dämmert.
MÜLLER
Was bin ich?
Ada zieht sich den Mantel aus und wieder an; pudert sich die Nase, schminkt sich die Lippen.
KARL
Laß das! Los! Die Sonne ist weg – du bist schon schön!
ADA
Wird es regnen?
KARL
Es wird Nacht.
ADA
So? Dann wollen wir nunmehr bis zur Kapelle – ich liebe diese Spätgotik. Zu Müller. Bleiben Herr Generaldirektor die Nacht über?
MÜLLER
verwirrt: Was für Nacht?
ADA
Charmant! Dies Kind im Manne – Au revoir, Herr Generaldirektor! Ab mit Karl.
MÜLLER
sieht ihr nach; zu Max: Wohin reiten denn die?
MAX
Die reitet nicht nur, die fährt auch. Automobil.
MÜLLER
Mit der Peitsche?
MAX
Auch das, Herr Generaldirektor. Er blickt suchend umher.
MÜLLER
Was bin ich?
MAX
Generaldirektor.
MÜLLER
Ich bin kein Generaldirektor! Ich bin Müller, Vertreter der Firma Hergt und Sohn –
MAX
unterbricht ihn: Aber bei Ihren Fähigkeiten könnten Sie jederzeit Generaldirektor sein!
Müller setzt sich.
Natürlich! Aber natürlich!
Stille.
MÜLLER
Bei meinen Fähigkeiten? – Natürlich! Er schnellt empor und eilt hin und her.
MAX
Wenn ich nur meine Schuhe finden könnte –
MÜLLER
Es wäre nur zu natürlich – Jederzeit! Fähigkeit, Begabung, Genie! Jederzeit! Aber, junger Mann, die Welt ist zu verlogen, sie will belogen sein! Glück müßte man haben, Glück!
MAX
Haben Sie nicht irgendwo, etwa, zufällig, ein Paar Schuhe gesehen?
MÜLLER
hält ruckartig: Was für Schuhe?
MAX
Schwarze Schuhe.
MÜLLER
Schwarze Schuhe?
MAX