Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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weitere Vorsicht dürfte angeraten sein.«

      »Hat die Schachtel einen Absender?« erkundigte sich der Anwalt.

      »In der Tat, Sir, sie hat einen«, sagte der Butler. Er drehte die Schachtel etwas zur Seite und las dann laut vor: »›Die Schwarze Witwe‹ steht hier. Ich möchte hinzufügen, daß dieser Absender ebenso treffend wie unheimlich und tödlich ist...!«

      *

      »Also doch tödlich«, meinte Anwalt Rander. Er sah sich mißtrauisch im Zimmer um und fügte dann hinzu: »Sind Sie sicher, daß es nur eine einzige Spinne war?«

      »Vollkommen sicher, Sir. Und was die Gefährlichkeit dieser Art von Spinnen angeht, so möchte ich mich korrigieren.«

      »Kennen Sie sich etwa auch in Spinnen aus?« Mike Rander nahm auf einem Stuhl Platz, war aber so vorsichtig, die nackten Füße auf die Sitzfläche hochzuziehen.

      »Spinnentiere oder Arachnoiden«, dozierte der Butler, »gehören zur Klasse der Gliederfüßler und Tracheenatmer. Sie verfügen über sechs sehr fein gegliederte Gliedpaare, die nur am Kopfbruststück sitzen. Diese sechs Gliedpaare unterteilen sich in ein Kiefernpaar, in ein Kiefertasterpaar und in vier Beinpaare. Im vorliegenden Fall, Sir, haben wir es tatsächlich mit einer Riesen- oder Vogelspinne zu tun, die man hier in den südlichen Breiten die ›Schwarze Witwe‹ zu nennen pflegt. Sie gilt in der Regel als tödlich. Nach einem Biß stellen sich unerträglich Körperschmerzen, Schüttelfrost, Atemnot, Kältegefühl und anschließend Krämpfe mit Delirien ein, bis schließlich eine Atemlähmung den Tod herbeiführt.«

      »Herrliche Aussichten...!« Mike Rander schüttelte sich leicht und zog die nackten Füße noch höher. »Haben Sie noch mehr davon auf Lager?«

      »Die ›Schwarze Witwe‹, Sir, liebt den Schatten, eine gewisse, warme und feuchte Umgebung und gilt als Nachttier«, redete der Butler weiter. »Das Zuschicken dieses Kerftieres ist in meinen Augen als eine Art Mordandrohung gedacht gewesen.«

      »Scheint mir auch so«, antwortete Mike Rander und zündete sich eine Zigarette an. »Aber wer fängt solche lieben Tierchen ein und schickt sie uns ins Hotelzimmer?«

      »Das entzieht sich leider meiner Beurteilung, Sir.«

      »Haben wir Feinde hier in Los Angeles?«

      »Im Moment nicht, Sir...!«

      »Zum Henker, wer will uns an den Kragen?« fragte Rander halblaut und suchte den weichen Teppichboden nach weiteren ›Schwarzen Witwern ab. Dann nahm er ruckartig den Kopf hoch: »Ob dieses Geschenkpäckchen mit unserem Gespräch zusammenhängt?«

      »Sie denken an das Gespräch, Sir, was Sie und meine Wenigkeit noch zu führen beabsichtigen?«

      »Richtig...! In einer Stunde treffen wir auf Art Stonewell von der ›Star Pictures‹. Wir wissen, daß er böse Schwierigkeiten hat. Einzelheiten fehlen uns. Am Telefon aber sprach er von einer tödlichen Gefahr.«

      »Wenn Sie erlauben, Sir, würde ich mich gern um jenes Kerftier dort kümmern.«

      »Sie wollen sich freiwillig mit dieser verdammten Spinne abgeben?«

      »Ich möchte herausfinden, Sir, wo man Arachnoiden dieser Spezies bekommen kann. Meiner bescheidenen Ansicht nach laufen sie hier im Stadtgebiet nicht frei herum.«

      »In Ordnung, Parker. Hauptsache, Sie bringen das Biest erst mal weg. Wir sehen uns dann später. Sagen wir, in zwei Stunden wieder hier im Hotel...«

      *

      Nach genau fünfzehn Minuten stand Mike Rander auf und sah sich noch einmal verabschiedend in dem mit satter Vornehmheit eingerichteten Vorzimmer um.

      Hinter einem Tisch aus Glas und Chrom saß eine ungemein attraktiv aussehende Blondine und langweilte sich zurückhaltend. Sie hatte nichts zu tun und bewachte nur die Telefon-Tischvermittlung. Sie saß in der Nähe des breiten und tiefen Fensters, durch das man hinaus auf die Ateliers der ›Star-Pictures‹ sehen konnte. Ihre schlanken Beine und hochhackigen Schuhe standen auf einem Veloursteppich, der wenigstens zehn Zentimeter hoch war. Die tiefen Clubsessel und die kleine Hausbar auf Rollen vervollständigten den Eindruck von Geld, Einfluß und Eleganz.

      Mike Rander drückte die Zigarette im Kristallaschenbecher aus und ging gelassen zur Tür.

      Die attraktive Blondine erwachte aus ihrem Dämmerschlaf und setzte sich ruckartig aufrecht. Dann schnappte sie hörbar nach Luft. Es ging ihr nicht in den Kopf, daß dieser Besucher das Vorzimmer verlassen wollte. Und zwar freiwillig, ohne daß sie ihn hätte hinauskomplimentieren können.

      »Sir...! Mr. Rander...!?« Sie raffte sich auf, stand auf und trippelte ihm nach. In einer Mischung aus Überraschung, Ärger und Mißbilligung sah sie ihn an. »Sie wollen doch nicht etwa gehen?«

      »Natürlich werde ich gehen«, antwortete Mike Rander lächelnd. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen. Ich war mit Mr. Stonewell vor einer guten Viertelstunde verabredet. Diese Zeit habe ich nun freiwillig zugegeben, nun aber muß ich bedauern.«

      »Und... und was sage ich Mr. Stonewell?«

      »Richten Sie ihm meine freundlichsten Grüße aus«, gab der junge Anwalt lächelnd zurück. »Wenn er etwas von mir will, kann er mich jederzeit in meinem Hotel erreichen. Die Adresse ist Ihnen ja bekannt, nicht wahr...!«

      Die attraktive Blondine wollte protestieren, Rander mit Einwänden kommen, ihn vielleicht auch warnen, doch Mike Rander hatte das Büro bereits verlassen und schritt auf den Fahrstuhl zu. Er dachte wirklich nicht daran, noch länger auf sein Gespräch mit Stonewell zu warten.

      Er hatte den Lift noch nicht ganz erreicht, als er plötzlich hinter sich eilige Schritte hörte. Und dann seinen Namen.

      »Mr. Rander... Mr. Rander...!« keuchte eine Stimme. »Mr. Stonewell wünscht Sie zu sehen.«

      Mike Rander wurde von einem jungen, fast kahlköpfigen Mann von etwa vierzig Jahren überholt. Dieser junge Mann mit den alten, müden Augen und dem verbrauchten und angewiderten Zug um den Mundwinkeln versperrte ihm den Weg.

      »Wer sind Sie?« erkundigte sich der Anwalt.

      »Herb Lasters, der Sekretär von Mr. Stonewell... Kommen Sie, wir können den Boß nicht warten lassen...!«

      Mike Rander lächelte und zündete sich erst einmal eine Zigarette an. Er fühlte sich keineswegs wie ein junger, gehorsamer Hund, der nur auf den Pfiff seines Herrn wartet. Gut, Stonewell hatte ihn hierher nach Los Angeles gebeten, um ihm einen Fall zu übertragen, doch Rander war finanziell unabhängig. Er war auf Aufträge weiß Gott nicht angewiesen. Er konnte sich seine Klienten immer noch aussuchen.

      »Bitte, Sir, kommen Sie...!« Herb Lasters sah ihn flehend an. »Mr. Stonewell hat nur zehn Minuten Zeit für Sie, dann muß er in eine Produktionsbesprechung ..!«

      - Es war vielleicht nur die Angst, die aus diesem Lasters sprach, daß Mike Rander nun doch mitkam. Er nahm sich allerdings Zeit, und es dauerte einige Minuten, bis er dem mächtigen Boß der ›Star-Pictures‹ gegenüberstand.

      »Zum Teufel, wo bleiben Sie denn?« herrschte er Mike Rander gereizt an. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«

      »Dann sind wir uns ja vollkommen einig«, erwiderte Mike Rander lächelnd. »Aus Zeitgründen wollte ich gerade gehen.«

      »Sie... Sie wollten gehen?« Art Stonewell, ein untersetzter, korpulenter, schwitzender Endfünfziger mit kurz geschorenem, eisgrauem Haar und kalten Augen ließ sich in seinen Drehsessel fallen und starrte den jungen Anwalt wie ein Wesen aus einer fremden, fernen Welt an.

      »Ihr Sekretär hat mich gerade noch am Lift erwischt«, erläuterte Rander.

      »Wollen... wollen Sie mich provozieren, Rander?« Stonewell sah ihn kalt und abschätzend an.

      »Schafft man das so leicht?« erkundigte sich Mike Rander lächelnd.

      »Sie wissen wohl nicht, wer ich bin, wie?«

      »Legen Sie Wert darauf, daß